Lensbased Class in der Kunsthalle Baden-Baden

Noch bis zum 16.1.2022 zeigt die UdK-Klasse von Prof. Hito Steyerl künstlerische Arbeiten bei "Conditions of a Necessity".

Conditions of a Necessity entstand als eine Versammlung im September 2020, die sechs Klassen der bildenden Künste und zwei Theaterklassen aus ganz Deutschland zusammenbrachte, mit der Einladung, in den Räumen der Kunsthalle gemeinsam gestalterisch tätig zu werden. Als Reaktion auf die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und das Streichen von klasseninternen Einrichtungen sowie der Abschlussaufführungen initiierte die Versammlung eine zweiwöchige, studioähnliche Zusammenkunft in digitalen und physischen Iterationen. Mehr als ein Jahr später kehrt Conditions of a Necessity in die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden zurück, um die entstandenen Projekte in einer Ausstellung zusammenzufassen.


Auf Anregung der Direktor*innen der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, Çağla Ilk und Misal Adnan Yıldız, wurde ein informeller Rahmen geschaffen, in dem nicht-individualistische Formen des Schaffens, kollektiv bestimmte Formen der Organisation, der Kommunikation und der kollaborativen Entscheidungsfindung praktiziert werden können. In diesem Kontext dient Baden-Baden nicht nur als Gastgeberin, sondern spiegelt die Einzigartigkeit der Stadt selbst als Ort des erholsamen Rückzugs, als Raum der Zeit außerhalb der Zeit wider. Der Rahmen wurde im Anschluss an die Versammlung durch die Theoretikerin/Künstlerin Patricia Reed und den Künstler Egemen Demirci erweitert, die während der zwölfmonatigen Projektentwicklung mit Künstler*innen aus den verschiedenen Klassen als Vermittler*innen und Kurator*innen tätig waren. Dazu gehören Lensbased Class (Universität der Künste Berlin), Temporary Spaces (Hochschule für Künste Bremen), Time-based Media (Hochschule für Bildende Künste Hamburg), das Kollektiv Dynamische Akustische Forschung (DAF) sowie Körper, Theorie und Poetik des Performativen (Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart) und Expanded Cinema (Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig).


Während des vielfältigen Austauschs reflektierten die Künstler*innen und Kurator*innen nicht nur über und durch unsere dramatisch veränderten Bedingungen der Sozialität, sondern auch über die Folgen dieser Bedingungen für institutionelle, pädagogische und eigene Konfigurationen der Zusammenarbeit. In diesem Prozess kristallisierten sich zwei bemerkenswerte Tendenzen heraus, die ein stereoskopisches Bild davon ergeben, wie sich das Verständnis der "Commons" manifestiert. In einer Tendenz ist die Allmende implizit an ihr landwirtschaftliches Erbe gebunden, als Abgrenzung eines gemeinsamen Territoriums, in dem die Verantwortlichkeiten unter den einzelnen Mitgliedern als Interessengruppen verteilt sind. In einen künstlerischen Kontext übertragen, erscheint diese Form der Allmende als eine Vielzahl von künstlerischen Stimmen/Formen in einem gemeinsamen Umfeld. Die zweite Tendenz mobilisiert die Allmende in einem Modus aufgelöster individueller Autor*innenschaft, indem sie Techniken des gemeinsamen Arbeitens zur Schaffung eines gemeinsamen Projekts erfindet.


Da die Notwendigkeit, sich mit zeitgenössischen Problemen auseinanderzusetzen, untrennbar mit der Notwendigkeit verbunden ist, Wege zu finden, das Gemeingut und das Gemeinsame zu praktizieren, bieten die experimentellen Arbeiten, die diesen Ansätzen zugrunde liegen, einen Einblick in die Art und Weise, wie eine jüngere Generation von Künstler*innen solche gemeinsamen, komplexen und multidisziplinären Probleme mit künstlerischen Mitteln verhandelt. Die Sammlung von Werken - von der Performance über die Videoinstallation bis hin zu Klang und Skulptur - präsentiert ein vielfältiges Formenvokabular, das die zukünftigen Geschichten widerspiegelt, für die in der Gegenwart die Saat gelegt wird.

UdK Berlin, Lensbased / Garden Alliance, 2021

 Quelle: Arwin Ahmadpur / Daria Kozlova / Jeanna Kolesova