Julius Stern

Zur Gründung des Stern’schen Konservatoriums der Musik

Als Gesangspädagoge, Dirigent und Organisator war Julius Stern (1820-1883) eine prägende Persönlichkeit des Berliner Musiklebens in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Er ist Mitbegründer und langjähriger Direktor des Stern’schen Konservatoriums der Musik.

Stern wurde als Sohn eines jüdischen Lotteriekollektors in Breslau, dem heutigen Wrocław, geboren. Mit seinem Vater nach Berlin übergesiedelt, ging er in einer Seidenfabrik in die Lehre, konnte aber auch die Kompositionsschule der Akademie der Künste besuchen. Mit einem Stipendium des preußischen Königs reiste er 1844 nach Paris, wo ihn Giacomo Meyerbeer förderte. Nach Berlin zurückgekehrt, gründete er im Anschluss an eine Privataufführung von Mendelssohns „Elias” 1847 den Stern’schen Gesangverein. Diesem Chor sind herausragende Aufführungen zu verdanken. Stern leitete ihn fast drei Jahrzehnte lang, bis 1874.

Am 1. November 1850 eröffnete Stern gemeinsam mit dem Pianisten Theodor Kullak und dem Komponisten und Musikschriftsteller Adolf Bernhard Marx die Musikschule, die später nach ihm benannt wurde. Aus privater Initiative entstanden, ist dieses Konservatorium das älteste in Berlin. Es nahm einen raschen Aufschwung und stand nach Ausscheiden der beiden Partner Sterns seit 1857 unter dessen alleiniger Leitung. Nachfolger Kullaks als Lehrer für Klavier wurde 1855 Hans von Bülow.

Das Konservatorium, das anfangs in der Dorotheenstraße 54 untergebracht war, wechselte mehrfach die Adresse und befand sich schließlich in der Friedrichstraße 214. Der Musikkritiker und Historiker des Berliner Musiklebens Adolf Weissmann schrieb rückblickend, dass Stern „der grauen Theorie des königlichen Instituts und der üblen Praxis des häuslichen Unterrichts” „die systematische, fachmännische Unterweisung einer musikalischen Lehranstalt” entgegengesetzt habe.

Julius Stern blieb in den Richtungsstreitigkeiten des Musiklebens neutral. Er galt als „der große Künstler und kluge Organisator”, der „mit gleichem Verständnis den Werken Bachs und Händels wie der ‚Zukunftsmusik’ Wagners und Liszts als Bahnbrecher diente”. Heute ist er der Namenspatron des Julius-Stern-Instituts für musikalische Nachwuchsförderung der Universität der Künste Berlin.

Literatur

Richard Stern: Erinnerungsblätter an Julius Stern. Seinen Freunden und Kunstgenossen gewidmet. Leipzig 1886

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