Linda Herrmann, Klasse Schutter: In Search of Repositioning
Der Begriff „Position“ kann entweder als metaphysisches Konzept im Sinne des Selbst-Verortens oder als sehr konkreter, physischer Raum verstanden werden. Auch wenn diese beiden Assoziationen – Ort und Verortung – separat betrachtet werden können, bleiben sie doch abhängig voneinander und beeinflussen sich gegenseitig. Die Frage der Positionierung wird besonders drängend, wenn man den Kunstmarkt als spezifischen, aber niemals losgelösten Teil des allgemeinen Weltmarkts betrachtet. Wie kann man sich innerhalb seiner Strukturen etablieren, ohne von seinen treibenden Kräften verschlungen zu werden? Das Bestreben, die Triebkräfte des Kapitalismus zu verstehen, bildet die gemeinsame theoretische Grundlage der Klasse, ebenso wie das Bewusstsein für die Notwendigkeit, die eigene Kunstpraxis inmitten oder am Rande dieses Systems zu verorten.
Der Ausstellungstitel „In Search of Repositioning“ spiegelt die Spannungen wider, denen sich Künstler*innen im Prozess der eigenen Positionierung gegenübersehen – nicht nur im direkten Bezug auf das Kapital, sondern viel häufiger in den greifbaren Gegensätzen, die durch die Auswirkungen des Kapitals auf seine zentrale natürliche Ressource – den Menschen – entstehen. Der Akt der Selbstverortung in ebendiesem Feld ist zwangsläufig mit komplizierten Formen der Wiederholung verbunden; Wiederholungen, die unterschiedliche und ungewisse Konsequenzen haben können, seien es physische Neuorientierungen über nationale Grenzen hinweg oder konzeptionelle Neupositionierungen als Antwort auf ein System, in dem die eigene Position beständig in Frage steht und neu bewertet wird. In drei Räumen zeigt die Ausstellung „In Search of Repositioning“ Arbeiten aus diesem Spannungsfeld. Eine schwere, raumgreifende Landschaft wird zum Ankerpunkt einer Achse, die ihren Gegenpol – sowohl räumlich als auch konzeptionell – in Arbeiten findet, die Geist und Körper als miteinander verflochtene Entitäten im spannungsvollen Verhältnis zu ihrer Gegenwart verstehen.
Linda Herrmann, Kuration der Ausstellung + Texte, studiert Bildende Kunst in der Klasse von Prof. David Schutter. Das Projekt wurde betreut von Prof. Angela Harutyunyan.