Wovon erzählen die Berliner Stadttheater? (Seminar/Workshop)

Anna Volkland
Wovon erzählen die Berliner Stadttheater? Institutionelle Dramaturgien und kritische Aufführungsanalysen

Seminar/Workshop, 2 SWS, 2 LP
Montags, 18-20:15 Uhr, 6 Seminartermine: 23.4., 7.5. 14.5., 4.6., 18.6., 2.7.2018
Dazu abwechselnd 5 Theaterbesuche (der erste am 29. oder 30.4.), idealerweise sonntags, evtl. aber auch montags oder samstags, ab ca. 19 Uhr
Seminarort: Fasanenstr. 1B, Raum 302
Achtung: Die Tickets für die Theaterbesuche müssen von den Studierenden selber bezahlt werden (sollte dies Einzelnen aus guten Gründen nicht möglich sein, suchen wir gemeinsam eine Lösung). Die Auswahl der Stücke und die entsprechenden Termine der Theaterbesuche werden innerhalb der Seminargruppe abgesprochen.

In der Spielzeit 2017/18 eröffneten zwei der fünf großen Berliner Schauspieltheater mit einer neuen Intendanz: das traditionsreiche Berliner Ensemble und die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Und spätestens jetzt kann man mit Blick auf die zuvor 25 Jahre lang vom selben Intendanten geleitete Volksbühne feststellen, dass „das Neue“ keineswegs gleichbedeutend sein muss mit (künstlerischer) Weiterentwicklung. So hatte das neue Volksbühnen-Team schon 2016 erklärt, es könnte mit den Konzepten eines Theaters „als soziales Labor“, eines „Theaters des Widerspruchs“ oder „der Weltentwürfe“ nicht viel anfangen, aber man wolle sich „auch der unmittelbaren Vergangenheit zuwenden“ und etwa historische „Originalinszenierungen rekonstruieren“. Daneben bieten die anderen Häuser, vor allem das sich dezidiert mit aktuellen politischen Fragen auseinandersetzende Gorki Theater, durchaus andere Programmatiken. Aufregende gesellschaftliche Impulse oder radikale ästhetische Experimente sind von den öffentlich finanzierten Bühnen momentan jedoch kaum zu vernehmen. „Business as usual“ – also alles gut?

Anknüpfend an bisherige Seminare zur gemeinsamen Reflektion aktueller Aufführungen setzt dieses Seminar den Fokus auf die Institution Stadttheater und analysiert ausgewählte Berliner Inszenierungen im Kontext der „institutionellen Dramaturgie“ (Gesamtperformance und Selbstdarstellung) des jeweiligen Theaters. Verschiedene Fragen sollen auf Grundlage von Text- und Materialstudien sowie eigenen Beobachtungen gemeinsam diskutiert werden, etwa:

Welche Visionen der eigenen Rolle und Aufgaben verkündigen die Theater öffentlich – und inwieweit passen ihre jeweiligen künstlerischen und sonstigen Angebote dazu? Welche Spannungsverhältnisse bestehen zwischen den Visionen eines idealen Stadttheaters und den Realitäten eines institutionellen Produktionsalltags? Wieviel „Neuheit“, Experiment und Risiko etwa kann von einem auf Wiederholbarkeit und „Vermittelbarkeit für alle“ angelegten, öffentlich finanzierten Betrieb verlangt werden? Sollten Theater sogar als Museen gedacht werden?

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Die aktive, regelmäßige und verbindliche Teilnahme an den aufeinander bezogenen Seminarveranstaltungen, zu denen auch fünf abendliche Theaterbesuche gehören, ist unerlässlich. Die Sitzungen sind vor- und nachzubereiten, etwa durch das Lesen kürzerer Texte, eigene kleine Recherchen und das Aufbereiten von Aufführungsnotizen/Erinnerungsprotokollen sowie ggfs. Kurzessays. 

Schwerpunkte: Wahrnehmen, Orientieren, Schreiben

Anna Volkland studierte Dramaturgie in Leipzig (Diplom 2009) und Tanzwissenschaft in Berlin, arbeitet seitdem als Dramaturgin in Stadttheatern (2010/11 Städtische Bühnen Osnabrück, später als Gastdramaturgin am DNT Weimar und Theater Gera) sowie für freie Produktionen (v.a. im Tanz). Seit 2014 ist sie (mit kurzer Unterbrechung) wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Theorie und Geschichte des Theaters an der Fakultät Darstellende Kunst der UdK Berlin. Sie promoviert zu „Institutionskritik im deutschen Stadttheater seit den späten 1960er-Jahren“, unterrichtet im Studiengang Schauspiel sowie im Studium Generale der UdK, daneben Lehraufträge an der HfM Berlin, der FU Berlin und der Uni Hildesheim.