Im Tonstudio: Ethnographien produzierter Musik
Dr. Henry Balme
Im Tonstudio: Ethnographien produzierter Musik
Seminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS
Montags, 12–14 Uhr, wöchentlich ab 20.10.2025, Fasanenstr. 1B, Raum 212
Achtung:Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anerkennbar!
Anmeldung über: https://nocodb.musik.udk-berlin.de/dashboard/#/nc/form/0a519087-4738-445b-9d4d-4640aa00ae7b?Veranstaltung=204
Von Abbey Road in London über Electric Lady in New York bis zum Hansa-Studio in Berlin – das Tonstudio ist aus der Geschichte der populären Musik des 20. Jahrhunderts nicht wegzudenken. Es steht sinnbildlich für einen Raum, in dem kreatives Schaffen auf technische Realisierung trifft. Zugleich ist das Studio ein mythenumwobener Ort, geprägt von Anekdoten und Geschichten, die sich durch Interviews, Fotografien, Zeitschriften sowie Dokumentar- und Spielfilme überliefert und es als eine Art kulturelle Bühne hinter der Bühne etabliert haben. Doch das Tonstudio ist nicht nur Ort der Musikproduktion, sondern auch ein Gegenstand musikwissenschaftlicher Forschung. In den letzten dreißig Jahren ist es verstärkt in den Fokus ethnographischer und kulturhistorischer Studien gerückt. In diesem Seminar nähern wir uns dem Studio aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven und erarbeiten gemeinsam zentrale Texte der aktuellen Forschungsliteratur.
Darüber hinaus bietet das Seminar den Teilnehmenden die Möglichkeit, selbst forschend tätig zu werden. Im Zentrum steht dabei die Feldforschung: Studierende erlernen die Grundlagen der Ethnografie und wenden sie in einem selbst konzipierten Forschungsprojekt an. Dabei nehmen sie Kontakt zu einem Tonstudio oder zu Produzent: innen auf und führen ethnographische Untersuchungen zum Einsatz von Digital Audio Workstations (DAWs) als zentralem Element moderner Studios durch. Auf diese Weise lernen sie sowohl das Studio als Forschungsgegenstand als auch die Ethnographie als Methode aus erster Hand kennen. Abgerundet wird das Seminar durch eine gemeinsame Exkursion zu den Riverside Studios an der Spree in Berlin sowie durch Projektpräsentationen am Ende des Semesters.
Literaturhinweise:
Adam Patrick BELL: Dawn of the DAW: The Studio as Musical Instrument. New York 2018.
Samantha BENNETT: Modern Records, Maverick Methods: Technology and Process in Popular Music Record Production 1978–2000. London 2018.
Mark J. BUTLER: Playing with Something That Runs: Technology, Improvisation, and Composition in DJ and Laptop Performance. Oxford 2014.
Brian ENO: „The Studio as Compositional Tool.“, in: Audio Culture: Readings in Modern Music, hg. von ChristophCox und Daniel Warner, New York 2004, S. 127–130.
Simon ZAGORSKI-THOMAS: The Musicology of Record Production. Cambridge 2014.
Leistungsanforderungen: regelmäßige, aktive Teilnahme.
Henry Balme ist Musikwissenschaftler mit Schwerpunkt auf populärer Musik. An der UdK und an der HU Berlin lehrt er zu Themen wie Studioforschung, Digital Audio Workstations (DAWs) und Theorien populärer Musik. Seit seiner Promotion an der Yale University (USA) im Jahr 2023 arbeitet er an seinem ersten Buch Visual Music, das Anfang 2026 bei Bloomsbury Academic erscheinen wird. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist er als freischaffender Produzent aktiv, gibt privaten Klavierunterricht und tritt gelegentlich unter dem Pseudonym DJ Bravo auf.