26 Postkarten, Installation

„Coded Conduct“ ist eine verschlüsselte Botschaft, geschrieben in einem Fotoalphabet aus Postkarten. Jeder Buchstabe entspricht einem Foto, das eine Szene in Berlin oder eine Begegnung mit der Stadt zeigt. Für den Rundgang im Sommer habe ich diese Postkarten-Botschaft an die Wand eines leeren Raums gehängt, den Schlüssel zum Alphabet, die Postkarten selbst sowie Stifte und Papier auf einen langen Tisch davor gelegt. Die Installation sollte die Besucher dazu einladen, den Code zu entschlüsseln, die Rückseiten der Postkarten zu lesen und auch mitzunehmen.

Es war sehr spannend zu beobachten, wie sich die Arbeit im Laufe der zwei Tage entwickelte. Die Besucher setzten sich an die Tische, blieben manchmal über eine Stunde, um die Botschaft zu entschlüsseln. Manchmal ließen sie ihr Blatt zurück. Die entschlüsselten Botschaften pinnte ich an die gegenüberliegende Wand. Faszinierend war, dass die Menschen, obwohl sie beim Hereinkommen die Botschaften an der Wand lasen, versuchten, den Code eigenständig zu knacken. Hier wurde mir erneut deutlich, dass es weniger um die Bedeutung der Botschaft ging, sondern vielmehr um den Prozess des Entdeckens – den Versuch, die Bilder in Worte zu fassen. Die erste Zeile des Codes lautet auch: „Was die Botschaft aussagt, ist fast willkürlich.“

Die Installation wurde zu einer gemeinschaftlichen Erfahrung. Nicht zuletzt durch die aktive Unterstützung, das Feedback und die Vorschläge von Freund*innen und Kommiliton*innen bei der Hängung der Arbeit. Es war zutiefst erfüllend und schön zu sehen, wie trotz mancher Herausforderungen an der Universität eine Gemeinschaft um das Werk herum Gestalt annahm und ihm einen Sinn gab.

Lily Zlotover studiert Bildende Kunst in der Klasse von Prof. Mykola Rydnyi.