Elementares Musiktheater

Die Kooperation des Instituts für Musikpädagogik der UdK Berlin mit Berliner Grundschulen bildet die Grundlage für das Elementare Musiktheater. Geschaffen wird ein projektorientiertes Handlungsfeld, das den Studierenden allgemeinpädagogische und künstlerisch-gestalterische Spielräume bietet. Auf der anderen Seite sind die Kinder einer Schulklasse dazu eingeladen, selbst aktiv an einem Theaterstück mitzuwirken – das Stück soll die künstlerischen Elemente Musik, Sprache, Bewegung und Tanz in sich vereinen. Die Ergebnisse des Projekts werden unten anderem bei den UdK-Musikfestwochen crescendo, in der Humboldt-Universität sowie auf Schulfesten präsentiert. Studierenden wird im Rahmen dieser Kooperation die Möglichkeit gegeben, ein vielfältiges pädagogisch-künstlerisches Handlungsrepertoire zu entwickeln und anzuwenden.

Unter dem nachfolgenden Link finden Sie ein Video zum Projekt „Der beste Hofnarr”:

www.youtube.com/watch

König Földerich der Viertel vor Sechste

Der nachfolgende Artikel „König Földerich der Viertel vor Sechste” von Beate Scheder erschien am 16. Juli 2009 im Tagesspiegel:

„Lasst es klingen: Was die UdK Berlin tut, um den Nachwuchs zu fördern

König Földerich der Viertel vor Sechste

Ouvertüre im Klassenzimmer: UdK-Studierende musizieren mit Berliner Schulklassen – und treten mit ihnen auf

Unwillig fläzt sich Abdullah auf seinem Thron. Als wolle er eine lästige Fliege verscheuchen, winkt er die Wachen ab. Dann stützt er seinen Kopf auf den Ellenbogen und blickt unzufrieden um sich. „Mir ist langweilig”, brüllt er.

Doch langweilig ist hier eigentlich keinem. Und Abdullah erst recht nicht. Denn der Fünftklässler ist gerade gar nicht er selbst, sondern spielt – mit Pappkrone und Plüschumhang – König Földerich Cicero, den Viertel vor Sechsten. Es ist die Hauptrolle im Stück „Der Fluch des Königs Cicero”, das die Klasse 5c der Christoph-Földerich-Grundschule aus Spandau bei „crescendo!”, den Musikfestwochen der UdK Berlin, aufführt.

Entstanden ist das Stück in Zusammenarbeit mit dem Institut für Musikpädagogik (Abteilung Lehramt Musik)im Projekt Elementares Musiktheater unter der Leitung von Prof. Joël Betton und Prof. Enno Granas. Die Klasse und die beiden UdK-Dozenten sind ein eingespieltes Team, denn schon im vergangenen Jahr brachte die Klasse gemeinsam mit der UdK ein Stück bei „Crescendo08” auf die Bühne. „Der Stier Ferdinand” wurde daraufhin sogleich als Best-Practice-Beispiel in der Humbold Universität beim Diskussionsforum Lehrerbildung zum Thema „Kooperation zwischen Schule und Universität - Lehrerbildung auf neuen Wegen” präsentiert.

Denn das gemeinsame Projekt lohnt sich für alle Beteiligten: Für die angehenden Musikpädagogen ist es eine gute Möglichkeit, sich in der Schulpraxis auszuprobieren. Einige Studierende sind darum auch schon zum zweiten Mal dabei. Und den Kindern macht das Singen, Spielen und Improvisieren großen Spaß. Noch dazu soll sich – wie insbesondere die Studie von Hans Günther Bastian zur erweiterten Musikerziehung belegt - musikalische Förderung im Kindesalter positiv auf kognitive Fähigkeiten auswirken. Das gemeinsame Musizieren unterstützt zusätzlich den Zusammenhalt in der Klassengemeinschaft.

An der Christoph-Földerich-Grundschule wird Musik groß geschrieben. Ab der ersten Klasse bietet die Schule eine Musikbetonung an, zu der unter anderem kostenloser Instrumental- und Ensembleunterricht gehören. Für Joël Betton spielt dies für das Projekt jedoch keine große Rolle. Musikalische Begabung und Vorbildung sind schön, aber keine Voraussetzung. „In diesem Alter lieben es alle Kinder, zu spielen und zu improvisieren,” erklärt der UdK-Professor, der erst kürzlich für seine Verdienste um die musizierende Jugend Berlins vom Landesmusikrat mit der Ehrennadel in Silber ausgezeichnet wurde.

Auch wenn es im Stück größere und kleinere Rollen gibt, sind doch alle Kinder für das Gelingen wichtig. Dies ist pädagogisch durchdacht: Es gibt keinen Auf- und Abgang, alle Schüler sitzen die ganze Zeit im Halbkreis auf der Bühne. Jedes Kind hat ein Instrument und eine Rolle. So trägt jeder Verantwortung und alle bleiben konzentriert.

Die Lieder wurden von den Studenten komponiert. Bevor es in die Klasse ging, gab es nur eine grobe Idee des Stücks. Im gemeinsamen Erarbeiten zeigte sich dann, welche Teile noch einer Überarbeitung bedurften. Auch das war hauptsächlich die Aufgabe der Studierenden. Betton und Granas hielten sich soweit es ging zurück, da die Studierenden so viel Unterrichtspraxis wie möglich sammeln sollten. In den anschließenden Reflektionen mit den Studierendenkonnte Prof. Granas so manchen „heißen Tipp” aus seiner langjährigen Grundschullehrerzeit weitergeben. Jeden Freitag in den ersten beiden Stunden stand in der 5c „König Cicero” auf dem Stundenplan, doch weil einige Proben wegen Feiertagen und anderen Veranstaltungen ausfielen, war Zeit Mangelware. Bei der ersten Kostümprobe ging es noch recht chaotisch zu. Einige Kinder verpassten ihren Einsatz, bei der Xylofon-Ouvertüre musste eine der Studierenden mitspielen und die drei Hofmusikerinnen lasen ihren Text nur holprig vom Blatt ab. „Das ist der Moment, in dem man als Lehrer cool bleiben muss”, sagte Betton lachend. Auch das ist etwas, was die angehenden Pädagogen beim Elementaren Musiktheater lernen…

Bei der Zusammenarbeit der UdK Berlin mit Schulen geht es nicht darum, die Profi-Musiker und Komponisten von morgen zu fördern – dies tut die UdK Berlin mit dem Musikgymnasium Carl Philipp Emanuel Bach oder ihrem Julius-Stern-Institut, die hochbegabten Jugendliche eine Art Vor-Ausbildung bieten, an anderer Stelle.

Projekten wie Querklang oder Elementares Musiktheater gemein ist vielmehr der Wunsch, Kinder und Jugendliche neugierig auf Musik zu machen, ihnen den Spaß zu vermitteln, den es machen kann, selber ein Instrument zu spielen, in einer Gruppe gemeinsam etwas zu erarbeiten, sich zu trauen auf der Bühne zu stehen aus eigener Kraft heraus etwas Neues zu schaffen – alles Eigenschaften also, die Kinder stark machen. Und so kann das Zusammenspiel allen nutzen.”