Computer sagt: „wahrscheinlich“. Wie KI und Algorithmen unsere Welt verändern (Blockseminar)

Kevin Baum
Computer sagt: „wahrscheinlich“. Wie KI und Algorithmen unsere Welt verändern

Blockseminar, 2 SWS, 2 LP
Samstags/Sonntags, 10-18 Uhr, 27./28.10. und 1./2.12.2018, Hardenbergstr. 33, Raum 336

Dank Algorithmen werden unüberschaubare Mengen von Daten fruchtbar gemacht. Das Resultat sind KIs, die vor allem eines können: Vorhersagen treffen. Drei Entwicklungen hierzu sollen im Seminar beleuchtet werden:
(1) Entscheidung und Verantwortung: KIs helfen Schulbehörden bei der Lehrerauswahl und entscheiden, welche Nachrichten wir zu sehen bekommen. Die mathematische Natur solcher Verfahren verspricht Objektivität. Aber die Daten, aus denen diese KIs ihre Fähigkeiten schöpfen, sind vorurteilsbehaftet. Selbst Experten können das Verhalten von KIs nicht vorhersagen. Aber ist das relevant, wenn KIs statistisch bessere Vorhersagen und Entscheidungen treffen? Oder ist es doch wichtig, diese Vorhersagen und Entscheidungen zu hinterfragen?
(2) Individualisierung und Fragmentierung: Damit nicht genug: KIs können noch mehr. Sie erlauben es uns, Mimik zu manipulieren und Stimmen zu synthetisieren. Mittlerweile generieren KIs sogar Musik und Gemälde. All dies erlaubt einen radikalen Individualismus. Damit wird die Fragmentierung der Gesellschaft gefördert. Wenn jeder auf ihn maßgeschneiderte Produkte erhält, rückt uns dies auseinander. Außerdem gilt: Was neue künstlerische Fähigkeiten erlaubt, ermöglicht gleichzeitig Fake News einer neuen Qualität.
(3) Freiheit von und Mangel an Arbeit: Die Entwicklung von KI erlaubt neue Möglichkeiten der Automatisierung und damit einen Produktivitätssprung. Was aber bedeutet dies für menschliche Arbeit? Stehen wir vielleicht am Scheideweg zwischen einem neomarxistischen Utopia und einem kapitalistischen Dystopia?

Das Seminar soll einen Einblick in diese drei Entwicklungen geben. Am ersten Tag wird in die Funktionsweisen moderner KI sowie in die Moralphilosophie eingeführt. Danach werden wir uns konkrete Beispiele aus den drei Themenbereichen erarbeiten. Am Ende sollen in kleinen Gruppen Produktplakate als Werbung für hypothetische, dystopische oder utopische Produkte erstellt werden.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige und aktive Teilnahme, Erstellung eines Produktplakats in Gruppenarbeit

Schwerpunkte:
Ausrichtung der Veranstaltung: orientierend, vorwärtsgewandt
Kompetenz/Aktivität der Teilnehmenden: reflektieren/denken, artikulieren

Kevin Baum studierte Informatik und Philosophie an der Universität des Saarlandes, wo er heute Doktorand und Dozent in beiden Fachrichtungen ist. Seine Forschungsgebiete sind die Ethik kollektiven Handelns sowie moralische Dimensionen von Algorithmen und künstlicher Intelligenz.