 Foto: Frauen- und Gleichstellungsbüro, erstellt von Ricarda Löser
Newsletter der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten 10/2025
Liebe Leser*innen,
die ersten Wochen des neuen Wintersemesters liegen bereits hinter uns und ein neues Semester bringt nicht nur kreative Energie und neue Projekte mit sich, sondern auch die Möglichkeit, aktuelle gesellschaftliche Themen gemeinsam in den Blick zu nehmen. In diesem Newsletter möchten wir Sie über zentrale Veranstaltungen, Angebote und Diskurse informieren, die uns als Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der UdK Berlin bewegen.
Ein besonderer Fokus liegt in dieser Ausgabe auf den aktuellen Entwicklungen im Bereich Reproductive Rights, wir laden Sie ein zum Aktionstag der UdK Berlin und der HfM Hanns Eisler KUNST.MACHT.MENSCHLICHKEIT. Im Rahmen des Aktionstages wird es verschiedene Formate (Workshops/Vortrag/Podium) für verschiedene Personengruppen geben, um das Thema Machtmissbrauch von vielen Seiten zu betrachten und zu diskutieren. Wie immer haben wir eine Buchempfehlung mit in den Newsletter aufgenommen. In Mit Männern leben. Überlegungen zum Pelicot-Prozess wird der Prozess um die Vergewaltigungen an Gisèle Pelicot analysiert und die Autorin unterbreitet den Lesenden eine philosophisch reflektierende Auseinandersetzung mit männlicher Gewalt. Dann waren zwei Mitarbeiterinnen des Büros der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten für die UdK Berlin in Österreich unterwegs. Neben Linzer- und Sachertorte gab es sehr guten Austausch mit den Kunst-/Musikhochschulen in Wien und Linz.
Wir freuen uns, wenn Sie reinschauen, darüber ins Gespräch kommen, teilnehmen, oder sich einfach inspirieren lassen.
Ich wünsche viel Spaß bei der Lektüre!
Ihre Vanessa Wozny
Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der UdK Berlin
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RÜCKBLICK
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Staff Exchange nach Wien – die UdK Berlin vernetzt sich mit den Kunsthochschulen in Österreich
Durch das International Office an der UdK Berlin hatten wir (Vanessa Wozny und Anke Mittag – Büro der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten UdK Berlin) die Möglichkeit über das Programm Erasmus+ ein Staff Exchange nach Österreich zu machen.
Ich (Vanessa Wozny) war in Wien und habe mich dort mit Kolleg*innen der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Wien (mdw), dieAngewandte und der Akademie der bildenden Künste Wien getroffen. Ziel des Besuchs war die Vertiefung bestehender Partnerschaften mit renommierten europäischen Kunstuniversitäten, sowie die Erkundung neuer Formen des Austauschs und der Zusammenarbeit. Im Fokus standen das gegenseitige Lernen, die Stärkung gemeinsamer Netzwerke, der Austausch zu Gleichstellungs- und Diversitätsstrategien sowie die Identifikation von Best-Practice-Beispielen im Bereich künstlerischer Lehre und Forschung. Es wurden strukturelle Herausforderungen ebenso thematisiert wie gelungene Lösungsansätze, etwa in Bezug auf Barrierefreiheit, kulturelle Vielfalt im Curriculum und geschlechtergerechte Sprache in der künstlerischen Kommunikation. An der mdw Wien ist die Gleichstellungs- und Diversitätsarbeit institutionell stark verankert. Eine eigenen Stabsstelle für Gleichstellung, Gender und Diversität konzipiert unterschiedliche Formate für unterschiedliche Zielgruppen. Beispielhaft ist hier Tricky Moments – Webtool für diversitätsreflektierte Lehre: Bei den Tricky Moments werden fiktive Unterrichtssituationen dargestellt, die sich an reale Erfahrungen Lehrender und Studierender anlehnen. Sie setzen Impulse, eigene Lehr-/Lernsituationen bewusst wahrzunehmen und kritisch zu reflektieren.
