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Gründer*innen im Portrait
 

Foto: Julia Helms

 

"Das Berliner Startup-Stipendium ist ein Türöffner." Im Gespräch mit der Gründerin Verena Michels von The Weather Underground

 

Was ist deine Geschäftsidee?

 

The Weather Underground entwirft und produziert kompostierbare Regenjacken und -capes, die erdölbasierte Einwegkleidung ablösen und dabei stilsicher aussehen. Sie bestehen aus biologisch abbaubarer Biokunststofffolie, die auf pflanzlichen, nachwachsenden Rohstoffen basiert. Sie sind schwarz-weiss, transparent bis opaque, schlicht und doch mit modischem Detail wie z.B. Logodruck. 

 

Du bist seit vier Monaten im Stipendienprogramm des Berliner Startup-Stipendiums CREATIVE PROTOTYPING. Wie hat sich in dieser Zeit getan?

 

Der Workshop „Pitch Training“ mit einer Schauspielerin war schonungslos und hat mir besonders viel gebracht. Die Präsentation der eigenen Idee in „mittelkurz“ oder „megakurz“, entweder vor Experten, vor Laien oder vor Investoren, ist ja jetzt Alltag.

Ich habe die Infrastruktur und Beratungsangebote vom CTC maximal genutzt und mich in Bereiche wie kreative Unternehmensführung und finanzielle Absicherung vertieft. Ich habe mithilfe von Steuerberatern, Anwältinnen und anderen Gründungsexperten fundierte Grundlagen geschaffen, so dass ich mich nun voll und ganz auf Design, Materialrecherche und die Optimierung meiner Prototypen kümmern konnte.

Vier Monate vergehen wahnsinnig schnell, gleichzeitig beobachte ich, dass in der Zeit mein industrielles Netzwerk fundiert ausgebreitet wurde. Ich befinde mich daher jetzt aktiv in der Phase der Kundenakquise.

Und ich habe festgestellt, dass so eine Startup-Förderung eine wahrer Türöffner ist, da sie für viele Leute anscheinend sicherstellt, dass ich tatsächlich unternehmerisch tätig sein möchte.

 

Du warst gerade für drei Wochen auf Recherchereise in Mexiko. Was hat dich dorthin geführt?

 

Momentan stehe ich mit meiner Produktionsweise - Kunststoff aus Kartoffeln und Mais - in Konkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung. Es wäre aber tausendmal ökologischer, gar nicht mehr gezielt für das Material anbauen zu müssen, sondern Abfallprodukte, die sowieso anfallen, verwenden zu können! Und dann habe ich tatsächlich in Mexiko eine Firma gefunden, die das bereits jetzt praktiziert: Sie stellt Kunststoff aus Avocado-Kernen her. Die Reise hat mich aber auch auf ganz andere Ideen gebracht. Mexiko ist zwar ein Land grenzenlosen Plastikkonsums, gleichzeitig aber vorbildlich in der Nachhaltigkeit im öffentlichen Raum. Bio-Abfall wird zum Beispiel überall getrennt. Das hat mich angeregt, mit der BSR in Kontakt zu treten: Warum macht man das nicht auch in Berlin? Außerdem habe ich gesehen, dass es in Mexiko sehr viele Förderprogramme gibt. Auch hier könnte ich mir vorstellen, mit einem lokalen Partner zusammenzuarbeiten und in Mexiko zu produzieren.

 

Produktion ist ein gutes Stichwort. Wer produziert eigentlich deine Mäntel?

 

Die Suche nach einer Produktionsstätte ist tatsächlich ziemlich schwierig, da Biokunststofffolie in der Mode noch nicht verwendet wird und es spezieller Maschinen bedarf. Über viele Umwege bin ich zu einer Firma in Thailand gekommen, wo ich aber aus ökologischen Gründen nur für den lokalen Markt produzieren würde. Ich muss jetzt tatsächlich überlegen, Maschinen zu kaufen und selbst in die Produktion einzusteigen - lokaler geht es nicht!

Das ist gerade ein wahnsinnig spannender Punkt für mich und ich weiß noch nicht genau, wohin die Reise letztendlich gehen wird - Mexiko? Thailand? Oder werde ich Produzentin? Das hätte ich alles vor vier Monaten noch nicht gedacht.

 

Welche Erfahrungen aus deiner bisherigen Gründerzeit sind dir besonders wertvoll?

 

Sobald man selbst gründet, trifft man auf immer mehr Gründer*innen, es findet eine Kultur des Austauschs statt, z.B. die Nummer eines guten Steuerberaters oder Tipps zur Weiterfinanzierung und darüber hinaus. Ich finde es spannend, als Modedesignerin mit Unternehmer*innen aus diversen Bereichen in Kontakt zu treten: mit Produkt- und Grafikdesignern, Wissenschaftlerinnen, Musikern, Künstlerinnen. 

 

Welchen ultimativen Tipp gibst du Gründer*innen mit auf den Weg?

 

Entscheidungen treffen und nicht zu lange abwarten. Als Designerin wäge ich ab zwischen der Ausgangsfrage/dem Vorhaben, dem idealen Ergebnis und der Machbarkeit in absehbarer Zeit. Wenn es um Startup-Gründung geht, ist es wichtig, einen Markt zu erreichen und das Produkt zu testen, es nicht ewig der Welt vorzuenthalten, bis es „fertig“ ist. Ich plane, zeitnah das TWU Cape, ein vereinfachtes Design aus Monomaterial, auf den Markt zu bringen, wissend, dass dies nicht die letzte Variante sein wird. Das Cape ist mein so genanntes „Minimum Viable Product“.

 

 

Verena Michels wird aktuell im Berliner Startup-Stipendium an der UdK Berlin CREATIVE PROTOTYPING gefördert.

 

 

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