Liebe und Gesellschaft. Utopien der Erlösung (Seminar)

Dr. Andreas Weber
Liebe und Gesellschaft. Utopien der Erlösung

Seminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 LP
Dienstags, 16-20 Uhr, 8 Termine: 8.11.2016, 3.1., 10.1., 17.1., 24.1., 31.1., 7.2., 14.2.2017, Hardenbergstr. 33, Raum 102 

Kaum ein existentieller Lebensbereich ist heute so zerrissen wie die Liebe: die Kunst, lebensvolle Verbindungen einzugehen. Und für kaum eine essentielle Praxis existieren so uneindeutige, so widersprüchliche Anweisungen wie für das Eingehen produktiver Verbindungen. Eros ist längst keine objektive Dimension mehr, nicht einmal hedonistische Ressource, sondern vielfach frustrierende Erfahrung. Das beschreiben gerade jüngst gehäuft Philosophen und Soziologen wie Byung Chul Han („Agonie des Eros“), oder Eva Illouz („Warum Liebe weh tut“) oder Richard David Precht („Die Liebe. Ein unordentliches Gefühl”). Die Leere der Liebe steht für viele mit der zerstörerischen Unproduktivität einer narzisstischen Gesellschaft in Verbindung. Dagegen arbeitet eine Strömung in der Philosophie und humanistischen Psychologie, mit der dieses Seminar bekannt machen soll. Sie setzt darauf, dass der Eros eines gelingenden Gebens und Nehmens der Schlüssel nicht nur zur eigenen, sondern auch gesellschaftlichen Erneuerung und zu wirklicher Lebendigkeit ist. Und sie strebt danach, dass dieser Eros nicht nur real existiert, sondern auch durch Praxis erreichbar ist, so dass Selbst und Andere  wirklicher werden. Dieser Eros aber schließt die Erfahrung der Negativität, des Todes mit ein.

Gelesen werden neben den oben Genannten unter anderem Texte von: Erich Fromm, Alan Watts, Ernest Becker, Rollo May, Erik H. Erikson, Norman O’Brown, Virginia Satir, Peter Elkus und John Berger.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige und aktive Teilnahme, Impulsreferat (ca. 5 Minuten) und kurzer Essay.

Andreas Weber, geb. 1967, studierte Biologie und Philosophie in Berlin, Freiburg, Hamburg und Paris. Er promovierte bei Hartmut Böhme (Berlin) und Francisco Varela (Paris). Journalistische Arbeiten seit 1994, vor allem für GEO, Merian, Die Zeit, mare, Greenpeace Magazin, oya. 2003/2004 Lehrauftrag im Fach Journalistik an der Universität Hamburg, seit 2014/2015 Lehrbeauftragter an der Leuphana Universität Lüneburg. Weber lebt mit seinen zwei Kindern in Berlin und Italien. In seinen literarischen Sachbüchern setzt sich Weber für eine Überwindung der mechanistischen Interpretation von Lebensphänomenen ein. Weber entwickelt eine neue Sicht des Lebendigen als Phänomen des fühlenden Selbstausdrucks und einer schöpferischen Ökologie. Organisches Dasein wird von ihm beschrieben als die kontinuierliche Selbsterschaffung fühlender, wertender und Bedeutung setzender Subjekte vor dem Hintergrund der Möglichkeit des Todes. Weitere Informationen unter www.autor-andreas-weber.de.