Anders als in Berlin ist die Arbeit der Stabsstelle von der Aufgabe der Erst- und Verweisberatung gesetzlich und strukturell getrennt. Der Rat für Gleichbehandlungsfragen ist bei jeder Hochschule in Österreich die Anlaufstelle für Beschwerden und Beratung. In Berlin ist die Erst- und Verweisberatung gesetzlich an das Amt der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten gebunden und wird an der UdK Berlin durch die AGG Beschwerdestelle und die Anlaufstelle ergänzt.
Aufgrund einer unterschiedlichen Verteilung der Ressourcen bei den einzelnen Kunst-/Musikhochschulen in Österreich findet untereinander ein reger Austausch statt um sich gegenseitig zu unterstützen. Der unten im Newsletter angekündigte online-Vortrag Geschlechtsbezogene Gewalt in Wissenschaftseinrichtungen: Vortrag mit Dr. Anke Lipinsky wird z.B. über die Plattform_Gender für alle Kunst-/Musikhochschulen in Österreich (und Deutschland) angeboten.
Ja, die Ressourcenverteilung unterscheidet sich sehr zwischen den Kunst-/Musikhochschulen. Aber eine Sache können sie alle gut: All Gender WC’s in ihren Hochschulgebäuden!! (siehe Bild)
Der Besuch in Wien war für mich inhaltlich äußerst bereichernd und ich habe eine Menge Ideen und Inspirationen mit nach Berlin genommen. Zudem wurde mir wieder deutlich, was wir im Alltag oft vergessen, dass persönliche Treffen und Gespräche so wertvoll sind!
Ich möchte mich an dieser Stelle sehr für die Unterstützung durch Livia Romero und Sandra Bayer aus den Bereichen International Office und International Student Services bedanken. Ein herzlicher Dank geht auch nach Wien – Ulli Mayer und Team (Stabstelle Gleichstellung, Gender und Diversität mdw Wien), Gerda Müller (Vizerektoin für Organisationsentwicklung und Diversität (mdw Wien), Ingrid Schacherl (Koordinationsstelle Frauenförderung | Geschlechterforschung | Diversität Akademie der bildenden Künste Wien) und Stefan Wirnsperger (Stellv. Vorsitzender des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen dieAngewandte).
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 Foto: Vanessa Wozny  Foto: Vanessa Wozny
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RÜCKBLICK
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 Foto: Anke Mittag
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Staff Exchange nach Linz – die UdK Berlin vernetzt sich mit den Kunsthochschulen in Österreich
Ich (Anke Mittag) war zum Staff Exchange an der Kunstuniversität in Linz . Dort habe ich mich am ersten Tag mit dem Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen (AKG) getroffen. Uns wurde schnell klar, dass es unterschiedliche Strukturen in Deutschland und Österreich gibt. Während es an der UdK Berlin verschiedene Beauftragte für Frauen und Gleichstellung, Diversität und Schwerbehinderte Menschen gibt, werden diese Themen an der Kunstuni Linz alle durch den AKG abgedeckt. Dieser ist gesetzlich verpflichtet, Diskriminierungen auf Grund des Geschlechts sowie der ethnischen Zugehörigkeit, der Religion oder Weltanschauung, des Alters oder der sexuellen Orientierung entgegenzuwirken. Diese vielen Aufgaben leisten die Mitglieder des AKG ehrenamtlich. Allerdings gibt es bei dem Verdacht einer Diskriminierung – anders als in Deutschland – die Möglichkeit, eine Schiedskommission anzurufen. Obwohl die beiden Universitäten unterschiedlich groß sind beschäftigen uns doch die gleichen Themen, Vorurteile und Umsetzungsprobleme wie z.B. die Einführung der All-Gender-Toiletten.
Am zweiten Tag habe ich mich mit der Koordinatorin der KuKi Kiste – Verena Henetmayr - getroffen. Dies ist eine Kita für Kinder von Universitätsangehörigen direkt im Gebäude der Uni. Ich bin an der UdK Berlin für die Koordinierung und Betreuung der Kindernotbetreuung KidsMobil zuständig. Und so war es für uns beide natürlich spannend zu erfahren, was die jeweiligen Unis hinsichtlich Vereinbarkeit von Familie und Beruf/Studium anbieten. Nach unserem Gespräch durfte ich mir die KuKi Kiste natürlich auch anschauen, die aufgrund der Ferien aber noch geschlossen war. Außerdem stand noch ein Gespräch mit der Leiterin der Kinder-Kunst-Uni auf dem Programm. Dort lernen Kinder, wieder Zugang zu ihrer eigenen Kreativität zu erhalten bzw. diesen zu bewahren.
