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Gründer*innen im Portrait
 

Foto: Jeschkelanger

 

"Wir zeigen die Grenzen der Kunstwelt auf" - im Gespräch mit dem Künstlerinnenduo Jeschkelanger

 

Was ist Ihre Geschäftsidee?

 

Als Künstlerinnenduo Jeschkelanger haben wir das lichtdurchlässige Baumaterial Basis Rho entwickelt, das gleichzeitig auch abstrakte dreidimensionale Malerei ist. Es handelt sich um eine von uns gefertigte innovative Materialverbindung aus Beton und großen multicoloren Glassteinen.

 

 

Sie sind als Künstlerinnenduo mit Ihrer Gründungsidee im Coachingprogramm des CTC. Wie kamen Sie als Bildende Künstlerinnen dazu, ein Startup zu gründen?

 

In unserer künstlerischen Arbeit ist Glas unser Ausgangsmaterial für großformatige interkontextuelle Installationen und Happenings. Seit einem Jahr arbeiten wir mit der weltweit größten Flachglasbläserei Lamberts zusammen. Hier entstehen auch die Glaskunstwerke von Künstlern wie Gerhard Richter, Anselm Reyle, Olafur Elliasson und unzähligen mehr. Schnell fielen uns die edelsteinartigen Glasreste auf, die tonnenweise in der Glashütte anfallen – Reste der Kunst!

 

Für unsere eigene künstlerische Arbeit setzen wir diese Steine in Beton, gleich einer abstrakten Malerei. Die so entstandenen großformatigen Bilder werden an Wänden installiert oder als Boden- und Wandfliesen verlegt beziehungsweise als große geschlossene Fläche direkt vor Ort konzipiert und gegossen.

 

Die Entwicklung von Basis Rho ermöglicht es uns, unser Schaffen aus vielen Perspektiven zu betrachten. So sind wir nicht mehr nur Künstlerinnen, sondern auch Unternehmerinnen, Handwerkerinnen, Vertreterinnen, PR-Agentinnen, Bürotanten, Chefinnen, Hausmeisterinnen, Managerinnen… Wir wollen Kategorien und Grenzen aufzeigen, die bisher die Bereiche der Bildenden Kunst von der Architektur, von der Wirtschaft, vom Bauwesen, von allgemeinen Dienstleistungen und all den anderen Grenzzonen immer noch strikt trennen.

 

Basis Rho nicht nur als künstlerisches Material, sondern auch als Produkt entwickelt zu haben, war der Schlüsselmoment, um uns von den starren Konventionen in der Kunstwelt wegbewegen zu können.

 

 

Wie sieht die Unterstützung Ihres Vorhabens durch das CTC konkret aus? Was genau machen Sie im Coaching-Programm?

 

Wir kannten die Räume und den ein oder anderen Aushang des CTC noch aus dem Studium, waren aber nie da. Das ist was für die Designer und Architekten, dachten wir! Über einen Zufall sind wir Anfang des Jahres auf das Berliner Startup Stipendium an der UdK Berlin CREATIVE PROTOTYPING aufmerksam geworden und so auch auf das umfangreiche Coaching- und Workshop-Angebot. Schnell wurde uns klar, dass wir hier mit unserem Vorhaben die notwendigen Einblicke und Hilfestellungen bekommen können, für die wir sonst ein Wirtschaftsstudium besuchen oder eine Menge Geld hinblättern müssten. Als wir im April mit unserer Idee an das CTC herangetreten sind, hatten wir null Ahnung von Businessplänen, Finanzkalkulationen und Geschäftsmodellen.

 

Wir müssen aber auch sagen, dass es nicht so leicht ist, ein derart komplexes Vorhaben für die üblichen Förderprogramme und den klassischen Kreditbanken-Zirkus zu formulieren. Hierbei bestärkt uns das Team des CTC enorm. Wir wollen ja vor allem Künstlerinnen bleiben und nicht per se zu Unternehmerinnen werden. Leider fällt uns heute immer mehr auf, dass Künstler*innen im Sinne eine Gründung nicht proaktiv agieren.

 

 

Welches waren bislang die größten Stolpersteine?

 

Das Schwierigste ist wohl das Selbstverständnis. Was sind wir denn nun eigentlich? Können Künstler*innen auch Unternehmer*innen sein? Ist ein Businessplan auch Kunst? Können wir die allgemeinen Geschäftsbedingungen neu erfinden?

Außerdem sind wir keine Bautanten, wir kennen uns weder ausreichend mit Statik noch zuverlässig mit den mechanischen Eigenschaften von Beton und Glas aus. Hier konnten wir aber in kurzer Zeit Fachleute finden, die uns heute allesamt ehrenamtlich beraten und begleiten, da sie entweder von unserer Materialerfindung begeistert oder von der Gesamtidee überzeugt sind. Menschen mit so einer komplexen Idee zu konfrontieren und zu überzeugen, ist wohl das Schwierigste an unserem Vorhaben. Da alle in ihren eigenen Bereichen Spezialisten sind – über den Tellerrand zu schauen, braucht eine Menge Initialenergie.

 

Welche Erfahrungen aus Ihrer bisherigen Gründerzeit sind Ihnen besonders wertvoll?

 

Am Wertvollsten ist die tagtägliche Erfahrung, dass wir uns stetig mit unserer Idee weiterentwickeln.

Dass wir mehr und mehr Menschen begegnen, die uns unterstützen, herausfordern, mit denen wir diskutieren, die zu Partnern werden oder Multiplikatoren.

Wir sagen, dass jede Erfahrung seit Beginn unserer „Gründung“ eine wertvolle ist! Die Momente im Atelier – wenn das Material ausgehärtet ist und wir es endlich in den Händen halten sind genauso berauschend wie die, wenn wir gemeinsam auf der Autobahn zu einem Geschäftstermin unterwegs sind.

 

Welchen ultimativen Tipp geben Sie den Gründer*innen des CTC mit auf den Weg?

 

Machen!

 

 

www.basisrho.com

 

 

 

 

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