round table: instituieren / fliehen

Suza Husse (curator, researcher, writer) and Andrea Caroline Keppler (curator) / District * School Without Center  
Friederike Landau (urban sociologist, political theorist)

Ferdiansyah Thajib (researcher, community educator) / District * School Without Center + KUNCI
  

auf Englisch


Der Round Table Instituting / Fleeing adressiert kollektive Praktiken als Formen des Widerstands gegen Machtasymmetrien, als activistische Strategien. Er richtet den Fokus auf die verstrickten/verflochtenen Dynamiken zwischen dem Fliehen und dem Besetzen der Institution und die Rolle, die Institutionskritik darin spielt. Zusammen mit Suza Husse, Andrea Caroline Keppler und Ferdi Thajib von District * School without Center and deren Unterprojekt Caring for Conflict, und der Politologin Friderike Landau, die zur ‚kreativen’ Stadt gearbeitet hat, werden wir unsere verschiedenen kollektiven Praktiken unter folgenden Fragen zusammentragen: Wie lassen sich die verschiedenen Verbindungen von Institution und Kollektiv verstehen? Wie lassen sich Kollektive innerhalb der Institution herstellen? Wie können Kollektive aus der Institution fliehen oder sie besetzen? Wer kann fliehen und wohin? Wie vereinnahmen oder zerstören Institutionen kollektive Strukturen? Wo und wie kann der Körper in der Reflexion der Institutionskritik berücksichtigt werden? Mit einem kollektiven Mapping versuchen wir die Analysen, Erfahrungen, Wissen, Ängste und Bedürfnisse zu verstehen und zu durchqueren. Die visuelle Kartographie, die durch das Mapping entsteht beinhaltet unsere diversen kollektiven Praktiken in den Feldern Kunst, Wissenschaft und Aktivismus und lädt das Publikum dazu ein, sich an der Diskussion zu beteiligen.


Suza Husse ist Kuratorin, Forscherin und Autorin mit einem Interesse an queer-feministischen und dekolonialen Zugängen zu künstlerischer Forschung, kollaborativen Praxen, (öffentlichem) Raum, kritischer Bildung und politischer Imagination. Mit einem Fokus auf diese Schwerpunkte ist sie seit 2012 in der künstlerischen Leitung von District * Schule ohne Zentrum aktiv. Gemeinsam mit der Künstlerin Emma Haugh initiierte sie 2016 das experimentelle Publikations- und Performancekollektiv The Many Headed Hydra zu postkolonialen Mythen, queeren Ökologien und transformativen Handlungsformen, die von Gewässern und Erdkräften ausgehen. 

Andrea Caroline Keppler ist Teil des künstlerischen Leitungsteams von District * Schule ohne Zentrum. Sie studierte Kunst- und Kulturwissenschaften in Leipzig und Rom und arbeitete an Institutionen wie dem Institut Mathildenhöhe Darmstadt und der Raussmüller Collection Basel / Hallen für Neue Kunst. Seit 2014 arbeitet sie bei District * Schule ohne Zentrum und (ko-)kuratierte unter anderem Revolt She Said – dekoloniale und feministische Perspektiven auf 68 (2018/19) in Kooperation mit alpha nova & galerie futura. Ihr Interesse gilt insbesondere feministischen und dekolonialen Ansätzen des Kuratorischen, unterpräsentierten Aspekten von Geschichtsschreibung, Architektur und Stadtraum sowie Prozessen der Emanzipation und Selbstbestimmung.

Dr. des.Friederike Landau (*1989) ist politische Theoretikerin und Stadtsoziologin. In ihrer Dissertation (2015-2017) beschäftigte sie sich mit den politischen Organisations- und Repräsentationspraktiken freischaffender Berliner Künstler*innen sowie mit deren Einwirkungsstrategien auf die Berliner Kulturpolitik. Am Beispiel des Bündnisses in der freien Szene untersuchte Friederike, wie Künstler*innen in der ‚kreativen’ Stadt kollektive Strukturen entwickeln, um Machtgefälle in der Kulturförderung zu verurteilen und die kulturpolitischen Prioritäten zu verändern, indem sie selbstständige Protagonist*innen werden. Friederike arbeitet an der Schnittstelle zwischen Kulturpolitik und Stadtentwicklung, kulturaktivistischen Interventionen im öffentlichen Raum und untersucht neue Formen, Protagonist*innen und Momente des Politischen in einem angeblich postpolitischen Zeitalter. Friederike ist zurzeit Lehrbeauftragte an der Fachhochschule Erfurt. 

Ferdiansyah Thajib ist Doktorand am Institut für Sozial- und Kulturanthropologie der Freien Universität Berlin. Sein Leben, seine Arbeit bewegt sich an den Schnittstellen von Theorie und Praxis, mit spezifischen Forschungsinteressen zu queeren Formen der Ausdauer und der affektiven Verstrickungen im Alltag. Ferdi ist Mitglied des KUNCI Cultural Studies Center, Yogyakarta, Indonesien, einem Forschungskollektiv, das sich mit der Produktion und dem Austausch von kritischem Wissen durch interdisziplinäre Begegnung, künstlerische Praxis, Aktionsforschung und partizipative Bildungsprozesse innerhalb von Gemeinschaftsräumen und darüber hinaus konzentriert. Seit 2019 ist Ferdi Mitglied des künstlerischen Leitungskollektivs District * Schule ohne Zentrum.