Workshop "Übungspraxis. Schnittstellen von Wissensgenerierung und Subjektbildung"

Workshop

Montag, 13.6.2016 14-18:00 Uhr
UdK Fakultät Musik, Fasanenstrasse 1B
Graduiertenkolleg "Das Wissen der Künste" in Kooperation mit dem Arbeitsbereich "Antike Religion und Kultur sowie deren Rezeptionsgeschichte" des Instituts für Religionswissenschaft der Freien Universität Berlin 

Der Workshop untersucht, welche spezifischen Formen des Wissens durch körperliche, technische – und vor allem künstlerische – Übungspraktiken erzeugt werden.

Im Fokus steht dabei die Frage des Zusammenhangs von Übung und Subjekt: Welche Konzepte von Subjektivität werden in sich wandelnden Theorien und Praktiken des Übens verhandelt? Wie lassen sich die dem Diskurs inhärenten Vorstellungen von der Formung, Generierung oder Optimierung des Subjekts durch Übung kritisch einordnen? In welchem Verhältnis stehen Übung und (künstlerische) Professionalisierung? Geht künstlerisches Übungswissen in Konzepten des habituellen Wissens, des tacit knowing oder des Körpergedächtnisses auf? Welche Szenen, Narrative und Bilder sind mit Praktiken und Theorien des Übens verbunden?

Ausgehend von Foucaults Überlegungen zu den Selbsttechnologien als „Geschichte der Formen, in denen das Individuum auf sich selbst einwirkt“, werden zwei Perspektiven auf historische und methodische Fragen des Übungswissens eröffnet. Der erste Fokus liegt auf „Askese und Meditation“ als religiös gerahmten Übungs- und Wissenspraktiken, die von der Antike bis in die Gegenwart reichen und einen zentralen Marker aller bis heute gültigen Übungsdiskurse bilden. Der zweite Fokus liegt auf der spezifischen Zeitstruktur der Wiederholung, des Memorierens und Über- bzw. Erarbeitens von künstlerischen Formen durch praktisches Exerzieren in der Musik.

Quelle: Jörg Bochow: Das Theater Meyerholds und die Biomechanik, Berlin 2010.
Quelle: Benedict/ Cathcart: Muscular Work. A Metabolic Study. Washington DC 1913

Programm

14-16:00 Uhr

  • Einleitung: Warum üben? Thesen und Fragen zur „Arbeit an sich selbst“ (Prof. Dr. Gronau)
  • Von askēsis und meditatio zur Selbstoptimierungsindustrie der Gegenwart: Formen der Übung von der Antike bis heute (Prof. Dr. Renger) 

16-18:00 Uhr

  • Exerzitien – Pattern – Epistéme: Zusammenhänge zwischen Übungswissen und musikalischer Struktur“ (Prof. Dr. Jessulat)

mit Praxisteil

Literaturliste

Michel Foucault: „Technologien des Selbst“ in: Ders. Ästhetik der Existenz. Schriften zur Lebenskunst, hrsg. Daniel Defert, Frankfurt am Main 2007.

Emil Du Bois-Reymond: Über die Übung. Rede gehalten zur Feier des Stiftungstages der Militärärztlichen Bildungsanstalten, Berlin 1881.

Anna Maria Busse Berger: Medieval Music and the Art of Memory, Berkeley/LA 2005.

 

weiterführende Literatur

Christoph Menke: „Die Übung des Subjekts“, in: Ders. Kraft. Ein Grundbegriff ästhetischer Anthropologie, Frankfurt am Main 2008, S. 25-45.

Konstantin Stanislawski: „Dilettantismus“, in: Ders. Die Arbeit des Schauspielers an sich selbst (Teil1), Berlin 1983, S. 15-24

Ariane Jessulat/Almut Gatz: Improvisierter Kontrapunkt