Der dritte Tag stand dann ganz im Zeichen der Kunst. Parallel zu meinem Staff Exchange fand das Ars Electronica Festival statt - ein Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft. Dieses Jahr ging es um „PANIC – yes/no“ angesichts der weltweiten Krisen. Über die ganze Stadt verteilt gab es Anlaufpunkte und in der Post City war eine Ebene kostenlos für die Öffentlichkeit zugänglich. Diesen Bereich habe ich mir angeschaut und einiges über mögliche Lösungen und Veränderungen in der Gesellschaft erfahren. Im Eingangsbereich gab es eine Abstimmung per Knopfdruck darüber, ob Kunst die Welt verändern kann. Als ich an der Anzeigetafel vorbeikam, war der Stand: 1.085 JA-Stimmen, 845 NEIN-Stimmen.
Am späten Nachmittag habe ich noch in der Kunstuni an einer Führung durch die dortige Campusausstellung „Alles. Immer. Offen“ im Rahmen der Ars Electronica teilgenommen. Wir waren nur eine kleine Gruppe und konnten so vieles anschauen und selbst interaktive Angebote ausprobieren wie z.B. mit dem eigenen Körper Musik zu komponieren.
Spannend fand ich den Hackathon 2025, der Wissenschaftler*innen und Künstler*innen zusammenbrachte, um die Zukunft von Gesundheit und Medizin gemeinsam neu zu denken. Ausgestellt war eine Installation, die die Lösung für eine seltene Krankheit bei Kleinkindern künstlerisch darstellte. Dann kann Kunst also die Welt verändern!
Während meines Aufenthaltes blieb mir aber auch Zeit, durch die Stadt zu schlendern und mit einem Schmunzeln in einem Kaffeehaus Linzer Torte zu bestellen. Vielen Dank an alle, die diesen Austausch möglich gemacht haben!
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VERANSTALTUNG
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 Foto: KUNST. MACHT. MENSCHLICHKEIT.
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27. November 2025: Aktionstag Kunst.Macht.Menschlichkeit
Professioneller Umgang mit persönlicher Nähe beim Musizieren: Dieses Thema betrifft alle, die an einer Kunst-/Musikhochschule lehren oder studieren. Zwischen Lehrperson und Studierenden besteht aufgrund des einzigartigen Ausbildungsverhältnisses im Einzelunterricht eine ganz besondere persönliche Nähe. Sie arbeiten regelmäßig intensiv miteinander. Ein respektvoller, achtsamer und professioneller Umgang mit dieser Nähe ist daher für alle Beteiligten essenziell.
Deswegen veranstalten die Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin und die Fakultät Musik an der Universität der Künste Berlin am Donnerstag, den 27. November 2025, einen hochschulöffentlichen Aktionstag. Er dreht sich um das Thema Sensibilisierung und Weiterentwicklung von Strategien gegen Machtmissbrauch im Hochschulkontext. Im Rahmen dieses Tages werden Vorträge, Workshops und eine Podiumsdiskussion mit Gästen aus Politik, Kultur und Bildung angeboten.
Das Ziel des Aktionstages ist es, die Hochschulangehörigen von HfM Hanns Eisler und UdK Berlin miteinander ins Gespräch zu bringen und zu diesem Thema zu informieren.
- 10:00–14:00 Uhr Workshops für Studierende, Lehrende und Mitarbeitende der Verwaltung und Technik an der HfM Hanns Eisler
- 17:00–19:00 Uhr Podiumsdiskussion an der UdK Berlin
Das vorläufige Programm können Sie hier einsehen
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PUBLIKATION
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Mit Männern leben. Überlegungen zum Pelicot-Prozess
(Originaltitel: Vivre avec les hommes)
Das Buch beschreibt den Pelicot-Prozess, in dem Gisèle Pelicot Opfer einer Serie schwerer Verbrechen durch ihren Ehemann und zahlreiche Mitwirkende wurde. Daneben bietet die Autorin den Lesenden eine philosophisch reflektierende Auseinandersetzung mit männlicher Gewalt und der Frage, wie Frauen und Gesellschaft mit Männern leben können, angesichts solcher Taten.
