Hans Bela, „Stadtkörper“, 2024
7-teilige Serie, Gravur und Spray auf Metall
Drei Arbeiten: 1,18 x 1,06 m
Vier Arbeiten: 1 x 1,06 m
Für diese Serie richtete ich mein Atelier so ein, dass die Mitte des Raumes frei blieb und die sieben Metallplatten (von einem Schrottplatz in Berlin) ringsum aufgestellt waren. Ich konnte mich kreisförmig von Platte zu Platte bewegen. Diese Anordnung erzeugte eine konzentrierte Arbeitssituation –einen Raum als atmosphärischen Rahmen, innerhalb dessen ich experimentieren konnte. Mein Fokus lag auf der Auseinandersetzung mit der Metalloberfläche und ihrer Reaktion auf gezielte Eingriffe. Mich interessierte, wie das Material auf Bearbeitung und Veränderung antwortet.
Durch verschiedene Gravurtechniken entstanden vielfältige Oberflächen, die besonders stark auf Licht und Bewegung reagieren. Je nach Perspektive erscheinen sie unterschiedlich – das Metall reflektiert Licht und Blick zugleich. So blieben die Werke in ständiger Bewegung, und ich als Betrachter und Gestalter wurde Teil dieses Prozesses. Die Vielschichtigkeit, die wechselnden Perspektiven erlebte ich als eine urbane Situation, in der ich selbst existiere, als einen Raum, den ich durchlebe und mit anderen teile: Verwandten, Freunden und vor allem so vielen namenlosen Unbekannten, einer anonymen „Masse“, in der jede*r Einzelne aus ihrer/seiner Perspektive es doch nur ähnlich empfinden kann.
Mit Sprühdosen und Klebeband entwickelte ich abstrakte Figuren, deren organische und zugleich reduzierte Formsprache in enger Beziehung zur Beschaffenheit des kühlen, Spuren tragenden Metalls steht. Die Figuren treten selten einzeln auf, sondern meist in Interaktion – als Paare, Gruppen oder Gegenüberstellungen. Ihre Beziehungen bleiben offen, changierend zwischen Kontakt und Abwehr, Kommunikation und Stillstand.
Ähnlich wie in unseren Stadtwelten entstehen auf den Platten Räume, Landschaften und Szenen, wie wir ihnen im Alltag begegnen – voller Bewegung, Verdichtung, Reflexion und Reibung. Das Sichtbarwerden der Wechselwirkungen zwischen Material und Wahrnehmung, das Zusammenspiel von Figur und Oberfläche thematisiert zentrale Zustände der urbanen Gegenwart: Spannung, Flüchtigkeit, Veränderung und Distanz.
Hans Bela studiert Bildende Kunst in der Klasse von Prof. Thilo Heinzmann.