Geförderte Kunst - die Elsa-Neumann-Stipendiat*innen

Jedes Jahr wird das Elsa-Neumann-Stipendium an Absolvent*innen von künstlerischen Hochschulen vergeben, die überdurchschnittliche Leistungen erbracht haben. Das Stipendium ermöglicht es Künstler*innen ihrer Leidenschaft nachzugehen um Kunst und Kultur weiter zu erforschen und zu erschaffen.

Elsa-Neumann-Stipendiat*innen der UdK Berlin (gem. NaFöG) Auswahlverfahren 2020
Förderungszeitraum: 1. Februar 2021 – 31. Januar 2022

Fächergruppe Bildende Kunst:
Anna Lauenstein   (Prof. Jimmy Robert)

Fächergruppe Gestaltung:
Anne Line Gertz   (Prof. Jean-Philippe Vasal)
Ivan Marković   (Prof. Thomas Arslan)

Fächergruppe Musik:
Dmytro Bondarev   (Prof. Peter Weniger (JIB)
Ayse Cansu Tanrikulu   (Prof. Greg Cohen (JIB)

Was hat Anne Line Gertz mit dem Stipendium vor?

Quelle: Lucía Gauchat Schulte

"Der Abdruck der Wolke"

Viele Menschen haben nur eine diffuse Vorstellung davon, was Internet oder Cloud sind. Gerade die Cloud ist ähnlich schwer wie ihr Namensgeber, eine Wolke am Himmel, zu erfassen. Cloud und Internet haben keinen festen Körper, hinterlassen keinen physischen Abdruck, sind also immateriell. Physisch existiert die Cloud als Server in auf dem gesamten Erdball verteilten Datenzentren. Diese hinterlassen wie alle von Menschenhand hergestellten Technologien einen Abdruck auf der Erde. Herstellung, Lagerung und Entsorgung gehen nicht spurlos an der Natur vorüber.

Anne Line Gertz studierte an der Universität der Künste Berlin Architektur und erhielt dieses Jahr das Elsa-Neumann-Stipendium. Anne Line Gertz widmet das Stipendium dem Thema, Clouds und der Frage, welchen physischen Abdruck diese hinterlassen. Bei dem Projekt soll es um die Transformation von Landschaften gehen, in denen sich Internet-Technologie befindet. Gertz stellt sich die Frage, wie sehr diese Technologien und auch die für die Technologien geschaffene Architektur die Natur beeinflusst. Im Rahmen der Forschung will Anne Line Gertz im Sommer nach Skandinavien reisen. Dort stehen die meisten Datazentren weltweit. Vor Ort, so Gertz, können auch Themen wie die Nutzung von Geothermie für Datenzentren in die Forschung einfließen.

Am Ende des Stipendiums sollen in einer Ausstellung die Forschungsergebnisse präsentiert werden. Während der Forschung aufgezeichnetes Filmmaterial und Objekte sollen das Resultat der Forschung illustrieren. Auch nach Abschluss des Stipendiums will Gertz weiterhin der Frage nachspüren, welche Konsequenzen die Cloudtechnologie für unseren Planeten hat.

Wie war das Stipendium für die ehemalige Stipendiatin Johanna Ackva?

Quelle: Aïsha Mia Lethen

"Tod und Tanz"

Nach einem Unfall im Jahr 2014 sieht Johanna Ackva ihr Leben in einem anderen Licht. Sie beginnt sich für ein allgegenwärtiges, aber von vielen gemiedenes Thema zu interessieren. Für den Tod.

Die Absolventin des Hochschulübergreifenden Zentrums Tanz Berlin (HZT) erhielt im vergangenen Jahr das Elsa-Neumann-Stipendium. So konnte sie das Thema Tod nach ihrem Studium der Sozial- und Kulturantrophologie und anschließend des Tanzes auch in ihrer Arbeit als freischaffende Künstlerin vertiefen und verbinden. Schnell musste sie feststellen, dass die von ihr geplante Feldforschung in Hospizen und Bestattungsunternehmen aufgrund der Corona Pandemie nicht möglich sein würde. Doch Johanna Ackva ließ sich nicht entmutigen. Das Stipendium gab ihr ein gewisses Maß an finanzieller Sicherheit, die es ihr erlaubte Pläne zu ändern und ihre Zeit neu einzuteilen. Um ihren Forschungen trotz der Pandemie weiter nachgehen zu können, trifft sie sich mit einzelnen Menschen aus ihrem privaten und geografischen Umfeld, die beruflich oder privat mit dem Tod zu tun haben. Erzählungen und Motive aus den Interviews fließen in ihre Ideen für Tanz und Choreografie ein.

Warum den Tod im Tanz verhandeln, wird Johanna Ackva oft gefragt, wenn doch beim Sterben das Leben den Körper verlässt, während es ihn beim Tanz erfülle? Die Künstlerin sieht eine Verbindung und deutet etwa auf das Prinzip des Nichts-tun hin, dass in vielen somatischen Methoden, die den zeitgenössischen Tanz informieren, eine wichtige Rolle spiele. Bei diesen Methoden gehe es darum, das aktive Tun auf ein Minimum zu reduzieren und daraus über den Körper zu lernen und neue, andere Bewegungen zu finden. Ganz ähnlich ergebe sich aus dem Bewusstwerden und Akzeptieren von Tod und Endlichkeit ein anderer Blick auf das Leben.

Im Oktober vergangenen Jahres bringt Johanna Ackva in den ada Studios vor kleinem Publikum ein Solo zur Aufführung. Die Gespräche über den Tod, die sie im Rahmen ihrer Forschungsarbeit geführt hat, versammelt sie in der Publikation "aus dem, was sprachfähig war". Sie will sich weiterhin mit dem Tod beschäftigen, dieses Jahr in einem HKF-geförderten Projekt in Kooperation mit dem Theater Vierte Welt.