Gisèle Pelicot wurde über Jahre von ihrem Mann betäubt, vergewaltigt und von einer Gruppe von Männern missbraucht. Im Gericht wurden zahlreiche Angeklagte wegen schwerer Vergewaltigung, versuchter Vergewaltigung oder sexueller Aggression verurteilt.
Manon Garcia war vor Ort. Sie schildert, wie der Prozess ablief, wie die Angeklagten reagierten, wie das Gericht mit Beweisen und Aussagen umging, wie sich Gisèle Pelicot zeigte.
Die Autorin beschreibt und analysiert die Rolle der patriarchalen Strukturen und wie gesellschaftliche Normen, Machtverhältnisse und geschlechtliche Ungleichheit ermöglichen, dass solche Verbrechen geschehen und lange unbemerkt bleiben. Zudem werden im Text Beobachtungen des Prozesses mit Alltagsrealitäten vieler Frauen verbunden und dem täglichen Umgang mit männlicher Präsenz und Macht.
Manon Garcia ist Philosophin und tätig u.a. in feministischer Philosophie, politische Philosophie und Moralphilosophie. Erschienen bei Suhrkamp.
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 Foto: Suhrkamp
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AKTUELLES
Wie die Wissenschaft Frauen verliert
Im Wissenschaftssystem dominiert ein männlich geprägter Habitus, während Care-Arbeit abgewertet wird – mit negativen Folgen für die Karrieren von Frauen*. Die Sprecher*innen der Landeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten (LaKoF) Berlin haben in dem Artikel einen differenzierten Text zur sogenannten Leaky Pipeline verfasst: Link
Mit Blick auf die Kürzungen der Universitätshaushalte und klaren antifeministischen Strömungen drohen Frauen* im Bereich von Kunst und Wissenschaft abgehängt und benachteiligt zu werden.
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AKTUELLES
Umfrage zur Familienfreundlichkeit und der Vereinbarkeit von Vorlesungszeiten und Semesterferien
Die Überschneidung von Schulferien und den Vorlesungszeiten wird auch an der UdK Berlin immer mal wieder thematisiert und diskutiert. Schließlich gibt es immer wieder Jahre, in denen etwa der Rundgang sowie auch die Semesterstarts mitten in den Schulferien liegen und Lehrende, Beschäftige sowie auch Studierende in große Konflikte kommen. Was hat nun Priorität – Zeit mit und für die Familie oder lassen sich Urlaubstage überhaupt nehmen, wenn das Semester gerade beginnt oder endet? Die Umfrage will herausfinden, welche Auswirkungen diese Überschneidungen für die Hochschulmitglieder haben.
Schulferien werden jeweils von den einzelnen Bundesländern festgelegt, wobei die Sommerferientermine von der Kultusministerkonferenz (KMK) mehrere Jahre im Voraus koordiniert werden. Die Vorlesungszeiten werden teilweise durch die Bundesländer festgelegt oder aber auch direkt durch die Universitäten – wie in Berlin.
Diese Befragung möchte die Perspektive von Hochschulangehörigen einholen und erheben, wie die Hochschulen und Bundesländer mit der Unvereinbarkeit von Vorlesungszeiten und Schulferien umgehen.
Link zur Umfrage
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ANKÜNDIGUNG
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 Foto: Reproductive Futures
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Reproductive Futures – Feministische Visionen für gerechte Sorge
Tagung Freitag/Samstag, 21./22. November 2025
Wie kann die Zukunft von reproduktiver Selbstbestimmung, vielfältigen Familien und Fürsorge aussehen? Wie können wir gut für einander Sorge tragen? Wer erfährt welche Hürden, wem werden welche Träume zugestanden? Was für Ideen entstehen aus einem Miteinander, das Sorge in den Mittelpunkt stellt?
