Annika Kiefer, „Melophilia“, 2025

Quelle: Annika Kiefer, „Melophilia“, 2025 © Marina Dafova

Schriftsystem, Animationen, Buchstabenskulpturen

Schriften gelten im Grafikdesign als visuelle Stimmen. Von diesem Gedanken ausgehend setzt sich das Projekt „Melophilia“ mit der Frage auseinander: Kann ein typografisches Schriftsystem eine Stimme visuell abbilden?


Eine Stimme ist höchst individuell und singulär und nur in dem Augenblick hörbar, in dem sie benutzt wird. Dieser Moment ist einmalig und nicht wiederholbar. Körper und Augenblick sind daher maßgeblich an der Singularität von Stimme beteiligt. Digitale Typografie hingegen ist abstrakt und normiert, der schreibende Körper hat keine Auswirkung auf das Schriftbild. Ganz im Gegensatz zu einer Handschrift, die den Lettern einen individuellen Charakter gibt. Die Glyphen einer digitalen Schrift zielen auf ein einheitliches und formidentisches Erscheinungsbild ab. Und sie sind beliebig wiederholbar. Vergleicht man nun beide miteinander, stellt man ein Spannungsverhältnis zwischen individueller Stimme und formalisierter Schrift fest.


Das Projekt „Melophilia“ versucht dieses Spannungsverhältnis zu brechen. Entworfen wurde ein variables Schriftsystem, das visuell auf Veränderungen in den Tonhöhen einer Stimme reagiert und sich so ihrer Einmaligkeit annähert. Gezeigt wird diese Verbindung in Animationen. Buchstabenskulpturen machen die körperliche Präsenz einer Stimme im Raum erfahrbar.


Annika Kiefer studierte bei Fons Hickmann, Professor für Grafikdesign
und Kommunikationsdesign. Die Arbeit ist ihr Master-Abschluss.