Nachruf auf Georg Heinrichs (1926-2020)

Die Universität der Künste trauert um ihren Alumnus Georg Heinrichs (1926-2020), der am 20. Dezember im Alter von 94 Jahren verstarb.

Mit Großbauten wie dem Jugendgästehaus (1958-62) und dem Evangelischen Konsistorium (1968-71) in Tiergarten, der Wohnbebauung Opernviertel (1964-68) in der Bismarckstraße und als Generalplaner des Märkischen Viertels (1960-72, zusammen mit Werner Düttmann und Hans Christian Müller) prägte Heinrichs das Gesicht Berlins entscheidend mit. Die Autobahnüberbauung in der Schlangenbader Straße (1971-82) ist sein wohl bekanntestes Werk (siehe Foto rechts). Rund 4000 Menschen leben in dem 46 Meter hohen und über 600 Meter langen Wohngiganten, dessen abgestufte Terrassen sich erstaunlich gut in die Umgebung einfügen. Exzellente Grundrisslösungen und eine ungewöhnlich hohe Qualität in der Detailgestaltung zeichneten alle Entwürfe dieses Architekten aus, der sich ganz der Horizontale verschrieben hatte und den dynamisch-skulpturalen Funktionalismus Erich Mendelsohns fortsetzte.

Richtungsweisend für Heinrichs war zeitlebens sein Architekturstudium an der Berliner Hochschule für Bildende Künste, der heutigen UdK Berlin. Unter der Leitung von Max Taut war seit 1945 die vergleichsweise kleine Architekturabteilung nach den Grundsätzen der Bauhaus-Lehre neu aufgebaut worden. Theo Effenberger, Georg Leowald und der Gropius-Schüler Wils Ebert zählten zu den prägenden Lehrern. Kaum zufällig studierte hier um 1950 mit Daniel Gogel, Heinrichs und Ludwig Leo die spätere Crème der West-Berliner Architekten-Avantgarde: Ein heute fast vergessenes Erbe, auf das die Architekturabteilung mit Stolz zurückblicken kann.

Thomas Steigenberger