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No Stigma auf einer Damenbinde in rot geschrieben.
Quelle: Tanja Tepper

Zyklus, Hormone und Beckenboden – Podiumsgespräch

23.04. im Carl-Flesch-Saal, Bundesallee 1-12, 19:30 Uhr

Wie beeinflusst der Menstruationszyklus allgemein die Gesundheit von Musiker:innen im künstlerischen Alltag? Welche somatischen Auswirkungen haben hormonelle Schwankungen – insbesondere auf den Beckenboden? Mit welchen Beschwerden kommen Musiker:innen in die Sprechstunden – und wie kann man ihnen weiterhelfen? Welche Erfahrungen, Angebote, Studien etc. gibt es bereits – und wo ist noch mehr Forschung notwendig? Nach dem Auftaktgespräch am 4.12.2023 will die AG Frauenförderung diesen Fragen diesmal u.a. für Musiker:innen von Blasinstrumenten mit Gästen aus der Musik, Musikergesundheit und Medizin nachgehen.

 

Podiumsgespräch mit PD Dr. Kaven Baeßler (Gynäkologin und Leitung Beckenbodenzentrum Franziskus-Krankenhaus und St. Joseph Krankenhaus), Maxine Troglauer (Basstrombone)

Moderation: Dr. med. Dipl. Mus. Isabel Fernholz (Ärztin, Pianistin und Ärztliche wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kurt-Singer-Institut für Musikphysiologie und Musikergesundheit Berlin)

 

Zum Kalendereintrag geht es hier.

Information und Anmeldung: frauenbeauftragte4fak03_ @udk-berlin.de

 

Eine Veranstaltung der AG Frauenförderung der Fakultät Musik an der UdK Berlin in Zusammenarbeit mit dem Kurt-Singer-Institut für Musikphysiologie und Musikergesundheit

Bericht zur Podiumsdiskussion

Zu Gast beim Podiumsgespräch „Zyklus, Hormone und Beckenboden“ am Dienstag, 23. April 2024 waren die Beckenboden-Spezialistin PD Dr. Kaven Baeßler (Gynäkologin und Leitung Beckenbodenzentrum Franziskus-Krankenhaus und St. Joseph Krankenhaus) und die Bassposaunistin Maxine Troglauer (freischaffende Musikerin in Berlin). Moderiert wurde das Gespräch von Dr. med. Dipl. Mus. Isabel Fernholz (Ärztin, Pianistin, Mitarbeiterin am Kurt-Singer-Institut für Musikphysiologie und Musikergesundheit der UdK sowie am Berliner Centrum für Musikermedizin, BCMM, Charité – Universitätsmedizin Berlin). Die Veranstaltung war mit ca. 40 Personen sehr gut besucht und alle Plätze besetzt.

Nachdem Irene Kletschke die Anwesenden im Namen der AG Frauenförderung der Fakultät Musik begrüßt und den verschiedenen Instituten der Fakultät Musik für ihre finanzielle Unterstützung gedankt hatte, stellte Isabel Fernholz die Referentinnen vor und fasste kurz das vorangegangene Podiumsgespräch „Zyklusorientiertes Üben und Musizieren“ am 4. Dezember 2023 mit der Sportwissenschaftlerin Prof. Kirsten Legerlotz und der Sängerin Norma Widmer zusammen. Hier stand u.a. der Austausch darüber im Mittelpunkt, was aus den verschiedenen Bereichen, in denen der Zyklus als Einflussfaktor und der Körper als zentraler Leistungsparameter bereits erforscht werden, auf das Gebiet der Musik übertragen werden kann, und was die Gründe für die Nicht-Thematisierung des Zyklus im professionellen Ausbildungs- und Musikbetrieb sind.

Kaven Baeßler eröffnete ihren Vortrag mit einer kurzen Übersicht über die am Zyklus beteiligten Hormone und stellte die Anatomie des Beckenbodens, seine Funktion und den Einfluss von Hormonen auf den Beckenboden vor, bevor sie auf das Thema Geburt sowie den Zusammenhang von Beckenboden und Atmung, Heben und Tragen anhand von Messungen einging. Im Hinblick auf das Spielen von Blechblasinstrumenten wurden die unterschiedlichen Anblasdrücke und verschiedene Sprechstundenerfahrungen mit Musiker:innen thematisiert sowie kurz auf Therapien und Prävention eingegangen. Neben der Fähigkeit, den Beckenboden bewusst „ansteuern“ zu können, wies sie auch immer wieder darauf hin, wie wichtig umgekehrt die bewusste Entspannung und das Loslassen des Beckenbodens seien. Hier könnte eine Ultraschall-begleitete Physiotherapie für Beckenboden-Patient:innen eine wichtige Hilfe sein, wie sie eindrücklich am Beispiel einer australischen Oboistin schilderte, die so nach vaginaler Entbindung wieder musizieren lernte.

Maxine Troglauer stellte anhand von Schaubildern und einem Video vor, wie Zwerchfell, Beckenboden und Atmung zusammenwirken, und erklärte die Zusammenhänge von Atemstütze, Ansatz und Beckenboden beim Blasinstrumentenspiel. Angesprochen auf die eigenen Erfahrungen berichtete sie von prämenstruellen Zwerchfellspannungen sowie der Wichtigkeit, die eigene Körperwahrnehmung zu schulen. Sie unterstrich die Wichtigkeit, im Bauchraum „loslassen“ zu können, damit sich der Klang raumfüllend entwickeln könnte.

