Sampling. Musikalische Verfahren zwischen Zitat und Aneignung (Seminar)

Kim Feser
Sampling. Musikalische Verfahren zwischen Zitat und Aneignung

Seminar, 2 SWS, 2 LP, 5 Plätze
Mittwochs, 10-12 Uhr, wöchentlich ab 24.10.2018, Fasanenstr. 1B, Raum 212
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik und von Gesang/Musiktheater nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Sampling erscheint heutzutage allgegenwärtig: In vielen Pop-Songs tauchen markante Ausschnitte anderer Musikstücke auf; Hip-Hop und diverse Strömungen elektronischer Tanzmusik basieren unter anderem auf Beats, Breaks und Voices, die älteren Tracks entnommen sind; in der Film-Musik werden Orchester-Klänge oder auch Ambient-Geräusche oftmals mithilfe von Sample-Libraries programmiert. Das Verfahren, eine vorhandene Tonaufnahme oder einen Ausschnitt davon in einen neuen Kontext zu integrieren, ist aber nicht auf digitale Musikproduktion oder den Bereich der Popularmusik beschränkt. Bereits Mitte des 20. Jahrhunderts wurde in der avantgardistischen Musique concrète mit Tonbandaufnahmen gearbeitet. Bei den ersten Samplern, wie dem Mellotron, wurden die Klänge von Tonband abgespielt.
Beim musikalischen Einsatz eines Samples gibt es grundsätzlich zwei Extreme. Entweder wird es als Zitat herausgestellt oder es wird derart bearbeitet, dass seine Herkunft nicht erkennbar ist. Dazwischen gibt es viele Mischformen, weshalb das „Aufspüren“ von Samples nicht nur mit journalistischen oder wissenschaftlichen, sondern auch mit rechtlichen Interessen verbunden ist. Hinsichtlich der Art der Verfremdung bzw. Aneignung eines Samples überlagern sich historische, kulturelle und ästhetische Aspekte. So verändert sich etwa mit den technischen Sampling-Standards auch der musikalische Umgang mit Störgeräuschen – in Zeiten hochauflösender digitaler Formate haben nicht nur analoges Rauschen, sondern auch Lofi-Effekte wie Bitcrushing eine andere Bedeutung. Wird ein Sample aus einem bestimmten musikalischen Kontext entnommen und in einen anderen transferiert, werden dabei unter Umständen auch exotische Klischees (etwa bei Instrumenten-Klängen) oder geschlechtsspezifische Stereotypen (insbesondere bei Stimmen) reartikuliert – oder aber subversiv gebrochen.

Im Seminar soll die Geschichte des Samplings entlang der Wechselwirkungen von technischer Entwicklung und musikalischer Nutzung diskutiert werden.

Leistungsanforderung: aktive Teilnahme und ein Referat

Kim Feser ist 2018/19 Lehrbeauftragter (Musikwissenschaft) an der Universität der Künste und der Freien Universität Berlin. Seine Schwerpunkte in Lehre und Forschung sind: elektronische Musik, Neue Musik und Grenzbereiche von Pop-Underground-Avantgarde, außerdem Musikästhetik, Musiktechnologie und Archivprozesse. 2016 gab er das Buch „Techno Studies. Ästhetik und Geschichte elektronischer Tanzmusik“ heraus (zusammen mit Matthias Pasdzierny), zuletzt veröffentlichte er Beiträge zu Synthesizern und Sequenzern (2017 und 2018). Bis 2017 (ab 2011) war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt „‚Ereignis Darmstadt‘. Die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik 1964–1990 als ästhetischer, theoretischer und politischer Handlungsraum“ (UdK / DFG).

Ausführliche Informationen:

www.udk-berlin.de/universitaet/fakultaet-musik/institute/institut-fuer-musikwissenschaft-musiktheorie-komposition-und-musikuebertragung/musikwissenschaft/personen-der-musikwissenschaft/kim-feser/