Das Ding ist - 2024/25
Das Ding ist - 5. Semester
„Look at the potential in [an object] and find the creative possibilities within it. What can you do with it? Get off the computer and look around and find inspiration in what you already have. You don’t have to sketch on paper; ideas will come as you play around.” Ellen Hodakova, Designer, Interview @1granary.com, 2020
Das Ding ist… Ja, was ist es denn? Was ist das Ding? Sind wir eigentlich in der Lage, es zu beschreiben? Es zu sehen? Es zu fassen? Es wirklich wahrzunehmen? Begreifen wir es?
In der Philosophie und Literatur wird „das Ding“ oft verwendet, um universelle oder abstrakte Konzepte zu beschreiben, die jenseits von konkreten Definitionen existieren. In der phänomenologischen Philosophie wird „das Ding“ als das reine, unvoreingenommene Erlebnis eines Objekts betrachtet, bevor es von Sprache oder Kategorisierung beeinflusst wird (Zahavi, 2003; Moran, 2018). „Das Ding“ kann auch in der Kunst und Kultur eine symbolische Bedeutung tragen, oft als Metapher für unbenennbare oder mysteriöse Aspekte des Lebens (Laugier, 2014). Es erinnert uns daran, dass nicht alles, was wir erleben oder sehen, vollständig be- greifbar oder erklärbar ist. In diesem Projekt wird „das Ding“ zum Sujet und damit zum Ausgangspunkt für theoretische und praktische Recherche. Es dient als erste Inspirationsquelle für experimentelle, formal-ästhetische Diskussionen sowie für die Erforschung der konzeptionellen und narrativen Ebene der zugrunde liegenden historischen, kulturellen, politischen und/oder emotionalen Hintergründe. Das Projekt beginnt mit einem Co-Design-Workshop zur Material- und Objekt-Em- pathie, in dem die emotionale Bandbreite der Objekte in experimentellen Übungen erkundet und das performative Potenzial durch freie Assoziationsübungen entdeckt wird. In einer anschließenden Abformungsübung wird sich der dreidimensionalen, formal-ästhetischen und haptischen Elemente und deren Übersetzungsmöglich- keiten weiter angenähert. Daraus entstehen multisensorische, dreidimensionale Moodboards und ggf. Material- und Stoffentwicklungen, die in die weitere Entwurfs- entwicklung und schließlich in die Umsetzung einfließen.
Bei einer Begehung der Webmanufaktur von Steiff® werden Herstellungsprozes- se hochwertiger Webware für Mode und Produkte kennengelernt, während das Verständnis für Materialqualität in Zusammenhang mit anspruchsvollem Design geschärft wird. Im Rahmen des Projekts wird sich zudem intensiv mit den Themen Konsumkultur, der Ideologisierung sowie der Standardisierung von Objekten und Kleidung aus- einandergesetzt und tauschen dabei unsere Erkenntnisse aus.
In diesem Projekt realisiert jede*r Studierende auf Grundlage der vom Objekt aus- gehenden, freien Recherche ein “Kreativ-Mock-Up” des Ausgangsobjekts und eine Mini-Kollektion aus 2-3 Looks plus Accessoires, die miteinander und in konzeptuel- ler Kohärenz inszeniert und ausgestellt werden.
Xander Tuor
Tailoring Kitsch bezieht sich auf eine verspielte, kreative Herangehensweise an das Entwerfen von Kleidungsstücken und Textilien, bei der gezielte Elemente eingesetzt werden, die absichtlich kitschig, nostalgisch oder übertrieben dekorativ gestaltet sind. Dabei handelt es sich um unkonventionelle Stile, die traditionelle Normen der Mode bewusst infrage stellen und durch den Einsatz auffälliger Muster, intensiver Farbkontraste und skurriler Accessoires die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Tailoring Kitsch ist die. Verbindung dieser unbeschwerten, experimentellen Herangehensweise mit traditionellem Menswear-Tailoring. Klassische Techniken der Schneiderkunst, die für präzise Schnitte, hochwertige Materialien und eine strukturierte Silhouette stehen, werden hier mit unerwarteten Details kombiniert, die ein Statement setzen. Beispielsweise könnten klassische Anzugformen mit ungewöhnlichen Stoffen, großen dekorativen Applikationen oder auffälligen Knöpfen ergänzt werden. So entsteht ein spannender Kontrast
Fotograf: mattschwarz
Models: Benedikt Scheib, Yves Rohlof, Dachi-Giorgi Garuchava
Bohye Im
In meinem Projekt interpretiere ich die Mode der beiden Hauptfiguren aus Frühstück bei Tiffany auf moderne Weise neu. Dabei kombiniere ich nicht nur deren ikonische Silhouetten mit aktuellen Gestaltungselementen, sondern integriere auch visuelle Eigenschaften des analogen Films. So entsteht eine Kollektion, die den Geist einer vergangenen Ära bewahrt, ihn jedoch gleichzeitig in einen zeitgemäßen Kontext überführt.
