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Buchrezension
 

FAST PEFREKT- Die Kunst hemmungslos zu scheitern. Wie aus Fehlern Ideen entstehen von Erik Kessel.

 

"Sehen wir den Tatsachen ins Auge: wir alle haben schon versagt". Der erste Satz, der das Buch von Erik Kessel einleitet, gibt einen Vorgeschmack auf das, was die nächsten 168 Seiten folgen wird: Ein rasanter Ritt durch das kleine 1x1 der Kunst des Scheiterns. Begleitet von schonungslos direkten, ernsten sowie humorvollen Anweisungen und Ratschlägen,  wird der/die Leser/in kurzweilig vom "spektakulären Scheitern", über "Glückliche Fehler" zum "Fehler als Inspiration" geführt. Es geht um den Mut zum Scheitern und darum, sich von Irrtümern und Fehlversuchen inspirieren zu lassen, statt sie zu bedauern. Die Anweisungen klingen fast wie Werbeslogans und wirken zunächst  etwas platt, entfalten aber überraschend schnell eine tiefere Wirkung, die auf wunderbar leichtfüßige Weise daher kommt und keinen Platz für Frustration oder Resignation lässt.

 

Geradezu beschwingt und mit einigem Augenzwinkern folgt Lektion auf Lektion. Hier und da lässt sich fast wie nebenbei eine Weisheit entdecken, die den/die Leser/in manchmal zum Schmunzeln und manchmal zum Nachdenken anregt. Begleitend finden sich viele Abbildungen von Kunstwerken, die Scheitern und Fehler zum künstlerischen Inhalt erhoben haben. Damit werden geschickt die Inhalte untermauert, da der Beweis zum Gelingen der Übertragung des Missgeschicks in eine wertvolle kreative Leistung bereits mitgeliefert wird.

 

Dem Autor gelingt so eine gute Balance zwischen Text und Bildinhalten, die sich gegenseitig kommentieren ohne konstruiert oder überflüssig zu wirken. Zugegeben ist der Ansatz von Erik Kessel nicht neu.  Fast jede Kreativtechnik nutzt das Unperfekte, scheinbar Misslungene oder das falsch Angewendete als Inspirationsquelle. Und auch Ratschläge wie "keep it simple" oder "Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden..." hören Kreative bestimmt nicht zum ersten Mal. Und doch beinhaltet das Buch einige Ratschläge, die zwar bekannt sind leider aber all zu oft im kreativen Prozess zu wenig Beachtung finden. Daher kann es bestimmt nicht schaden, Sätze wie "Haben Sie das Selbstvertrauen, sich nicht darum zu kümmern, was andere denken" einmal mehr zu lesen.

 

Das Buch macht Mut, sich frei von Erwartungen, Zwängen und Regeln zu machen. Leider lässt es aber außer Acht, dass gerade Kreative unter dem ständigen Druck stehen, besonders individuell und unangepasst zu sein. Da scheint das Kapitel "Regeln aushebeln" schon fast überholt. Damit verschenkt das Buch eine Chance und das Potential zur Pflichtlektüre für kreativ Schaffende.Trotzdem schafft es, eine Lockerheit zu vermitteln, durch die mit Sicherheit dem nächsten Scheitern viel gelassener ins Auge gesehen werden kann. Und wenn der/die Leser/in vielleicht erst nach der letzten Seite realisiert, dass sich im Titel ein Schreibfehler versteckt, offenbart sich einmal mehr, dass es durchaus Wert ist, dieses Büchlein als fast perfekten Ratgeber in der Handtasche täglich mit sich zu führen oder ihn guten Gewissens einem kreativen Freund/ einer kreativen Freundin zu schenken.

 

Foto: CTC

 

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