Vero Haas, „Us – Two Places at the Same Time“, 2025

Quelle: Vero Haas, „Us – Two Places at the Same Time“, 2025 © Vero Haas
Quelle: Vero Haas, „Us – Two Places at the Same Time“, 2025 © Vero Haas

links: Öl auf Leinwand, 100 x 70 cm
rechts: Öl und Buntstift auf Leinwand, 35 x 30 cm

In dieser Serie beschäftige ich mich mit Zuständen von Erinnerung und Vergessen, von Präsenz und Abwesenheit – mit dem Gefühl, an zwei Orten gleichzeitig zu sein. Mich interessiert besonders der Moment des Übergangs, das, was man als „Zwischenraum“ oder „liminal space“ bezeichnen könnte: eine Situation, in der etwas gerade erst entsteht oder bereits dabei ist zu verschwinden. Die Bildwelt dieser Serie entwickelt sich aus Fotografien von Orten und Objekten, die ich sammle und im Malprozess weiter abstrahiere. Dabei ist es mir wichtig, keine fertigen Symbole zu verwenden. Wiederkehrende Motive sind etwa Karyatiden, ein rituelles Doppelgefäß oder der Zweig eines Ginkgobaums – alles Formen, die für mich Trennung und Verbindung, Zeit und Erinnerung thematisieren.

Die Farbe spielt eine zentrale Rolle. Die Arbeiten bewegen sich innerhalb eines ähnlichen Spektrums. Dadurch entsteht eine visuelle Verbindung zwischen den einzelnen Bildern – fast wie zwischen den Kapiteln einer Erzählung. Die Farbverwandtschaft lässt die Gemälde wie Fragmente eines größeren Ganzen erscheinen: Bruchstücke, die auf etwas verweisen, das zugleich fehlt. Auf das, was nicht gezeigt oder nicht mehr greifbar ist.

Ich weiß im Voraus nie, wie ein Bild aussehen wird. Erst im Malen selbst konkretisieren oder lösen sich die Formen wieder auf – ähnlich wie Erinnerungen, die kurz aufflackern und dann verschwinden.

Vero Haas studiert Bildende Kunst bei Prof. David Shutter. Sie war Dorothea-Konwiarz-Stipendiatin und ist diesjährige Preisträgerin der Schulz-Stübner-Stiftung und der Ulrich- und Burga-Knispel-Stiftung.