Drucken, Pflanzen, Färben

Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst

In einer Werkstatt ist immer viel zu tun, und gerade wenn mehrere verschiedene Leute an einem Ort  arbeiten und alle verschiedene Dinge produzieren, aber die gleichen Materialien brauchen, ist eine ordentliche Leitung unabdingbar. Wie zum Beispiel Julia Kunz, die Werkstattleiterin der Siebdruckwerksatt am Institut für experimentelles Bekleidungs- und Textildesgin der UdK Berlin. Die erfahrene  Diplom Textildesignerin arbeitet, organisiert, berät und hilft den Studierenden, damit bei ihren Werken nichts schief geht. Nebenher forscht sie zur natürlichen Farbstoffgewinnung aus Pflanzen, wie dem Japanischen  Indigo. Sie baut diese Pflanze im Rahmen des Projekts „Hofgrün“ an, bei dem jeweils im Sommersemester Studierende des 2. Semesters mit dem Landschaftsgärtner Frank Riebesell im Hofgarten des Universitätsgebäudes verschiedene Gewächse anbauen und pflegen. „Im letzten Wintersemester war ich dann auch mit der Professorin Schmidt-Thomsen, Gast-Professor Rupp und Studierenden des Projekts "Local International II" in Bangladesch und betreute  hier in Berlin die  Austauschstudierenden aus Dhaka mit. Das Projekt ist eine Kooperation der UdK Berlin mit der Kunsthochschule Weissensee und dem Goethe Institut in Dhaka, BD. Durch einen solchen Austausch bekommt man noch mal eine ganze neue Sichtweise auf die Dinge“, erklärt sie und erzählt von tollen Stoffen, gutem Essen, von stundenlangen Autofahrten, aber vor allem von den vielen Produktionsstätten, die sie in Bangladesch besucht haben. Im nächsten Semester gibt sie wieder ein Seminar, dieses Mal zum Thema „ Das Tuch“. „Mein Ziel ist, dass die Studierenden mehr in einem Tuch sehen, als  z.B. nur ein Halstuch, sondern sich einfallen lassen, was noch alles daraus entstehen kann“. Heute hat sie  Zeit für mich gefunden und weiht mich in die Kunst des Siebdrucks ein.

Belichtungsmaschine

Belichtungsmaschine

 Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst
Abspülen des Siebs

Abspülen des Siebs

 Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst
Wärmeschrank

Wärmeschrank

 Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst
Drucktisch

Drucktisch

 Quelle: Katharina Delmenhorst
Befestigen der T-Nadeln

Befestigen der T-Nadeln

 Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst
Auftragen der Farbe

Auftragen der Farbe

 Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst

Zu der Siebdruckwerkstatt gehören verschiedene Räume. Der Raum mit dem großen Drucktisch, gleich neben der Färberei, führt zu anderen Räumen, wo der Druck vorbereitet wird. Damit ich alles sehe, darf ich heute bei einem ersten Probedruck zusehen. Philipp hat dafür sein Motiv schon auf lichtdurchlässiges Papier gedruckt. Um nun die Schablone mit dem Sieb zu entwerfen, benötigen wir aber die beeindruckende Belichtungsmaschine, mit der das Motiv auf dem Sieb im Vakuum 45 Sekunden mit 5000 W belichtet wird. Deshalb sind wir vorher aus dem Raum gegangen und haben die Tür geschlossen. „Unter anderem aus diesem Grund, dürfen nur ich und die Tutoren die Maschine bedienen“, erklärt Julia, während sie die Uhr mit dem Sekundenzeiger in der einen und den roten Schalter für die Maschine in der anderen Hand hält. Gleich danach wird das Sieb abgespült, wodurch die Schablone für den Druck erscheint. Bevor Philipp aber sein Motiv drucken kann, kommt das Sieb in einem Wärmeschrank zum trocknen. Währenddessen könnte man sich seine Farbe für den Druck zusammenstellen.  Die Werkstatt bietet den Studierenden dafür eine große Auswahl, mit verschiedensten Druckpasten und Farbpigmenten. Für seinen Probedruck nimmt Philipp aber die Farbe schwarz, die von jemand anderem, der vorher in der Werkstatt gearbeitet hat, übriggeblieben war. Dann bereiten wir den Tisch vor, indem wir den Stoff spannen und ihn mit T-Nadeln befestigen. So kann das trockene Sieb auf den Stoff platziert werden. Damit es beim Drucken nicht verrutscht, beschweren es Julia und Philipp mit Gewichten, damit beim Verteilen der Farbe nichts verschoben wird. Anschließend kann Philipp endlich die Farbe auf das Sieb geben und sie mit einem Rakel mehrmals von oben nach unten verteilen. Schlussendlich kommt der spannendste Moment der Produktion, bei dem Philipp sein Sieb hochnimmt und sieht, dass der Druck gut gelaufen ist. Erleichtert geht er sein Sieb abwaschen. Das nächste Mal kann er sein Endprodukt erstellen.

Getrockneter Idigo

Getrockneter Idigo

 Quelle: Katharina Delmenhorst

Mit ihren ganzen Maschinen und Farben ist die Siebdruckwerkstatt ziemlich cool. Besonders die Farbherstellung aus den pflanzlichen Materialien, die im Hof angebaut werden, hat mich sehr interessiert und so hat mir Julia Kunz zum Schluss noch einen Karton mit den getrockneten Indigo Blättern gezeigt. Damit wird sie verschiedene Färbetests machen – und sie erforscht auch gerne noch weiter, welche Möglichkeiten es bei der Farbherstellung gibt, die sie später vielleicht bei einem neuen Projekt anwenden und lehren kann.  

An einem Ort zu arbeiten, wo jeden Tag Neues entsteht, muss Spaß machen, denke ich und Julia sagt noch dazu, dass es beglückend ist, wenn die Studierenden in der Werkstatt vielleicht sogar sich selbst neu entdecken und etwas herstellen, was sie selbst am Anfang gar nicht erwartet hätten.

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