Fotografin : Bohye Im, Hee Su Kim
Models : Meriam, Yannik Franz
Karl Gebhardt
Funktionsbekleidung steht heute nicht nur für ihre praktische Anwendbarkeit, sondern auch für einen bestimmten Lebensstil. Marken und Materialien, die ursprünglich für Bergsteiger, Segler oder Polarforscher entwickelt wurden, sind mittlerweile fest im urbanen Alltag angekommen. Eine teure Gore-Tex-Jacke oder ein High-Tech-Rucksack signalisiert Abenteuerlust, Professionalität und Naturverbundenheit - unabhängig davon, ob die Trägerinnen diese Werte wirklich leben. Funktionalität wird so zu einem Mittel der Selbstdarstellung und unterscheidet sich kaum noch von klassischen Statussymbolen wie Designerkleidung oder teuren Autos wie SUVs Die letzten beiden sind für extreme Bedingungen entwickelt, werden jedoch oft für banale Alltagszwecke genutzt - sei es die Gore-Tex-Jacke für den Weg zum Bäcker oder der SUV im Stadtverkehr. Dabei dienen sie nicht nur praktischen Zwecken, sondern auch als Ausdruck eines aktiven, abenteuerlichen Lebensstils. Ironischerweise stehen beide Produkte, trotz ihres naturverbundenen Images, oft im Widerspruch zu nachhaltigen Ansprüchen, da ihre Produktion ressourcenintensiv ist und ihr tatsächlicher Nutzen die Umweltbelastung selten rechtfertigt. Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklung von Funktionalität in einer überspitzten Form darzustellen und dabei die Frage zu stellen, wie viel Funktionalität tatsächlich notwendig ist. In einer zunehmend technologiegetriebenen Welt, in der Funktionalität oft auf ihre Ästhetik reduziert wird, werden traditionelle Designkonzepte hinterfragt. Kleidungsstücke sollen nicht nur praktische Funktionen erfüllen, sondern auch als Statements dienen und mehrere Bedürfnisse gleichzeitig abdecken. Dabei stellt sich die Frage, ob diese Vielseitigkeit auf Kosten der ursprünglichen Funktionalitäten geht. Könnte es sein, dass die zunehmende Multifunktionalität von Kleidung ihre ursprünglichen, praktischen Zwecke infrage stellt oder sogar behindert? Diese Arbeit soll untersuchen, inwieweit es möglich ist, dass Kleidung mehr ist als nur ein praktischer Schutz – nämlich eine Plattform für Innovationen, die sowohl ästhetische als auch technologische Ansprüche erfüllt.
Models (Fitting): Ida Freydag @ida.aduke
Models (Shoot): Klaudia Jokela @klaudiajokela, Sahra Abdulaahi @sahramoa
Kilian Falb
Within the project Prick, the added value of the pin is explored. The pin, often overlooked after its role in garment-making, is an essential yet fleeting object, embodying the impermanence of the creative process. As it serves its temporary purpose in the production of clothing, its eventual disappearance highlights its transience. This fleeting nature is sought to be transformed by reimagining the pin, giving it a new role and significance. It is not just a tool, but a part of the design itself, elevated to a decorative element within prints, used to manipulate materials by fraying or damaging fabrics, or even reimagined as a fastening mechanism. The pin‘s integration into the collection symbolizes the impermanence and fragility of the creative process. In the collection, it takes on various forms—an element of disruption in the otherwise uniform fabric, embodying both the fragility and strength of design. All of this is explored under the overarching theme of hunting. The cuts and shapes are inspired by traditional hunting garments, yet they are exaggerated to explore themes of power and transformation. The silhouette is bold, with dramatically shaped pant legs and accentuated waistlines, evoking a sense of control and the primal nature of the hunt. The collection features tightly cinched waists, emphasizing the natural curves of the body, while the volume in the pant legs creates a striking contrast. Leather is also incorporated into the collection, not just as a material but as a symbol, directly referencing the theme of the hunt and the prey within it. The inclusion of leather speaks to the tactile connection to the animalistic nature of the hunt, further deepening the exploration of the primal and transient.
