Emma Mende, „SUMO“, 2025

Quelle: Foto: Pheline Açil

Wir leben in einer Gesellschaft, die Leistung und Produktivität über
alles stellt. Wir leben in einer Gesellschaft, in der der Wert eines Menschen
an seiner Effizienz und seinem Beitrag zur Wirtschaft gemessen
wird. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Ruhen, Nichtstun und
Chillen als Faulheit und Rumgammeln bezeichnet und als moralisches
Versagen betrachtet werden, in der ein Tag des Nichtstuns als verschwendet
angesehen wird. Seit frühester Kindheit wird uns eingetrichtert:
„Zeit ist Geld.“ Dieser Gedanke durchdringt unser Leben
und prägt unsere Sicht auf uns selbst und andere. Die andere Seite
dieses Gedankens ist die Abwertung all dessen, was sich dem Drang
zur Effizienzsteigerung entzieht. Doch ist es wirklich notwendig, das
Nichtstun so einseitig negativ zu betrachten?

 

Was bedeutet es eigentlich, nichts zu tun? Ist Nichtstun tatsächlich
wertlos oder könnte es eine verborgene Kraft sein, die uns neue Perspektiven
und tiefere Einsichten eröffnet? In einer Welt, die uns antreibt,
ständig produktiv zu sein, lohnt es sich, innezuhalten und über
das Nichtstun nachzudenken. Die bewusste Pause, das Unterbrechen
des ständigen Drangs nach Effizienz und Leistung, kann ein radikaler
Akt des Widerstands sein – eine Gegenbewegung zur Dominanz
der Leistungsgesellschaft, die uns zum permanenten Tun zu zwingen
scheint. In diesem Sinne ist Nichtstun ein Thema, das nicht nur persönlich,
sondern auch gesellschaftlich und politisch von Bedeutung ist.
Was passiert, wenn wir aufhören, uns nur über das zu definieren, was
wir tun oder leisten? Welche Räume eröffnet das Nichtstun – für uns
selbst, für andere, für eine Gesellschaft, die sich vom ständigen Druck
nach „mehr“ erholen muss?
„SUMO“ ist ein pinkes Wesen – eine überdimensionale, weiche Stoffskulptur,
die zum Verweilen einlädt. Inspiriert von „Hase“ (Artesina,
Piemont, 2005) des österreichischen Künstlerkollektivs Gelitin
verbindet

 

„SUMO“ spielerische Monumentalität mit der Idee des Müßiggangs
und stellt die Frage: Warum fällt es uns so schwer, nichts zu
tun? Mit seiner auffälligen Präsenz im semiöffentlichen Raum schafft
es einen sichtbaren Ort für Entspannung und fordert dazu auf, Pausen
ohne Scham zu nehmen. Durch seine flexible Konstruktion mit Karabinern
und Laschen kann es in verschiedene Positionen gebracht und
mit der Umgebung verbunden werden. „SUMO“ ist mehr als ein Möbelstück
– es ist ein Statement für die Notwendigkeit des Nichtstuns in
einer Gesellschaft, die Produktivität über alles stellt.

 

Emma Mende studiert Produktdesign. Die Bachelorarbeit, betreut von
Prof. Mathias Hahn, Prof. Antje Engelmann und Prof. Lukas Feireiss,
war zu sehen in der Galerie feldfünf im Rahmen der Berlin Design Week
Mitte Mai. @emmamnd_