Das zweitägige Festival „Reproductive Futures. Feministische Visionen für gerechte Sorge“ bringt Akteur*innen aus Wissenschaft, Kunst, Aktivismus und Praxis zusammen, um zentrale Fragen zur Zukunft von Reproduktion, Familie und Sorgearbeit interdisziplinär und intersektional zu beleuchten.
Körper, Raum und Zeit sind die drei Programmschwerpunkte. Wir schauen auf Leihmutterschaft, Schwangerschaftsabbruch, antifeministische Angriffe auf reproduktive Rechte, sorgezentrierte Infrastrukturen und mehr.
Mit u.a. - Amrita Pande über Leihmutterschaft
- Screening des Dokumentarfilms „9month contract“ mit Regisseurin Ketevan Vashagashvili
- Launch der Webseite „Nicht nur Mütter waren schwanger“ (Alisa Tretau), u.a mit. Jacinta Nandi (Autorin)
- Mareice Kaiser (Journalistin & Autorin)
- Workshop von AG Reproduktive Gerechtigkeit
- Jo Lücke (Liga für unbezahlte Arbeit, LUA)
- Buch Launch von Alicia Baier „Das Patriarchat im Uterus“
Einzelne Veranstaltungsslots finden auf Englisch statt und/oder werden in deutscher Gebärdensprache verdolmetscht. Bitte informieren Sie sich im Programm über die Veranstaltungsdetails.
Ausführliches Programm und Anmeldung
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RÜCKBLICK
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5 Jahre Landesantidiskriminierungsgesetz (LADG) – eine Zwischenbilanz
Das Berliner Landesantidiskriminierungsgesetz (LADG) feierte im Juni seinen fünften Geburtstag.
Das Gesetz gilt für öffentliche Stellen, die in § 3 Abs. 1 LADG aufgezählt sind. Damit schützt es Menschen im Verhältnis zum Staat, während das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) zwischen Privaten Schutz bietet. Dort werden neben den Merkmalen aus Art. 3 Abs. 3 GG auch chronische Erkrankungen, das Lebensalter, die sexuelle Identität und der soziale Status genannt. Dadurch werden Schutzlücken geschlossen und manchmal verkannte Diskriminierungsmerkmale verrechtlicht. § 6 LADG verbietet Maßregelungen, wenn LADG-Rechte in Anspruch genommen werden oder das Ausführen LADG-widriger Anweisungen verweigert wird. Gleiches gilt gegenüber Dritten, die Betroffene unterstützen oder als Zeug*innen aussagen.
Gemäß § 7 genügt es, Tatsachen glaubhaft zu machen, die das Vorliegen einer Diskriminierung oder Maßregelung überwiegend wahrscheinlich machen. Dann obliegt es der öffentlichen Stelle, das Gegenteil zu beweisen. So sollen Ansprüche effektiver durchgesetzt werden können.
§ 8 LADG regelt eine Schadensersatzpflicht. Demnach können auch Nichtvermögensschäden durch Geldzahlungen entschädigt werden können.
Eine Ombudsstelle unterstützt Betroffene und vermittelt zwischen ihnen und den öffentlichen Stellen. Sie wurde im September 2020 eingerichtet. Seitdem erreichten sie rund 4.000 Beratungsanfragen, davon 1.785 LADG-Beschwerden, teilte die Ombudsstelle mit. Demnach geht es bei den meisten Beschwerden um rassistische Diskriminierung und Diskriminierung aufgrund von Behinderungen und chronischen Erkrankungen. Danach folgten Diskriminierungen wegen des Geschlechts, der Geschlechtsidentität und der sexuellen Identität. Zunehmend würden Diskriminierungen wegen des sozialen Status gemeldet.
Vor Gericht wurde bereits erfolgreich nach dem LADG geklagt. So hat etwa ein Fahrradfahrer feststellen lassen, dass er von der Polizei rassistisch diskriminiert wurde. Nachdem die Beamten bei der Verkehrskontrolle nach Wohn- und Geburtsort fragten, antwortete der Mann ihnen „Bochum”. Einer der Polizisten fragte weiter, woher er wirklich komme. Die Situation beschrieb der Kläger unter anderem als “aggressiv“ und “herabwürdigend”. Das Gericht stellte richtigerweise fest, dass dies keine einfache Frage, sondern eine rassistische Unterstellung war. Der Kläger erhielt 750 Euro Schadensersatz.
