Frédéric Jaeger, „All We Ever Wanted“, 2024

Quelle: Frédéric Jaeger, „All We Ever Wanted“, 2024

80 min, Farbe, Cinemascope 2,39:1

 

Der sorgenfreie Lifestyle-Urlaub von Désirée, ihrem weißen Lover Elias und ihrem schwulen Freund Sal gerät zum Selbstfindungstrip in der Wüste. Désirées Mutter hat ihr den Geldhahn zugedreht und lässt sie aus dem Ferienhaus mit Pool werfen. In der kargen Landschaft Fuerteventuras bewegen sich die Freunde wie auf einem leeren Feld der Sinnsuche. Sie begehren einander, fordern sich heraus, schlüpfen
in neue Rollen. Ein Spiel mit dem über allem schwebenden Dreieck von Class, Race und Gender.


Mit diesem Film wollte ich Sehnsüchte erkunden. Der Ausgangspunkt ist ein Urlaub, der schiefläuft: Drei Menschen mit ohnehin angespannten Beziehungen verlieren ihre Ferienunterkunft auf einer Insel. Die kleine Krise hilft ihnen, zu erkennen, dass ihre Unfreiheit mit Hemmungen und Ängsten zu tun hat. Wie in meinen Kurzfilmen geht es mir darum, eine queere Erzählung zu schaffen, die offen und unvoreingenommen ist. Fluide Sexualität und sich veränderndes Begehren beobachten, dabei Widersprüche aushalten wie in einem Traum. Mir ist der doppelte Boden sehr wichtig, das heißt, dass sich die Figuren nie ganz ernst nehmen, vor allem in der Art und Weise, wie sie miteinander sprechen. Oft beziehen sich die Dialoge auf Phrasen, die wir aus dem Alltag kennen, auf Stereotypen, manchmal wird aber auch sehr direkt gesprochen. Das Timing ist entscheidend, und in meinen Filmen sagen die Leute oft im falschen Moment das Richtige. Ich mag Situationen, die sich deplatziert anfühlen.

Eine Herausforderung bestand darin, als weißer Mann einen Film mit zwei Schwarzen Figuren zu schreiben und zu inszenieren. Es war mir wichtig, die Vielfalt unseres Alltags in Deutschland darzustellen – ohne dass der Film in erster Linie davon handelt oder blind ist für die Probleme, die das Leben in einer rassistischen Gesellschaft mit sich bringt. Dafür war es sehr wertvoll, als Co-Autorin Naomi Bechert zu haben, eine afrodeutsche Drehbuchautorin mit Expertise in der Antirassismusforschung und in queer-feministischen Projekten. Und später war der Austausch mit den Schauspieler*innen entscheidend. Ich hoffe, der Film ist ein Spiegel der gemeinsamen Reise, einander besser zu verstehen.

Frédéric Jaeger ist Absolvent in der Klasse von Thomas Arslan, Professor für Narrativen Film. Der Film ist sein Abschlussfilm und zugleich sein Langfilmregiedebut. Preis für Bestes Szenenbild und Bestes Kostümbild beim Festival Achtung Berlin.