Geschichte

Heinrich Barth am Klavier

 Quelle: Markus Groh

Das Institut für künstlerische Ausbildung Klavier der UdK Berlin kann auf eine bald einhundertfünfzigvierzigjährige Geschichte zurückblicken. In dieser Zeit waren hier bedeutende Pianistinnen, Pianisten und Pädagoginnen sowie Pädagogen als Professorinnen und Professoren tätig. Ehemalige Studierende der Abteilung wurden ihrerseits später international bekannte Musikerinnen und Musiker – allen voran Wilhelm Kempff, Artur Rubinstein, Heinrich Neuhaus, Karl-Ulrich Schnabel, Grete Sultan, Conrad Hansen, Peter Stadlen u. a.


Die Entwicklung der Abteilung von der Gründung der Hochschule für Musik im Jahre 1869 an bis 1933 vollzog sich in einer Zeit, als Berlin eines der Hauptzentren des Klavierspiels in der Welt war. Neben der Hochschule für Musik (der Vorgängerinstitution der heutigen UdK Berlin) existierten große und qualitativ hervorragende Privatkonservatorien mit dem Schwerpunkt Klavierausbildung sowie Hunderte von Privatlehrenden für Klavier, deren Konkurrenz sich die Hochschulabteilung stellen musste. Eine kluge Politik bei der Besetzung der Professorinnen- und Professorenstellen sorgte hier langfristig für eine gute Balance zwischen vorwiegend pädagogisch tätigen Kollegen und international renommierten Konzertpianistinnen und -pianisten. Zur ersten Gruppe gehörten etwa Ernst Rudorff (Professor von 1869 bis 1910), Heinrich Barth (ab 1871 Lehrer, von 1881 bis 1921 Professor für Klavier), Leonid Kreutzer ( Professor von 1921 bis 1933), zur zweiten Gruppe kann man Ernst von Dohnányi (Professor von 1906 bis 1914), Egon Petri (Professor von 1921 bis 1926), Artur Schnabel (Professor von 1926 bis 1931) und Edwin Fischer (Professor von 1931 bis 1945) zählen. So gelang es, die Klavierausbildung allmählich an der Hochschule zu konzentrieren. Das Stern’sche Konservatorium wurde nach dem Krieg als Julius-Stern-Institut für Nachwuchsförderung in die Hochschule integriert, während die anderen Konservatorien mit der Zeit geschlossen wurden.

Ein lebendiges künstlerisches Klima in der Stadt sorgte bis zum Beginn der Dreißigerjahre für vielfältige Anregungen, die auch auf die Hochschule abstrahlten. Ein umfangreiches Konzertleben mit einer entwickelten Musikkritik gab Gelegenheit, die wichtigsten Musikerinnen und Musiker der Zeit zu hören (u. a. den jungen, damals am Stern’schen  Konservatorium studierenden Claudio Arrau). Auch die Professorinnen und Professoren der Hochschule konzertierten regelmäßig solistisch oder in kammermusikalischen Besetzungen. Ein überaus innovativer Schritt war die Berufung Wanda Landowskas zur ersten Cembalo-Professorin der Hochschule (von 1913 bis 1919), später gefolgt von Eta Harich-Schneider. Neben der alten Musik spielte auch das zeitgenössische Schaffen eine wachsende Rolle im Studienrepertoire (z. B. wurde Grete Sultan, Studentin in der Klasse Leonid Kreutzers, später eine Spezialistin für Musik der amerikanischen Avantgarde). Nicht zuletzt wurden auch auf dem Gebiet der Klaviermethodik neue Wege ausprobiert und wichtige Schriften veröffentlicht (Breithaupt, Loebenstein, Bardas).


Während der Jahre der Naziherrschaft bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges erlitt die Klavierabteilung erhebliche Verluste an bedeutenden Lehrenden, die als Juden die Hochschule verlassen mussten (Artur Schnabel, Leonid Kreutzer, Frieda Loebenstein). Neu kam in dieser Zeit der als Verfasser methodischer Schriften bekannte Carl Adolf Martienssen an die Hochschule.

Nach dem Krieg konnte nur allmählich an das Niveau des ersten Drittels des Jahrhunderts angeknüpft werden. Herausragende Persönlichkeiten der Abteilung waren in dieser Zeit Gerhard Puchelt, Hans-Erich Riebensahm, Günter Plagge und vor allem Helmut Roloff, der der Hochschule für Musik von 1970 bis zu ihrer Vereinigung mit den anderen Kunsthochschulen zur Hochschule der Künste (jetzt UdK Berlin) im Jahr 1975 als Rektor vorstand.

Quelle: UdK Berlin

Inzwischen ist die Klavierabteilung der UdK Berlin eine der erfolgreichsten in Deutschland. Neben dem hauseigenen Kollegium wurden immer wieder bedeutende Gastprofessorinnen und -professoren eingeladen, von denen wegen der Dauer ihrer Lehrtätigkeit György Sebök und Hans Leygraf hervorgehoben werden müssen.

Eine wichtige Besonderheit der Klavierabteilung an der UdK Berlin besteht darin, dass ihre Lehrenden die historisch wichtigsten Traditionslinien des Klavierspiels vertraten und bis heute vertreten. Die Professoren Heinrich Barth, Ernst von Dohnányi und Edwin Fischer hatten seinerzeit bei Schülern von Franz Liszt studiert, Artur Schnabel kam aus der Klasse von Theodor Leschetizky in Wien, Ernst Rudorff hatte Unterricht bei Clara Schumann und Ignaz Moscheles erhalten und Egon Petri war Schüler Ferruccio Busonis. Interessant sind auch Verbindungen einiger Professorinnen und Professoren nach St. Petersburg, wo 1862 das erste russische Konservatorium durch den Pianisten Anton Rubinstein gegründet worden war. Leonid Kreutzer hatte dort seine Ausbildung bei Anette Essipow erhalten und auch Waldemar Lütschg (Professor in Berlin 1920 – 1939) kam aus dem Petersburger Konservatorium.

Die gegenwärtige Abteilung vereint Kollegen aus Deutschland, Frankreich, Korea, Rumänien und setzt damit die Tradition des Nebeneinander verschiedener Schulen unter einem gemeinsamen Dach fort.

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Weiterführende Literatur:
- Dietmar Schenk, Die Hochschule für Musik zu Berlin, Franz Steiner Verlag Stuttgart, 2004
- Pianisten in Berlin, Klavierspiel und Klavierausbildung seit dem 19. Jahrhundert, HdK – Archiv, Band 3, Hrsg. Wolfgang Rathert und Dietmar Schenk, European Piano Forum 1999

 

- Vorgängerinstitutionen der UdK

Heinrich Barth am Klavier

 Quelle: Markus Groh

Zimmer des Direktors

 Quelle: UdK Berlin
Quelle: UdK Berlin