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Gründer*innen im Portrait
 

Foto: Diana Pacelli

 

"Fragt nach Unterstützung" - im Gespräch mit Diana Pacelli und Francesco Petruccelli vom Intermission Collective

 

Was ist das Intermission Collective?

 

Für aufstrebende Künstler*innen ist es heute schwierig, sich auf dem Kunstmarkt zu etablieren und Ausstellungsmöglichkeiten zu finden. Nicht, weil sie nicht gut sind, sondern weil das Angebot an Künstler*innen so groß ist. Wir sind selbst Bildende Künstler und waren auch in dieser schwierigen Situation: Es gibt wenig Galerien im Vergleich zu vielen guten Künstler*innen.  Also haben wir Intermission Collective gegründet, um Ausstellungen zu organisieren und unabhängig von dem etablierten Kunstmarkt zu werden.

Das Intermission Collective verbindet aber nicht nur potenzielle Käufer mit den Künstler*innen, sondern auch die Künstler*innen untereinander. Es umfasst eine Online-Galerie, auf der Künstler*innen ihre Arbeiten zeigen können, darüber hinaus die Möglichkeit Ausstellungen zu organisieren und Residenzen, mit denen wir die Vernetzung der Künstler*innen untereinander fördern wollen.

 

 

Was ist euer professioneller Hintergrund?

 

D.P. Wir sind beide Bildende Künstler. Ich habe Geisteswissenschaften studiert, dann als Projektmanagerin und als freiberufliche Fotografin gearbeitet. Ich habe Erfahrung mit sozialen Projekten wie auch mit Lobbyarbeit und habe lange als Betriebsrätin gearbeitet. Ich weiß, wie man Prozesse strukturiert und Leute zusammenbringt.

 

F.P. Ich habe Geisteswissenschaften studiert und war zunächst Kameramann. In Berlin habe ich mich entschieden an der UdK zu studieren. Ich bin hauptsächlich Bildhauer und Maler, habe aber auch schon im Personalmanagement gearbeitet.

 

 

Gab es einen bestimmten Moment, in dem ihr euch entschlossen habt – jetzt gründen wir?

 

Die Idee ist entstanden, als ich (F.P.) eine Ausstellung hatte, für die ich sehr viel gearbeitet habe: Eine Bronzestatue, an der ich ein ganzes Jahr gearbeitet hatte. Und dann wurde diese Statue ausgestellt  - in einer Ecke ohne Licht. Das war mir einfach zuviel. Nach einer Reihe von schlecht kuratierten Ausstellungen mit einem Künstlerbild, das ich einfach nicht korrekt fand, habe ich gesagt: Wir müssen uns selbst helfen, denn niemand sonst wird es tun. Diana kannte die gleichen Probleme und wusste sofort, was ich meine.

 

 

Welches waren bislang die größten Stolpersteine?

 

Wir organisieren gerade eine Ausstellung in Kooperation mit einer öffentlichen Einrichtung. Die Koordination mit dieser Institution ist schwierig, weil es eine ganz andere Kommunikation ist, als wir bislang kennen. Wir mussten quasi eine andere Sprache lernen.

Überhaupt haben wir Kontakt zu sehr unterschiedlichen Leuten von Künstler*innen bis zum Museumsdirektor, mit denen wir unterschiedlich kommunizieren, das ist manchmal schwierig.

Dann das Arbeitszeit-Management. Wir bauen Intermission Collective parallel zu unserer eigentlichen Arbeit als Bildende Künstler auf. Das heißt, man braucht viel Energie und viel Zeit, um alles zu schaffen, und beides hat man oft nicht. Diese Aufteilung der Arbeit ist oft schwierig, nicht nur gegenüber anderen, sondern auch gegenüber sich selbst.  Wir haben vier oder fünf verschiedene Formen des Zeitmanagement versucht, aber wir mussten jedes Mal feststellen, dass irgendetwas nicht ging und wir etwas Neues ausprobieren müssen. Wir haben tausende Dateien gemacht mit Aufgaben, das hat oft nicht geklappt. Das Zusammenarbeiten ist überhaupt etwas, das man erst lernen muss. Und die Arbeit auch mit dem Rest des Lebens in Einklang zu bringen. Wenn man selbständig ist, spürt man den unmittelbaren Druck und die Tendenz ist dann zu sagen „ok, ich mache alles“, aber dann ist man total erschöpft.

 

 

 

Welche Erfahrungen aus eurer Gründerzeit sind besonders wertvoll?

 

Die Erfahrung, wie unterschiedlich die Kommunikation mit den Institutionen in Berlin und in Italien ist. Das ist etwas ganz anderes. Wirklich ganz anders. Das haben wir neu lernen müssen, aber das ist etwas, was wir jetzt im Schlaf können.

Die Organisation dieser unglaublich großen Ausstellung war eine Herausforderung. Die Ausstellung ist inzwischen zu 70 Prozent fertig, und auf diese 70 Prozent sind wir unglaublich stolz. Dass wir nur mit dem, was wir zur Verfügung hatten, etwas so Großes organisiert haben. Wir haben mit Künstlern gearbeitet, die wir nicht selbst ausgesucht haben und mussten alles in einen sehr schwierigen Raum bringen. Das ist ein Erfahrungsschatz, den wir so schnell nicht vergessen werden. Die Ausstellung wird ab dem 29. März in der Rathaus-Galerie Reinickendorf zu sehen sein.

 

 

Habt ihr einen ultimativen Tipp für unsere Gründer*innen?

 

Fragt nach Hilfe! Es gibt immer die Möglichkeit, von der Erfahrung anderer zu lernen, das vergisst man ganz oft. Man selber denkt immer, man müsse die Welt neu erfinden, dabei sind die Sachen oft sehr viel einfacher, als man denkt. Es gibt so viel Unterstützung, Beratung und Hilfe – wenn man sich darum kümmert.

Und: Trefft keine Entscheidungen mit Bier. Als wir einen Titel für die Ausstellung suchten, hatten wir ein paar Bier getrunken und eine supertolle Idee – und der Titel war, am nächsten Tag betrachtet, wirklich schlecht. Trinkt das Bier lieber danach.

 

 

Hier die Informationen zu der aktuellen Ausstellung des Kollektivs:

Function Anomy.
Dialog und Diskurs: 27 internationale Künstlerinnen und Künstler setzen sich mit der Vielschichtigkeit des sozialen Raumes auseinander.
28.3. -16.5.2019 in der Rathaus-Galerie Reinickendorf, Eichborndamm 235, 13437 Berlin
Ausstellungsdauer: 29. März bis 16. Mai 2019
Öffnungszeiten: Mo-Fr 9 – 18 Uhr
Mehr Informationen

 

 

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