Prof. Berthold Tuercke

Kurzvita

Berthold Tuercke begann seine musikalischen Studien in Hannover. Prägende Einflüsse erhielt er dort durch den Theorieunterricht bei Helmut Lachenmann und durch die Pianistin Erika Haase, einer Schülerin Eduard Steuermanns. Von beiden in seinem Interesse an der Musik der neuen Wiener Schule bestärkt, führte sein Weg in die U.S.A. zu Interpretations- und Kompositionsstudien bei den Schönberg-Schülern Rudolf Kolisch, Eugene Lehner, Felix Greissle, Leonard Stein sowie bei Max Bloch, einem Schüler Viktor Ullmanns. Nach seiner Rückkehr aus den U.S.A. vervollständigte er seine musiktheoretischen Studien bei Hartmut Fladt in Berlin.

 

Als Komponist entwickelte er eine eigenständige Musiksprache sowohl in Anlehnung an den Charakter- und Formbegriff der Neuen Wiener Schule als auch durch enge Auseinandersetzung mit Möglichkeiten formaler Gestaltung in der Literatur und im Theater. So entstand nach Texten von Sergej Eisenstein das Orchesterstück Partita, unter Leitung von Peter Gülke 1993 in Wuppertal uraufgeführt. Heiner Müllers Quartett als Kammeroper entstand 1990 im Auftrag der Kieler Oper. Die Vertonung von Pasolinis Ballata del dilirio hatte 1989 mit Catherine Gayer an der Deutschen Oper Berlin Premiere. Der NDR produzierte mit der Sängerin Ute Florey Vier Lieder nach Paul Celan. Die amerikanische Premiere des Werks geschah durch Catherine Gayer und Axel Bauni. Kafkas Auf der Galerie für Rezitation und Streichquartett wurde vom Auftraggeber, dem Kronos Quartett, mehrfach gespielt. Weitere internationale Resonanz erhielten seine Arbeiten u.a. durch Aufführungen beim Tanglewood Festival und, während seiner Gastprofessur im brasilianischen Curitiba, durch eine Brasilien-Tournée mit dem Ensemble UnitedBerlin auf Einladung des Goethe-Instituts.

Sein jüngstes Werk, Die blassen Herren mit den Mokkatassen, nach dem gleichnamigen Buch von Herta Müller wurde 2013 mit dem Modern Art Ensemble im Konzerthaus Berlin uraufgeführt.

 

Zum Werkkatalog gehören außerdem zahlreiche Transkriptionen, u.a. die Filmmusik aus Bergs Lulu für das ensemble recherche, Schoenbergs Glückliche Hand im Auftrag des Konzerthauses Berlin für das Ensemble UnitedBerlin unter Leitung von Peter Hirsch sowie, für das gleiche Ensemble, Henzes Versuch über Schweine unter Leitung von Vladimir Jurowski.

 

1994 erhielt er den Förderpreis der Ernst-von-Siemens-Stiftung. 1999 war er Stipendiat der Villa Aurora, Los Angeles.

 

Zahlreiche Publikationen, u. a. in den Musik-Konzepten und in Musik & Ästhetik, sowie eine internationale Vortragstätigkeit kennzeichnen seine Arbeit als Musiktheoretiker.