Clara Becking, „SKY“, 2023

Quelle: Clara Becking
Quelle: Clara Becking
Quelle: Clara Becking

Clara Becking, „SKY“, 2023

15 min, color
Als sich im Juni diesen Jahres der Himmel über New York für mehrere Tage glutrot färbt, die Luft beißt und sich dystopische Bilder einer Stadt ohne Himmel, ohne Tiefe in zu erwartende ästhetische Zukunfts-Szenarien einschreiben, sind es erst sechs Monate seitdem ich weiß, dass der Mond in der Nacht wandert. Wie konnte mir das entgehen?
Ich schaute ungläubig, fast verschämt zu, wie er kontinuierlich seinen Patz aufgab und einen neuen besetzte. Das, was sich jeden Tag direkt vor unseren Augen abspielt zu sehen; es das erste Mal überhaupt zu erkennen, kann in vielerlei Hinsicht ein brutaler Akt sein. Es lässt uns nicht selten scheinbare Gewissheiten in Frage stellen, deren Beständigkeit für das Fortwähren einer den Alltag aufrechterhaltenden Ignoranz unabdingbar ist. Kann ein Blick es schaffen, die Gitterstäbe der Episteme sichtbar zu machen, um auf eine Welt ohne sie schauen zu können? Fokus-Shift; Vordergrund und Hintergrund tauschen; die Plätze neu verteilen, nach der Wahl der ProtagonistInnen fragen; aus der Perspektive einer Anderen blicken.
„Free my eye endless blue“ — Von meinem Blick, der dir den Platz eines Screensavers zuteilt, der deine Präsenz als gegeben hinnimmt und nicht fragt: Wie wäre denn eine Welt, in der der Mond nicht mehr wandert, der Himmel vom Smog seiner Tiefe beraubt, die Luft eine Feindin und die Wolken eine Bedrohung sind? Eine Beschreibung des dämmernden Morgen? Wie konnte uns das entgehen?

Clara Becking studiert Kunst und Medien in der Klasse Narrativer Film bei Professor Thomas Arslan.
@_0_coincidence