Total Blackout
Sabine Wilms
Total Blackout
Intensiv-Workshop, Deutsch/Englisch, 2 SWS, 2 ECTS
4 Samstage, jeweils 11-18 Uhr, an folgenden Terminen: 29.11., 13.12.2025, 24.1., 7.2.2026, Hardenbergstraße 33, Raum 102
2050. Wir fahren mit Elektroautos. Alles ist digital auf Tablets, Mobiltelefonen, Brillen. Die KI dominiert unser Denken und Sehen. Es gibt keine Zeitungen und Magazine mehr. Statt Plakaten blinken überall Leuchtreklamen. Nur noch wenige warnen seit Dekaden vor den notwendigen Maßnahmen zur Energieeinsparung und Entwicklung erneuerbarer Energien.
Plötzlich steht alles still. Ein gigantischer Stromausfall. Kein Internet. Keine Kreditkartenzahlung. Kein Apple pay. Kein Radio. Keine gekühlten Getränke. Totale Dunkelheit in der Nacht. Wochenlang. Wie in „Das Leben des Vernon Subutex“ von Virginie Despentes gilt es nun, ein Kommunikationsnetz auf Papier zu schaffen, um Informationen auszutauschen. Dafür ist es notwendig verlernte Schreibtechniken, analoge Fotografie, Linolschnitte, Kartoffeldruck, Zeichnungen mit Buntstiften usw. wieder zu entdecken und einzusetzen.
In der Lehrveranstaltung sollen die Folgen, aber auch die Möglichkeiten dieser Krise diskutiert und sowohl inhaltlich als auch formal ein Konzept für eine Plakatkampagne auf Papier sowie Flugblätter entwickelt werden. Generatoren ermöglichen das partielle Arbeiten an Computern um die Plakate zu gestalten – mittels Typografie, Fotografie, Zeichnung, Layout, Drucktechniken und dem Schreiben von Texten.
Die Teilnehmer*innen sollen neue Formen der Kommunikation für sich finden sowie das zweidimensionale Gestalten auf Papier kennenlernen oder intensivieren: Welche neuen Freiheiten und kreativen Möglichkeiten ergeben sich zukünftig? Content für die Kampagne soll im Seminar gemeinsamen entwickelt werden. Zum Beispiel sich wieder auf traditionelle Formen der Kommunikation zu besinnen und nicht komplett abhängig von Technik zu sein. Oder: jetzt endlich aktiv umzudenken, jede*r Einzelne ist Teil des Dilemmas und muss ab jetzt viel weniger Energie verbrauchen. Oder: ein Aufruf Forscher*innen aus aller Welt wieder an den Unis zusammen kommen zu lassen und (nicht nur) dieses globale Problem mit neuen Formen der sauberen Energieforschung international in den Griff zu kriegen.
Diese Themen sollen diskutiert und dann als plakative Botschaften umgesetzt werden. Manche haben Vorkenntnisse in bestimmten Gestaltungstechniken, aber jede*r entdeckt neue Interessen und Talente. Ziel ist eine studienübergreifende Teamarbeit, bei der sowohl konzeptionell als auch praktisch neue Wege beschritten werden. Es gibt kein ‚fertiges‘ Endresultat, im Zentrum steht der Prozess.
Literatur:
Ich empfehle die Trilogie: „Das Leben des Vernon Subutex“ von Virginie Despentes. Sie ist nicht zwingend für die Teilnahme am Kurs, aber bietet grundsätzlich bereichernde Sichtweisen, Inspiration, Verständnis und Gedanken für gegenwärtige und zukünftige Zeiten.
Leistungsanforderungen für den unbenoteten Schein: Am Ende sollte jede*r allein oder in Kleinstgruppen ein Konzept für drei bis vier Plakate sowie Flugblätter konzipiert und entworfen haben. Die Ergebnisse werden auf den hauseigenen Druckern gedruckt. Es gilt Anwesenheitspflicht.
Sabine Wilms: Nach dem Abitur machte ich eine Ausbildung als Gestaltungstechnische Assistentin an der ‚Glasfachschule Rheinbach‘. Im Anschluss studierte ich an der FH Düsseldorf ‚Visuelle Kommunikation‘. Mit dem FH-Diplom begann ich im Herbst 1995 an der GH Wuppertal im selben Fach einen Ergänzungsstudiengang, den ich 2000 mit Universitätsdiplom bei Bazon Brock und Uwe Loesch abschloss. In Düsseldorf arbeitete ich von 1997 bis 2004 für Fons Hickmann (Professor an der UdK Berlin für Grafikdesign) und leitete dort drei Jahre das Büro. Zwei Jahre war ich Teil des AD-Teams beim ‚Handelsblatt‘ incl.eines Relaunch. Ich hatte immer eigene Aufträge, an denen ich alleine oder in kleinen Teams gearbeitet habe. 2006 wechselte ich vom Handelsblatt nach Berlin zum Tagesspiegel, wo ich seitdem als Artdirektorin arbeite. Von 1997 bis 2001 unterrichtete ich an zwei privaten Designfachhochschulen in Düsseldorf und Köln Typografie und von 2001 bis 2006 hatte ich einen Lehrauftrag für Typografie an der Folkwang-Uni in Essen. Von 2018 bis 2023 hatte ich sechs Jahre jedes SoSe (6 Wochenstunden) einen Lehrauftrag für Grafikdesign an der UdK Berlin bei den Mode- und Produktdesignern im Team des inzwischen emeritierten Prof. Jozef Legrand (Fachbereich Kunst & Design). Im WS 2024/25 hatte ich meinen ersten Lehrauftrag im Studium Generale der UdK Berlin.