Ein schottisches Semester Teil 1

Marta Djourina ist 25 Jahre alt und studiert Bildende Kunst an der UdK Berlin. Im letzten Wintersemester hat sie mithilfe von Erasmus ein Austauschsemester an der Glasgow School of Art verbracht, wo sie nicht nur eine andere Uni sondern auch sich selbst ganz neu kennengelernt hat. Ich habe Marta nach ihrer Rückkehr an die UdK Berlin besucht und sie über ihr Auslandssemester ausgefragt:

Was war dein erster Eindruck von Schottland?
Eigentlich hatte ich nicht viel erwartet, weil ich schon öfter davor in Schottland gewesen war, aber noch nie zuvor war ich in Glasgow. Das erste was mir aufgefallen ist, war dass wirklich alle, unglaublich nett und freundlich sind. Wenn man ein paar Sekunden nicht wusste wo man lang gehen musste, kamen ohne zu fragen zwei Personen auf dich zu und wollten Dir helfen. Ein Mal hat mich eine alte Frau sogar auf einen Tee zu sich eingeladen, dabei hat sie mir dann ihre ganze Lebensgeschichte erzählt.

Quelle: Katharina Delmenhorst

Hattest Du besondere Erwartungen, als Du an die Uni gekommen bist?
Ich wusste, dass die Universität ihren Studierenden eine sehr gute Ausbildung bietet und hatte eigentlich ein wenig Angst, den Erwartungen nicht zu entsprechen. Aber diese Angst wurde mir schnell genommen, denn auch an der Uni waren alle sehr freundlich. Gleich am ersten Tag habe ich meine mittlerweile beste Freundin, eine andere Austauschstudentin aus Schweden, kennen gelernt, die dann mit mir studiert und gewohnt hat.

Gab es denn einen Unterschied beim Umgang mit den Studierenden?
Auf jeden Fall waren die Professoren alle sehr nett, wodurch man sich als Austauschstudierende sehr wohl gefühlt hat. Eigentlich kann man sagen, dass man freundschaftlich miteinander umgeht.
Durch das andere System, und weil jeder Studiengang in einem anderen Haus ist, bekommt man aber nicht sehr viel von den anderen Studenten mit.

Inwiefern unterscheiden sich denn die Kurse von Berlin?
In Glasgow sind die Klassen nach Jahrgängen zugeteilt und ein Jahrgang wird jeweils von einer Professorin oder einem Professor und weiteren wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreut. Außerdem ist mein Studiengang Bildende Kunst, den ich hier in Berlin studiere, in Glasgow in verschiedene Studiengänge aufgeteilt. In meiner Zeit, als ich dort war, habe ich stattdessen „Fine art and Photography“ studiert. In Glasgow gibt es auch zu jedem Semester ein Thema, wozu man Projekte entwickeln muss und es Noten gibt. Da es an der UdK Berlin keine Noten und vorgeschriebene Themen gibt, war auch das sehr neu für mich.

Quelle: Katharina Delmenhorst

Welche Unterschiede gab es dadurch in deinem täglichen Alltag?
Mein Alltag war auf jeden Fall strukturierter. An der Uni in Glasgow muss man mehr Workshops und Seminare besuchen und die Universität hat immer nur bis 20 Uhr abends offen. Dadurch hat sich das Studieren in Glasgow angefühlt wie ein Job, zu dem man morgens hingeht und abends wieder nach Hause kommt. Erst fand ich das nervig, weil ich in Berlin oft abends arbeite. Aber in Glasgow hatte ich keinen Nebenjob, und so konnte ich mich auch tagsüber komplett auf mein Studium konzentrieren.

Kamst du denn später noch mit den anderen Studiengängen in Kontakt?
An der Universität gibt es Projekträume, die man sich kostenlos mieten kann. Da habe ich mit Freunden eine viertägige Ausstellung organisiert und Bilder präsentiert, die in der Zeit in Schottland entstanden sind. Das hat sehr viel Spaß gemacht und auch die Möglichkeit geboten andere Jahrgänge und Studierende der Uni kennenzulernen, die die Ausstellung besucht haben.

Hat die Stadt deine künstlerische Arbeit verändert?
Durch meinen anderen Studiengang habe ich zum ersten Mal intensiver mit Video gearbeitet. Es war einfach, etwas Neues auszuprobieren, weil mich dort niemand kannte und durch meine vorherigen Arbeiten Erwartungen an mich hatte. Außerdem haben an der Uni die Studierenden den Zugang zu sehr viel Equipment, das man sich kostenlos ausleihen kann.
Ich habe in Schottland auch vermehrt mit meiner persönlichen Identität gearbeitet; habe mich selbst gefilmt oder meinen Weg durch die Stadt. Die Eindrücke, die ich dort bekommen habe, verarbeite ich auch noch hier in meiner Arbeit.

Was war dein schönstes Erlebnis in deinem Auslandssemester?
Ein Wochenende habe ich mit Freunden ein Auto gemietet. Ich musste das erste Mal auf der anderen Straßenseite fahren. Wir waren dann auf einer kleinen schottischen Insel, da hatten wir zu dritt sehr viel Spaß. Außerdem bin ich mit dem Zug durch das komplette Land gefahren, es hat mich unglaublich begeistert.

Kannst du dir vorstellen wieder nach Schottland zu fahren?
Auf jeden Fall. Für einen kurzen Moment habe ich sogar überlegt, dort weiter zu studieren. Aber das mache ich vielleicht, wenn ich mein Studium hier an der UdK Berlin beendet habe. Die Zeit dort hat mich wirklich sehr bereichert.

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