Workshop: Die Praxis des Widerstands

mit Grupo Oito (dance collective) 

auf Englisch


Widerstand, mit seinen verschiedenen Bedeutungsebenen, ist zu einem Schlüsselwort in unserer Praxis geworden. Diese Vielschichtigkeit von Widerstand spiegelt sich in unserer Bewegungsarbeit wider und wurde, während der vielen Jahre des gemeinsamen Trainierens, zu einer eigenen Körpersprache. Seit zwölf Jahren treffen wir uns als Gruppe mindestens drei Mal wöchentlich zum gemeinsamen Trainieren, Kreieren, Diskutieren und befinden uns
auf einem langen Weg des Verstehens, was kollektives Arbeiten bedeutet. Wo endet die eigene Komfortzone und wo tauchen Widerstände auf? Wie gehen wir damit um? The Practice of Resistance als reale Kraft und metaphorisches Bild inspiriert die Kontinuität unserer Arbeit und jeder neuen Kreation und ist im weitesten Sinne ein Werkzeug, um etablierte Machtverhältnisse und soziale Normen infrage zu stellen. Kollektivität ist eher ein Prozess als ein Zustand. In diesem Workshop wollen wir in Bewegung und in Form einer Präsentation Einblick in unsere Suche nach kollektiven Prozessen geben. In einer physischen Praxis erforschen wir die widersprüchlichen Aspekte von Widerstand und lassen dabei einen Raum für kollektive Gedankenprozesse entstehen.


Grupo Oito ist ein Tanzkollektiv, das seit über zwölf Jahren in Berlin arbeitet. Es versteht sich als ein Kreis von Individuen, der einen Raum für künstlerischen Austausch und Reflexion schafft. Grundlage der Zusammenarbeit ist der von dem brasilianischen Choreografen Ricardo de Paula entwickelte „Get Physical Process", der Elemente verschiedener zeitgenössischen, klassischen und überlieferten Tanz- und Körperarbeitsmethoden vereint. In ihren Tanzstücken setzt sich die Gruppe auf der Bewegungsebene mit gesellschaftlichen Missständen und politischen Fragen auseinander und untersucht, wie sich diese in persönlichen Lebenswelten niederschlagen bzw. transformieren lassen. Die Mitglieder von Grupo Oito sind professionelle Tänzer*innen aus Brasilien, Deutschland, Spanien, USA und Italien. Gesellschaftliche Positioniertheiten als Schwarz, weiß, people of color, sowie unterschiedlichste kulturelle Prägungen kommen in der Gruppe zusammen. In dieser Konstellation gelebter Vielfalt stellt Grupo Oito ein gelingendes Langzeitexperiment in interkultureller Kommunikation dar. Als Mikrokosmos der postkolonialen Situation bietet die in jahrelangem Austausch erprobte Zusammenarbeit im Kollektiv ein ideales Labor für gesamtgesellschaftliche Fragen.