Umwelten und ihre Beschreibungen (Seminar)

Cord Riechelmann
Umwelten und ihre Beschreibungen

Seminar, 2 SWS, 2 LP
Montags, 16-20 Uhr s.t., 14tägig, 7 Termine: 30.10., 13.11., 27.11., 11.12.2017, 8.1., 22.1., 5.2.2018, Hardenbergstr. 33, Raum 102
AUSNAHME: am 8.1.2018 in Raum 150

Brennende Wälder sind zu Ikonen des Anthropozäns geworden und einer der Gründe, warum niemand gern allzulange über den Klimawandel nachdenkt. Die Diagnosen sind zu deprimierend. Der australische Kulturwissenschaftler McKenzie Wark versucht mit seiner „Theorie für das Anthropozän“ insofern Mut zu machen, als er zuerst die finsterste aller Illusionen beiseite räumt und jenen Gott für tot erklärt, der sich noch in der Weltanschauung versteckt hielt, derzufolge die Ökologie sich schon selbst korrigieren, ins Gleichgewicht bringen und heilen würde.

Im Seminar wollen wir – ausgehend von den klassischen Untersuchungen Jakob von Uexkülls in seinen „Streifzügen durch die Umwelten von Tieren und Menschen“ – sowohl die Erledigung des Gleichgewichtsdogmas in den Umweltwissenschaften nachzeichnen. Wir wollen jedoch auch mit Warks Theorie nach Formen von Umweltbeschreibungen und Wissenspraktiken suchen, die nicht in melancholische Lahmung führen oder davon ausgehen, dass die Welt wieder in Ordnung kommt, wenn wir uns nur aus den schlimmsten Exzessen zurückziehen würden.

Literatur:
Deleuze, Gilles: Spinoza und wir. In Gilles Deleuze: Spinoza. Praktische Philosophie. Merve Verlag.
Guattarie, Felix: Die drei Ökologien. Passagen Verlag.
von Uexküll, Jakob / Kriszat, Georg: Streifzüge durch die Umwelten von Tieren und Menschen: Ein Bilderbuch unsichtbarer Welten. Bedeutungslehre. Rowohlt.
Wark, McKenzi: Molekulares Rot: Theorie für das Anthropozän. Matthes & Seitz.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige Anwesenheit und aktive Mitarbeit.

Cord Riechelmann, geboren 1960 in Celle, studierte Biologie und Philosophie an der Freien Universität Berlin. Er war Lehrbeauftragter für das Sozialverhalten von Primaten und für die „Geschichte biologischer Forschung“. Außerdem arbeitete er als Kolumnist und Stadtnaturreporter für die „Berliner Seiten“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Autor der Bücher „Bestiarium“ (2003) und „Wilde Tiere in der Großstadt“ (2004). 2008 erschien eine Sammlung der Stimmen der Tiere Europas, Asiens und Afrikas, 3 CDs bei kein und aber. Er kuratierte zusammen mit Marcel Schwierin das Sonderprogramm zum „Kino der Tiere“ bei den Kurzfilmtagen 2011 in Oberhausen. Zuletzt erschien das Buch „Krähen. Ein Porträt“ (2013) bei Matthes & Seitz. Riechelmann schreibt für diverse Zeitungen u. a. für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, den Merkur, die taz und die jungle world. Er unterrichtet wiederkehrend im Studium Generale der Universität der Künste Berlin.