Workshop „Gewaltsames Wissen: Macht und Grausamkeit in den Künsten“

 

Zeit: Montag, 2. Juli 2018 von 11:00-17:00 Uhr
Ort: UdK Berlin Einsteinufer 43-53, Raum 203

 

Szenen der Macht, Grausamkeit und Gewalt werden von Künsten nicht nur kritisch reflektiert, sondern auch informiert. Während die transdisziplinäre Gruppe Forensic Architecture Kriegsverbrechen durch ästhetisch-epistemische Investigationen zu rekonstruieren versucht, dienen sich Narrationen der Gewalt wie die der TV-Serie 24 realen Gewaltsituationen geradezu als Scripts zur Einübung etwa von Folter an. Gleichsam formieren und rekonstruieren Künste nicht bloß das Vorher und Nachher von Gewalt- und Macht-Szenen, sondern werden selbst zu Instrumenten dieser. Dies geschieht unmittelbar, etwa wenn immobilisierte Gefangene US-amerikanischer Geheimgefängnissevon musikalischen Endlosschleifen sensorisch überstimuliert werden, oder vermittelt, wenn melodramatische Propagandafilme wie Jud Süß Inklusion in und Exklusion aus einer phantasmatischen Volksgemeinschaft affektiv regeln sollen. Künste reagieren jedoch nicht bloß auf Gewalt, sondern setzen umgekehrt Macht, Gewalt oder Grausamkeit als Instrumente ihrer eigenen epistemischen Explorationen ein: beispielsweise, wenn sich Zuschauer*innen in den immersiven und interaktiven Räumen des Theaterkollektivs Signa reflexiv zu Unterwerfungs- und Herrschaftsszenen verhalten müssen, oder wenn Maler*innen wie Francis Bacon unsichtbare Kräfte auf (Farb-)Körper wirken lassen, um Extremmomente ihrer (De-)Formierbarkeit zu erproben.  

Dieser intrikate Anteil der Künste am Zusammenhang von Gewalt und Wissen soll im Workshop „Gewaltsames Wissen: Macht und Grausamkeit in den Künsten“ diskutiert werden. Wie übersetzen Künste ein Wissen um Gewalt in heterogene gesellschaftliche Öffentlichkeiten? Wo verfahren Gewalt und Macht selbst ästhetisch, um sich der Detektion zu entziehen, ihre Wirkung zu maximieren oder sich Legitimität zu beschaffen? Wie setzen Künste selbst die Inszenierung von Gewalt- und Machtverhältnissen ein, um auch jenseits eines propositionalen etwa ein gestisches oder affektives Wissen von Macht und Gewalt zu erzeugen? 

Mit einem besonderen Interesse für die Differenzierung der Begriffe „Macht“, „Gewalt“ und „Grausamkeit“ sowie für die Diskussion dieser Frage anhand konkreter künstlerischer Fallbeispiele, lädt das Graduiertenkolleg Das Wissen der Künste der Universität der Künste Berlin zum eintägigen Workshop Gewaltsames Wissen ein. 


Wir freuen uns, Prof. Dr. Reinhold Görling(Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf/Universität Wien) als Gast des Workshops begrüßen zu dürfen, der sich in zahlreichen Monographien, Sammelbänden und Aufsätzen (u.a. „Szenen der Gewalt. Folter und Film von Rossellini bis Bigelow“ oder als Herausgeber „Die Verletzbarkeit des Menschen. Folter und die Politik der Affekte“) den medienphilosophischen Implikationen von „Bildlichkeit und Gewalt“ gewidmet hat. 

 

Organisatorischer Hinweis:

Der Workshop ist halböffentlich und richtet sich an interessierte Mitglieder der UdK Berlin und der Kulturwissenschaft/HU Berlin. Falls Sie im Workshop ein eigenes Beispiel vorstellen und diskutieren möchten, geben Sie dies bitte bei der Anmeldung mit an. 

Bitte melden Sie sich bis 04.06.2018im Koordinationsbüro des Graduiertenkollegs verbindlich für den Workshop an. 

Konzept: Georg Dickmann, M.A., Prof. Dr. Barbara Gronau, Sebastian Köthe, M.A.

Kontakt: christina.deloglu-kahlert@udk-berlin.de

Die Platzvergabe verläuft nach dem Prinzip first come first served.

Die Unterlagen werden zum Download bereitgestellt.