Was ist Gerechtigkeit? Ideen, Theorien und Positionen

Christian Schüle
Was ist Gerechtigkeit? Ideen, Theorien und Positionen

Seminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS
Freitags, 14-18 Uhr, 8 Termine: 18.10., 1.11., 8.11., 29.11., 13.12.2019, 17.1., 31.1., 7.2.2020,
Hardenbergstr. 33, Raum 102

Soziale Gerechtigkeit, Klima-Gerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit, Generationen-gerechtigkeit, Gleichheit, Ungleichheit, globale Fairness: So gut wie alle brisanten Probleme gegenwärtiger Politik lassen sich auf den Begriff der Gerechtigkeit reduzieren. Die Frage, was wann für wen gerecht sei, trägt zeitweise die gesamte Last gesellschaftspolitischer Diskussionen. Niemand kann Gerechtigkeit allgemeingültig bestimmen, aber alle klagen sie ein. Eine belastbare Definition dessen, was Gerechtigkeit ist, gibt es so wenig wie es einen gesellschaftlichen Konsens darüber gibt, was gerecht ist. Wo ist der Unterschied zwischen objektiver Gerechtigkeit und individuellem Egoismus? Ist für den einen Gerechtigkeit hergestellt, bedeutet das für den anderen neue Ungerechtigkeit. Was also ist Gerechtigkeit heute, da sich die Vorstellungen einer gerechten Gesellschaft widersprechen und eine gestopfte Gerechtigkeitslücke die nächste aufreißt?

Von biblischer Gerechtigkeit und den Klassikern der Antike (Platon und Aristoteles) denken wir die Voraussetzungen für eine gerechte Ordnung weiter über Kant und Rawls bis hinein die Gegenwart, um aktuelle politische und soziale Phänomene (AfD, Gelbwesten, Jugend-Protest und Revolte) beurteilen und bewerten zu können. Anhand wichtiger ausgewählter Texte erarbeiten wir uns Positionen und Ideen in Bezug auf konkrete Fälle und Fallbeispiele. Die Teilnehmenden erhalten von Sitzung zu Sitzung  gescannte Textpassagen wegweisender Autoren zu brisanten Problemen der Gerechtigkeit zugemailt und bereiten sich lesend vor. In den Sitzungen wird eine engagierte Diskussion erwartet; jede Meinung und jede Erkenntnis sind willkommen.

Das Seminar versteht sich als Einladung zum Mit-, Nach- und Selbstdenken und bietet den nötigen Freiraum für einen kreativen wie kritischen Diskurs. Ziel ist es, klare und eigene Haltungen bezüglich einer gerechten Gesellschaft zu formulieren – wie unterschiedlich sie auch ausfallen mögen.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige Anwesenheit und ein 15-minütiges Impuls-Referat.

Schwerpunkte:
Ausrichtung der Veranstaltung: politisch, kritisch
Kompetenz/Aktivität der Teilnehmenden: reflektieren/denken, artikulieren

Christian Schüle, Jahrgang 1970, studierte Philosophie, Soziologie und Politische Wissenschaften in München und Wien. Er war Redakteur der Wochenzeitung DIE ZEIT und lebt als freier Schriftsteller, Essayist und Publizist in Hamburg. Seine Texte wurden mehrfach ausgezeichnet. Mehrfach leitete er Thinktanks zur Analyse der nächsten Gesellschaft. Unter seinen bisher elf Büchern erschienen zuletzt der Roman „Das Ende unserer Tage” sowie die Essays „Was ist Gerechtigkeit heute?”, „Heimat. Ein Phantomschmerz" und „In der Kampfzone. Deutschland zwischen Panik, Größenwahn und Selbstverzwergung“. Schüle unterrichtet wiederkehrend im Studium Generale der Universität der Künste Berlin. Weitere Informationen unter www.christianschüle.de.