Ein zweites Beispiel: Der „Plansche”-Fall. Eine Mutter sonnte sich oberkörperfrei auf dem Wasserspielplatz “Plansche” und wurde vom Sicherheitsdienst deshalb rausgeschmissen. Dass ihr Freund oberkörperfrei ebenfalls dort lag, störte die Security nicht. Nachdem das LG Berlin noch auf das „geschlechtliche Schamgefühl” abstellte, legte das Kammergericht dem Land Berlin nahe, den Anspruch der Klägerin anzuerkennen, was auch geschah.
In einem anderen Fall wandten sich trans, inter und nicht-binäre Studierende gegen die Humboldt Universität, weil sie auf dem Studierendenausweis nur den sogenannten Deadname, also nicht den selbstgewählten Namen, führen konnten. § 2 LADG schützt auch die geschlechtliche Identität. Die Uni lenkte vor einer Gerichtsentscheidung ein, sodass das Ziel ohne Urteil erreicht wurde. “Meistens geht es den beschwerdeführenden Personen um Sichtbarkeit und Anerkennung des erlebten Unrechts, eine Entschuldigung und auch darum, dass Strukturen nachhaltig verändert werden. Das ist im außergerichtlichen Schlichtungsverfahren der Ombudsstelle in der Regel besser zu erreichen.”, so Dr. Doris Liebscher, Leiterin der LADG-Ombudsstelle, gegenüber dem Grund- und Menschenrechtsblog.
Für marginalisierte Gruppen und mehrfachdiskriminierte Menschen bedeutet Diskriminierung durch staatliche Stellen eine zusätzliche Belastung. Fehlende finanzielle, sprachliche oder psychische Ressourcen, erschweren ein individuelles Klageverfahren oder die eigenständige Durchsetzung des LADG. Die Ombudsstelle wird auf individuelle Beschwerde hin tätig. Auch hier zeigt sich Spielraum für eine von der Ombudsstelle gewünschte rechtliche Weiterentwicklung des LADG: Die Arbeit würde durch ein gesetzliches, einzelfallunabhängiges Interventionsrecht erleichtert werden, so Dr. Liebscher.
Die wachsende Zahl der Beschwerden und die Erfahrungen der Ombudsstelle unterstreichen auch nach fünf Jahren die Relevanz des Landesantisdiskriminierungsgesetzes.
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 Foto: LADG
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ANKÜNDIGUNG
Geschlechtsbezogene Gewalt in Wissenschaftseinrichtungen: Vortrag mit Dr. Anke Lipinsky
Damit der Besuch in Wien noch etwas nachwirken kann, laden wir Sie zu einem online-Vortrag ein. Die Koordinationsstelle Frauenförderung | Geschlechterforschung | Diversität hat Dr. Anke Lipinsky zum Thema "Geschlechtsbezogene Gewalt in Wissenschaftseinrichtungen - Erkenntnisse aus dem EU-Projekt UniSAFE - Gender-based violence and institutional responses" zu Gast.
Eine groß angelegte Online-Umfrage war ein wesentlicher Bestandteil des EU-finanzierten Forschungsprojekts „Gender-based violence and institutional responses“ (UniSAFE) in den Jahren 2021–2024. Befragt wurden 46 Hochschulen und Forschungseinrichtungen in 15 Ländern Europas. Ergänzend zur quantitativen Befragungsstudie führte das Forschungsteam 54 halbstrukturierte Interviews mit Beschäftigten durch, die in der Wissenschaft geschlechtsbezogene Gewalt erlebten.
Dr. Anke Lipinsky präsentiert detaillierte Ergebnisse der UniSAFE-Studie, darunter konzeptionelle Neuerungen, die dazu beigetragen, das Wissen in diesem Bereich zu erweitern.