Styling: @belannadittrich
Models: @donatarabbow @lisabldwn @sublimeawe @thedaughterofman @fionagohr
Rosalie Bock
In diesem Projekt untersuche ich die Beziehung zwischen
Objekt(„Ding“) und Subjekt und übertrage diese auf
Kleidung und Träger.
Die (philosophische) Definition der Begriffe soll
sichtbar gemacht bzw. hinterfragt und der Denk-&
Forschungsprozess visuell in der Kleidung festgehalten werden.
Meist sehen wir als Träger unsere Kleidungsstücke als Objekte
und uns selbst als das Subjekt. Doch ist diese Beziehung
wirklich so eindeutig? Bin ich nicht zum Beispiel das Objekt der
Korsage, die mich einschnürt oder des großen Mantels,
der michfast verschluckt? Die Wandelbarkeit dieser Beziehung,
das hin und her möchte ich gerne untersuchen.
Wie nehmen Kleidung und Träger Einfluss aufeinander?
Wie „zähmen“ sie sich gegenseitig?
Models: Yeram Kim, Lucille Gonzales, Lars Bollgönn
Fotografie: Rosalie Lea Bock
Fiona Gohrke
Das Projekt DIN EN 1342 untersucht den individuellen Platz und die Zugehörigkeit eines Einzelnen in der Gruppe. Dabei befindet es sich zwischen Gleichheit und Adaption. DIN EN 1342 beleuchtet die Beziehungen zwischen Körper, Bewegung und gesellschaftlichen Strukturen in physischen und digitalen Räumen, mit einem Fokus auf das Rechteck als Form, zwischen Zwei- und Dreidimensionalität. Anhand einer performativen Annäherung der Stofflichkeit an den Körper entstehen kleidungsähnliche Formen, welche sich an den menschlichen Körper anpassen und/ oder einschränken, Raum nehmen und einzwängen. Die Gruppe als eine Form der Selbstauflösung und gleichzeitig als ein Versuch, sich im Anderen zu erkennen. Die Diskrepanz zwischen Gleichartigkeit und Wendbarkeit zeigt, dass das Streben nach einem klaren, festen Zustand oft auf die Frage stößt, ob dieser Zustand wirklich wünschenswert ist. Wendigkeit als Widerstand gegen die Fixierung von Identität und Form. Der Stein als Metapher für das Individuum: Unbeachtet und doch Teil eines größeren Ganzen.
Model: Sarah Löwen
Fotograf: Malte Oing
Assistant: Paulina Meyle
Jing Ling
"Between all things" primarily explores the relationship between oneself and
objects, offering new possibilities through imagined perspective shifts and
expanding the boundaries between humans and objects.
I cut rotating shapes from a single piece of fabric and wrap it around the body,
allowing enough room for movement beneath the fabric. Each layer of fabric
visually extends, with a flowing structure that seems ready for the next twist and
transformation.
The design uses double-layered fabric: the outer layer is wool felt, the inner layer is
soft cotton fleece sports fabric, and the sleeves are made from silk. These three
natural fabrics, each with a different texture, simulate the tactile sensations of
water—sometimes smooth, sometimes rough, sometimes soft. They interweave
and collide, creating a constantly changing perception for the wearer.
The edges are supported by steel wire, mimicking the shape of a seashell,
presenting irregular curved lines that give the garment a three-dimensional form
and tension in space.
The design focuses on the deformation and transformation of the object. The
pattern is cut from a single piece of fabric, generating no waste from corners.
Every inch of fabric is used to its maximum potential, and through innovative
techniques, it takes on unexpected forms, reflecting the endless changes and
possibilities found in nature. Like the continuous growth and evolution of a
seashell, this piece will continue to evolve, sparking reflections on shape, material,
and time.
Photographer: Shurui Niu @shuruiiu
Models: Daria Demia @demia__d, bqr718 @2.0bqr718
Assistant: Run Yuan @circlerun
Sophie Brattinga
In diesem Projekt präsentiere ich einen meiner Tagträume. Von dem Fliehen meiner Umwelt mittels einem Hyperfokus in ein Objekt meines Umfelds hinein. Gar so spannend ist das Ding, dass es seine Umgebung wiederspiegelt. Es nimmt sie ein, dreht sie um und spuckt sie aus. Bis in seinen Kern geht es hinein und plotz ist es wieder an seinem Rande. Ich will wissen was passiert. Was passiert zwischen dem Kern und dem Rande? Wie verhält sich das Licht darin? Was ist es überhaupt? Ich möchte meinen Kopf reinstecken!
Photographer: Sophie Brattinga
Model: Annika Horn