Gegenwartskunst im Anthropozän. Die geo-ästhetische Intervention STRATUM des mexikanischen Künstlers Luis Carrera-Maul

Quelle: Vivien S. Bosse

Gegenwartskunst im Anthropozän. Die geo-ästhetische Intervention STRATUM des mexikanischen Künstlers Luis Carrera-Maul

Gastvortrag von Prof. Dr. Peter Krieger (UNAM, Mexiko-Stadt)

1. Juni 2023, 18h c.t., Medienhaus der Universität der Künste, Grunewaldstr. 2-5, 10823 Berlin, Aula (Raum 110)

 

Der Vortrag behandelt das epistemische Potential von Bildern, besonders von Kunstwerken, in den gegenwärtigen naturwissenschaftlichen und politischen Analysen des kritischen Zustands des Planeten Erde; konkret, es ist ein bildwissenschaftlicher Beitrag zur kontroversen Anthropozän-Debatte. Die Medialität und Materialität diskursprägender Denk- und Schlagbilder (Warburg) determiniert eine spezifische politische Ikonografie des Anthropozän. Die Analyse der Bilder der urbanisierten, kontaminierten und erodierenden Erdoberfläche ist integriert in die Forschungen zum sogenannten „geological turn“, der die ökologische und speziell geologische Forschung als Thema der Geisteswissenschaften und der Kunstproduktion erweitert.

Dieses auf Alexander von Humboldt basierende Konzept wird erläutert am Beispiel der ökokritischen Gegenwartskunstausstellung STRATUM, die der mexikanisch-deutsche Künstler Luis Carrera-Maul 2022 in Mexiko-Stadt realisierte. STRATUM materialisierte eine Imagination posthumaner Zukunft der zerstörten, von Techno-Masse zugedeckten megalopolitanen Landschaft (im zentralmexikanischen Becken von Mexiko-Stadt). Die Ausstellung lud zum Nachdenken über die Neuverhandlung des Verhältnisses von Stadt und Natur im Anthropozän ein.

Der Vortrag zeigt auf, welches ökokritische Potential ein Kunstwerk im Kontext inter- und transdisziplinärer Forschung entfalten kann, auf welche Weise Kunst als Forschung eine katalysierende Funktion in den Debatten zum Anthropozän übernimmt, und, wie bildwissenschaftliche Forschung Orientierungswissen produziert.

 

Für ein sich an den Vortrag anschließendes Gespräch wird der Künstler Luis Carrera-Maul anwesend sein. Moderation: Prof. Dr. Miriam Oesterreich

 

Prof. Dr. Peter Krieger ist Kunsthistoriker und Bildwissenschaftler. Er promovierte am Graduiertenkolleg Politische Ikonographie an der Universität Hamburg und ist seit 1998 Forschungsprofessor am Institut für Ästhetische Forschungen (IIE) und Professor an den Graduiertenstudiengängen Architektur und Kunstgeschichte der mexikanischen Nationaluniversität UNAM. Peter Krieger war Vizepräsident des internationalen Kunsthistorikerverbandes CIHA/UNESCO (2004-2012), Aby Warburg Stiftungsprofessor im Warburg Haus Hamburg (2016) und Inhaber von Gastprofessuren an den Universitäten Tübingen und Regensburg. Kriegers Forschungen und Publikationen umfassen die Themenfelder der Politischen Ikonographie, Ästhetik, Geschichte und Theorie von Stadt und Landschaft, mit einem Schwerpunkt auf die Geo-Ästhetik im Sinn Alexander von Humboldts.

 

Luis Carrera-Maul ist bildender Künstler, Kurator und Kunstprofessor, geboren in Mexiko-Stadt. Seinen Master absolvierte er im Fach Kunstvermittlung an der Fakultät für Kunst und Design (FAD) der mexikanischen Nationaluniversität (UNAM). Carrera-Maul verfolgte außerdem ein Studium der Bildenden Künste an der Autonomen Universität von Barcelona und der Universität der Künste Berlin (UdK) bei Katharina Sieverding und Lothar Baumgarten.

Er ist Gründer und Leiter des Projekts LAGOS – Studios and Residencies for Artists, das als Plattform für Experimente und den Austausch zwischen nationalen und internationalen Künstler*innen geschaffen wurde.

 

Design: Vivien S. Bosse mit einer Ausstellungsansicht von STRATUM – eine geo-ästhetische Intervention von Luis Carrera-Maul, 2022.