Ein Theaterworkshop mit der Bundeswehr?

Irgendwie ist die UdK Berlin überall, dachte ich, als ich an einem Donnerstagmorgen vor dem Museum für Kommunikation stand. Das schöne alte Gebäude war an diesem Tag der Ort für drei Workshops von Theaterpädagogikstudierenden in Kooperation mit der Bundeswehrfachschule Berlin, wo ich für meinen ersten Auftrag als „UdK-Reporterin“  als Gast dabei sein durfte. Theater und Bundeswehr: diese Wörter hört man eher selten in einem Satz, weshalb ich meine Neugier stillen musste.

Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst

Einmal im Saal angekommen, waren die Gegebenheiten dann doch gar nicht so merkwürdig: Die Workshops gehörten nicht zur Erneuerung der Bundeswehrgrundausbildung, sondern waren eine Weiterbildungsmaßnahme von ehemalig bei der Bundeswehr Verpflichteten, die nun auf einer Bundeswehrfachschule zu Erzieherinnen und Erziehern ausgebildet werden. Erzieher konnte ich schon besser mit Theaterpädagogik in Verbindung bringen.

Die Konzepte der Workshops waren von sechs leitenden Theaterpädagogikstudentinnen und -studenten entwickelt worden, sechs weitere Studierende mischten sich unter die Gruppe der künftigen Erzieherinnen und Erzieher, um im Anschluss ein fundiertes Feedback zu geben.

Passend zum Museum beschäftigten sich die Teilnehmenden u.a. mit dem Thema Aufmerksamkeit. „Was passiert mit einem, wenn man alleine unter vielen ist? Wann kann es zu einem Kommunikationsrisiko kommen? Was ist überhaupt Aufmerksamkeit?  Diese Fragen sollten anhand von Theaterübungen erkundet und aus neuer Perspektiven beantwortet werden“, erklärte mir die Dozentin  Ursula Jenni, die  die Workshops ihrer Studierenden still beobachtete. Ich setzte mich dazu.

Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst

In der ersten Übung liefen die Teilnehmenden verstreut durch den Raum, blieben im gleichen Moment stehen und liefen im gleichen Moment gemeinsam wieder los. Verstanden hatte ich das nicht, denn für mich waren keine gemeinsamen Absprachen oder Zeichen zu erkennen gewesen. Alles sah sehr zufällig aus. Doch nach ein paar Minuten fiel mir auf, dass jede Person aufmerksam, mit jedem Sinn, die anderen beobachtete. Dadurch entstanden gemeinsame Impulse, die die Gruppe in Bewegung setzten oder stoppten.

Im Laufe der Übung wurde das ganze Bild durch Musik und Sprache noch verstärkt. So hatten die Teilnehmenden gemeinsam fast eine Art von Theaterstück entstehen lassen, obwohl das nicht geplant war. Eine kleine, einfache Choreographie, Musik, Sprache und Aufmerksamkeit – mehr braucht man nicht, um eine Stimmung zu übertragen.

Die zweite Gruppe arbeitete gerade an einer Bühnensituation, als ich zu ihnen stoß. Jeder Teilnehmer hatte ein Kommunikationsmittel, wie zum Beispiel die Brieftaube oder ein Handy, zugeteilt bekommen. Aufgabe war es, im Duell auf der Bühne für die eigene Gerätschaft zu werben, ohne deren Namen zu benutzen.

Die Wirkung der Duellpartner änderte sich schlagartig, sobald sie von den Theaterpädagogen Anweisungen bekamen. „Steht weiter entfernt! Sagt nur ein Wort! Bewegt euch zu den Worten!“ … All dies änderte die Wirkung der Duellpartner und somit auch meine Aufmerksamkeit. In diesen Momenten wurden die Erzieherauszubildenden für mich zu Schauspielern.

Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst
Quelle: Katharina Delmenhorst

Wie du stehst, was du sagst, ob du etwas sagst – all das verändert die Aufmerksamkeit der anderen, das hat mir schon das Beobachten der Workshops gezeigt. Gerade für Erzieher, die täglich mit einer Gruppe von Kindern zusammenarbeiten, ist es wichtig, aufmerksam zu sein und auch die Kinder zu bemerken, die vielleicht nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Insofern hatten die Lehrgangsteilnehmenden der Bundeswehrfachschule für Erziehung Berlin bei den Übungen nicht nur Spaß, sondern haben auch etwas Wichtiges gelernt. Ebenso die Studierenden, die solide die Praxis ihres zukünftigen Berufs ausübten. 

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