Dr. Anke Lipinsky ist Senior Researcher bei GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Das Team CEWS forscht zu geschlechtsbezogenen Ungleichheiten in der Wissenschaft, geschlechtsbezogener Gewalt und der Wirksamkeit von Gleichstellungspolitik. Sie verantwortet die quantitative Umfrage von UniSAFE und ist an deren qualitativer Forschung beteiligt sowie Autorin zahlreicher zusätzlicher Auswertungen.
Anmeldung zum Vortrag
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ANKÜNDIGUNG
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Q&A Session: Künstlerische Forschung und akademische Laufbahnen für Künstler*innen
Im Rahmen der Reihe „Colloquiums: Research Ecologies – encounters, disruptions, common ground“ des Berlin Centre for Advanced Studies in Arts and Sciences (BAS) findet am Mittwoch, den 19. November von 13:00 bis 14:30 Uhr an der UdK Berlin, Einsteinufer 43, Raum 202 diese Q&A statt!
Immer mehr Künstler*innen stehen vor der Entscheidung, ob eine Promotion notwendig ist, um in eine Professur berufen zu werden. Und wenn ja, auf welchem Weg und an welcher Institution dies sinnvoll ist. Begriffe wie künstlerische Forschung, hybride Promotion oder Artistic PhD werfen immer wieder viele und auch neue Fragen auf. Im Gespräch mit Prof. Dr. Anke Haarmann (HAW Hamburg) Prof. Dr. Edith Kollath (Hochschule Bielefeld) und Prof. Nik Haffner (UdK Berlin), möchten wir zentralen Fragen zu künstlerischer Forschung und möglichen akademischen Karrierewegen von Künstler*innen nachgehen.
Beispielsweise: Wie gehen künstlerisch Forschende damit um, kreativ zu arbeiten und gleichzeitig wissenschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden? Ist beides überhaupt zu schaffen? Wo stehen andere Länder, Bundesländer oder Universitäten beim Thema künstlerische Forschung?
Welche Fragen haben Sie? Die Veranstaltung bietet Raum, Ihre Fragen und Unklarheiten aktiv einzubringen.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen dem Berlin Centre for Advanced Studies in Arts and Sciences (BAS), dem Mentoring-Programm Prof*me (UdK Berlin) sowie dem Verbundprogramm DiGiTal (koordiniert an der TU Berlin).
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 Foto: Ben Roth / The Door of Perception
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AKTUELLES
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Petition für den Erhalt und Ausbau von Atelier- und Arbeitsräumen in Berlin
#SaveOurStudiosBerlin – dahinter steht eine Gruppe von Künstler*innen sowie zahlreicher namhafter Unterstützer*innen aus der Kunst- und Kulturszene, die sich für die Sicherung der vom Senat geförderten Atelierhäuser einsetzen. Durch die massiven Kürzungen im Haushalt stehen über 350 Ateliers auf dem Spiel. Der Erhalt der Atelierräume stellt allerdings kein Einzelinteresse einer bestimmten Berufsgruppe dar, sondern dient der Erfüllung des kulturpolitischen Auftrags des Landes Berlin. Ein Rückbau dieser Denk- und Möglichkeitsräume würde einen irreversiblen Schaden für die freie Kunstszene, das demokratische Leben und das kulturelle Profil Berlins bedeuten.
Petition unterzeichnen: #SaveOurStudiosBerlin
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 Foto: #SaveOurStudiosBerlin
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AKTUELLES
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 Foto: #hochschulenzeigenhaltung
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Start der Kampagne HOCHSCHULEN ZEIGEN HALTUNG
Ein Bündnis von verschiedenen Akteur*innen u.a. der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen e. V. (bukof) startete am 13. Oktober die Kampagne #hochschulenzeigenhaltung.
Die Kampagne will darauf hinweisen, dass Forschende und Studierende, die sich politisch engagieren, zunehmend Repressionen ausgesetzt sind. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden geleugnet, Forschende diffamiert und Hochschulen geraten unter Druck, unbequeme Themen auszuklammern.
Diese Entwicklungen betreffen alle Mitglieder jeder Hochschule und hochschulpolitische Gremienarbeit. Hochschulen leben von Vielfalt, Offenheit und kritischen Austausch. Wenn diese Werte in Gefahr geraten, müssen wir gemeinsam handeln.
Es ist Zeit, Haltung zu zeigen!
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