Das Stern’sche Konservatorium in den 1920er-Jahren

Gustav Hollaenders Tod im Jahr 1915 fällt bereits in den Ersten Weltkrieg, der sich für die bürgerliche Musikkultur, wie sie im 19. Jahrhundert entstanden war, als tiefer Einschnitt erweisen sollte.

Alexander von Fielitz, ein Komponist, dessen Lieder durch Lilli Lehmann bekannt geworden waren, wurde als Nachfolger Hollaenders zum künstlerischen Leiter bestellt. Als Kapellmeister hatte er unter anderem in Zürich und Chicago gewirkt und war schon seit Langem als Lehrer am Stern’schen Konservatorium tätig.

Die Zahl der Schüler*innen stieg nach Ende des Kriegs (1918) noch einmal stark an, doch dann war das Stern’sche Konservatorium als Privatinstitut, das auf zahlungskräftige „Kund*innen” angewiesen war, von den beiden großen Wirtschafts- und Finanzkrisen, der Inflation (bis 1923) und der Weltwirtschaftskrise (ab 1929), stark betroffen. Die Feier zum 75-jährigen Bestehen 1925 zeigte, dass es dem Institut gelang, die Tradition, die es mittlerweile gebildet hatte, aufrechtzuerhalten – es blickte, wie die Autoren der Festschrift, Wilhelm Klatte und Ludwig Misch, schrieben, „mit rechtschaffenem Stolz” zurück und trug dazu bei, Musikkultur zu bewahren. Zugleich stellte sich das Konservatorium auf die neue Zeit ein: 1925 eröffnete es mit Gustav Bumcke als Lehrer eine Saxophon-Klasse, und kurz nach dem Durchbruch des Tonfilms in Deutschland richtete es 1931 einen Tonfilmkurs ein. 1930 wurde das Seminar des „Reichsverbandes Deutscher Tonkünstler und Musiklehrer”, das Privatmusiklehrer*innen ausbildete, mit dem Seminar des Stern’schen Konservatoriums unter der Leitung von Maria Leo zusammengelegt.

Alexander von Fielitz starb 1930. Sein Nachfolger wurde Paul Graener, der als Komponist ein Aushängeschild der Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten werden sollte.

Literatur

Wilhelm Klatte, Ludwig Misch: Das Stern’sche Konservatorium der Musik zu Berlin, 1850-1925. Festschrift zum 75-jährigen Bestehen. Berlin 1925.