„Scherben Kinder“, 2025
„Ihr lieben Kinder: Ihr werdet in die Welt geworfen und zerspringt.
Ihr werdet in die Welt geworfen und müsst eure Scherben aufsammeln.
Und ihr müsst genau wissen, ob diese Scherben von euch sind,
oder ob ihr euch […] eine fremde Scherbe einsetzt. Und falls […],
dann müsst ihr euch wieder in tausend Teile zerbrechen lassen, nur
um dieses eine Teil, dieses falsche, wieder aus euch herauszubekommen.
[…] Euch wird immer ein Teil fehlen. […] Damit müsst ihr klarkommen.
[…] Seid egoistisch und schnappt euch eure Scherben […]
Liebe Kinder – vervollständigt euch!“
Bühne: Unser Bühnenraum verbindet eine narrative Vorstadtästhetik
mit Elementen von Comic-Realismus. In kühler Tristesse entfaltet
sich eine Welt aus kaltem Beton, die die brutalistische Architektur
des UNI.T-Theaters aufgreift. Inspiriert von Orten, an denen Jugendliche
verweilen, entsteht eine urbane Kulisse zwischen Resignation
und leiser Revolte. Die Szenerie spiegelt die Hoffnungslosigkeit wider,
die nach einer enttäuschenden Wahl über der jungen Generation
schwebt. Politische Brüche und gesellschaftliche Kälte prägen
den Raum. Die umgekehrte Spielrichtung bricht gewohnte Perspektiven
auf und eröffnet neue Blickwinkel auf die Erfahrungen einer
Gen Z – die, ob nun verloren oder nicht, ihren Platz in einer erstarrten
Welt sucht.
Kostüme: Für diese Neuinterpretation von „Frühlings Erwachen“ treffen
Welten aufeinander. Inspiriert von Punk, Cowboy-Romantik und
Streetwear mischen sich Rebellion und Verletzlichkeit, Lässigkeit und
Trotz zu einem Stil, der so roh und direkt ist wie die Jugendlichen selbst.
Zwischen Glitzer, Leder und Sprayfarbe erzählen die Kostüme von Aufbruch
und Widerstand, von Selbstbehauptung und dem Wunsch, irgendwo
dazwischen gesehen zu werden. Anklänge an die 1980er bis
2000er Jahre verschmelzen mit dem Hier und Jetzt. Stile prallen aufeinander
– genau wie in den Herzen der Figuren, die irgendwo zwischen
Sehnsucht und Aufbegehren taumeln. Jedes Kostüm ist ein Statement:
gegen Erwartungen, für Freiheit – und für das Chaos, das Erwachsenwerden
nun mal ist. Diese Kostüme sind keine zweite Haut, sie sind
eine Rüstung, hinter der die Jugendlichen ihre Unsicherheiten verbergen,
während sie noch auf der Suche nach sich selbst sind.
Das Stück nach Motiven aus Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“
(1891) hatte Anfang Mai Premiere. Es ist ein Projekt des Studiengangs
Musical / Show in Zusammenarbeit mit den Studiengängen Szenisches
Schreiben und Bühnen- und Kostümbild. Kostüme: Cora Geßmann,
Bühne: Martin Gonschorek und Jan Schnase