Furkan Kücük, „ich spüre II“, 2025

Quelle: Furkan Kücük, „ich spüre II“, 2025 © Furkan Kücük

Keramik, Holz

 

Die Skulptur habe ich aus meinem körperlichen Gedächtnis entwickelt. Sie zeigt keine konkrete Erinnerung. Das Gedächtnis übersetzt sie in eine Form, die gleichzeitig Spur und Wesen ist. Ein festgesetzter Gedanke, der im Außen fremd erscheinen mag, aber tief aus mir kommt. Die Arbeit entstand aus der Erinnerung an Berührung – aus dem stillen Archiv meines Körpers. Eine Zeit, in der mein Untergewicht
bedeutete, meine Knochen täglich zu spüren. Die Form ist ein Fragment, eine Hülle, ein innerer Raum. Ihre Oberfläche erzählt von Verletzlichkeit und Fürsorge, ihre Öffnungen zeigen Abwesenheit und dennoch Präsenz. Während des Rundgangs wurde die Arbeit häufig als außerirdisch, wesenhaft, sogar mythologisch oder düster wahrgenommen. Das überraschte mich, und doch erscheint es mir folgerichtig. Denn was für mich ein stiller, verkörperter Erinnerungsakt war, nimmt in der äußeren Betrachtung eine fremdartige Gestalt an. Dass meine körperlich erinnerte Spur als „fremd“ gelesen wird, verweist auf eine tiefere Dynamik. Körper, die von der gesellschaftlichen Norm abweichen – ob verletzlich, krank, dünn oder entgrenzt – werden oft marginalisiert. Ihre Sichtbarkeit erzeugt Unruhe. Vielleicht wird auch meine Erinnerung deshalb nicht als vertraut, sondern als außerirdisch empfunden. Meine Erinnerungen, sobald sie in Materie gefasst sind, entziehen sich meiner alleinigen Deutung. Sie werden zu Projektionsflächen, zu Wesen, zu Artefakten und tragen nun auch andere Geschichten in sich.

Furkan Kücük studiert Bildende Kunst in der Klasse von Mathilde ter Heijne, Professorin für Zeitbezogene Medien und Performance.