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum spielten sowohl musikalisch-praktische Fragen zum Umgang mit dem Zusammenhang zwischen Atmung -und Beckenboden als auch der Bereich Hormone und Musizieren (z.B. die Frage nach einer Beeinflussung des Zyklus durch die Pille) eine Rolle. Auf einer bereitstehenden Pinnwand konnten von den Diskussionsteilnehmer:innen Bedürfnisse oder Themen für zukünftige Angebote hinterlassen werden. Genannt wurden z.B. ein Workshop zum Thema „Zyklus und Singen / Stimmbänder / Stütze“, eine Aufnahme des Themas „Körperbilder / Schönheitsideale und deren Auswirkungen auf den Klang“ (Stichwort „flacher Bauch“), ein Workshop „Wie kann ich den Beckenboden entspannen / Stütze“, „Pille, Hormone und Stimme (Gesang)“. Kritisch angemerkt wurde, dass man den Zyklus weniger „problembehaftet“ mit seinen unterschiedlichen Phasen thematisieren könne, statt sich nur auf Menstruationsprobleme zu fokussieren, und auch die Stärken des Vorgangs in den Blick nehmen solle.

Am Samstag, 27. April von 10-12 Uhr und am Dienstag, 11. Juni von 16-18 Uhr findet ergänzend zum Podiumsgespräch ein praktischer Workshop „Zyklusorientiertes Üben und Musizieren" mit Sophie Engel-Bansac und Verena Richter vom Kurt-Singer-Institut für Musikphysiologie und Musikergesundheit Berlin statt (UdK Berlin, Bundesallee 1-12, Carl-Flesch-Saal).

Das Gespräch wurde von der AG Frauenförderung der Fakultät Musik an der UdK Berlin in Zusammenarbeit mit Kolleginnen des Kurt-Singer-Instituts für Musikphysiologie und Musikergesundheit veranstaltet und aus den Budgets des Instituts für Künstlerische Ausbildung, Orchesterinstrumente und Dirigieren, des Instituts für Musikpädagogik, des Instituts für Musikwissenschaft, Musiktheorie, Komposition und Musikübertragung unterstützt.


Zu den Gästen:

Kaven Baeßler leitet nach ihrer Facharztausbildung und verschiedenen Forschungs- und Weiterbildungsstationen u.a. in London, Brisbane / Australien und in Berlin, zunächst oberärztlich von 2005 bis 2017 das Beckenbodenzentrum der Charité – Universitätsmedizin Berlin und seit 2017 das Beckenbodenzentrum des Franziskus-Krankenhauses und des St. Joseph Krankenhauses ebenda. Sowohl in ihrer Dissertation als auch Habilitation beschäftigte sie sich mit Fragestellungen zum Beckenboden post partum sowie zu laparoskopischer Beckenbodenrekonstruktion. Sie ist Mitherausgeberin verschiedener Fachzeitschriften, hat diverse Buchbeiträge und wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht, ist Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft für Urogynäkologie und plastische Beckenbodenrekonstruktion (AGUB e.V.) und hat zahlreiche Fördermittel (u.a. DFG) eingeworben.

Maxine Troglauer studierte u.a. an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und schloss 2021 ihren Master in New York an der Manhattan School of Music mit Schwerpunkt zeitgenössische Musik ab. Als freischaffende Musikerin verbindet sie Klassik, Jazz und zeitgenössische Musik, spielte für den BR, den NDR, die Deutsche Oper Berlin und das legendäre Jazz-Label ECM, trat im Ensemble beim feministische Musical „Hyäne Fischer“ an der Berliner Volksbühne, in der TikTok-Oper „OK Tannhäuser“ des Podium Festival Esslingen, mit dem Ed Partyka Jazz Orchestra, der NDR Bigband sowie bei diversen Solokonzerte mit Orchester auf.

 

 

 

Workshop „Zyklusorientiertes Üben und Musizieren"

27.4. im Carl-Flesch-Saal, Bundesallee 1-12, 10-12 Uhr

Inwiefern beeinflusst der Zyklus die Belastbarkeit von Musiker:innen im künstlerischen Alltag? Studien dokumentieren die Auswirkungen hormoneller Schwankungen auf Bewegungssystem und Stimme. Die Bedeutung des Menstruationszyklus für den Alltag von Musikstudierenden sollte daher offen thematisiert werden. Das Workshopangebot richtet sich an interessierte Musiker:innen der UdK, die ihre Erfahrungen teilen und Strategien im Umgang mit zyklusbedingten Phänomenen entwickeln wollen. Die Methoden der angewandten Musikphysiologie können zu einem konstruktiven, individuell ausgerichteten und selbstbestimmten Umgang beitragen. Im Zentrum des Workshops stehen die Auswirkungen des weiblichen Zyklus' auf Haltung und Bewegung während des Musizierens. Wir freuen uns auf Sie!

Bringen Sie bitte bequeme Kleidung, Schreibutensilien, warme Socken und etwas zu trinken mit.

 

Dozentinnen der UdK: Sophie Engel-Bansac, Verena Richter / Kurt-Singer-Institut für Musikphysiologie und Musikergesundheit Berlin

 

Der Workshop wird noch einmal am Dienstag, 11. Juni 2024, 18-20 Uhr wiederholt.

Zum Kalendereintrag geht es hier.

 

Anmeldung: frauenbeauftragte4fak03_ @udk-berlin.de 

 

Eine Veranstaltung der AG Frauenförderung der Fakultät Musik an der UdK Berlin in Zusammenarbeit mit dem Kurt-Singer-Institut für Musikphysiologie und Musikergesundheit mit freundlicher Unterstützung des Instituts für Künstlerische Ausbildung, Orchesterinstrumente und Dirigieren, des Instituts für Künstlerische Ausbildung Klavier, des Instituts für Musikpädagogik, des Instituts für Kirchenmusik, des Instituts für Musikwissenschaft, Musiktheorie, Komposition und Musikübertragung und des Instituts für Künstlerische Ausbildung Alte Musik.