Programm der Ringvorlesung SoSe 2008
Ringvorlesung 24. April 2008 - 10. Juli 2008
 „Diese Kultur ist nun also über die Welt verstreut worden.“ Die  nationalsozialistische Vertreibung von Musikern und ihre kulturellen  Folgen
 Eine Ringvorlesung veranstaltet von der Staatsoper Unter den Linden  Berlin, dem musikwissenschaftlichen Seminar der Humboldt-Universität  Berlin und der Forschungsstelle „Exil und Nachkriegskultur“ der  Universität der Künste Berlin.
 Konzeption und Organisation: Camilla Bork, Humboldt-Universität Berlin,  Matthias Pasdzierny und Dörte Schmidt, Universität der Künste Berlin
 Die Veranstaltungsreihe wird durchgeführt im Kontext der Ausstellung  „verstummte stimmen“ (Staatsoper Unter den Linden Berlin und Centrum  Judaicum). Das Projekt wird finanziert aus Mitteln des  Hauptstadtkulturfonds und der Berliner Morgenpost.
 Was Erika und Klaus Mann im Vorwort ihres Buches „Escape to life“ für  das Exil der deutschen Kultur im Allgemeinen feststellten, gilt in  besonderem Maße für die Musik. Nicht nur der Weggang prominenter  Komponisten wie Arnold Schönberg oder Paul Hindemith, sondern vor allem  auch vieler ausübender Künstler, Instrumentalisten, Sänger und  Dirigenten, veränderte das deutsche, europäische und weltweite  Musikleben tiefgreifend. Vielleicht erweist sich das Exil der Musik gar  als eine verschwiegene Voraussetzung der heutigen globalen Kultur  klassischer Musik. Denn mit den emigrierten und geflüchteten Musikern  wanderten teilweise ganze Interpretationsschulen, Traditionsstränge und  Repertoires der deutschen Musikkultur in die Exilländer aus. In der  Veranstaltungsreihe wird es darum gehen, solche Bewegungen und ihre  Folgen sichtbar zu machen. Was geschah mit dieser Kultur und ihren  Trägern in den Exilländern und wie veränderte sie sich durch die  Fremdheitserfahrung? Wie wirkte die internationale Kultur zurück auf  Nazi-Deutschland?
 Welche Rolle spielte die Auseinandersetzung mit dem Exil innerhalb der  Debatten um eine ästhetische und kulturpolitische Neuausrichtung beim  Wiederaufbau der Musikkultur nach 1945 in Deutschland?
 Als Referenten sind vorgesehen: Irmela von der Lühe (FU Berlin),  Wolfgang Benz (Zentrum für Antisemitismusforschung), Albrecht Dümling  (musica reanimata e.V.), Markus Böick (Ruhr-Universität Bochum), Dietmar  Schenk, Cordula Heymann-Wentzel, Matthias Pasdzierny (Universität der  Künste Berlin), Reinhard Kapp (Universität für Musik und darstellende  Kunst Wien), Rebecca Grotjahn (Universität Paderborn/Hochschule für  Musik Detmold), Burkhard Meischein (Hochschule für Musik Dresden)
 donnerstags 19.30 Uhr (außer 1.5.)
 Beginn 24.4.
 UdK Berlin Hörsaal (Raum 322)
 Fasanenstr. 1 B
 Berlin-Charlottenburg
 Eintritt: frei
24.4. Prof. Dr. Irmela von der Lühe (FU Berlin) Die Manns: Deutsche (Musik)Kultur im Exil
 8.5. Prof. Dr. Wolfgang Benz (Zentrum f. Antisemitismusforschung/TU Berlin) Es gab keine "Stunde Null". Das Berliner Musikleben unter alliierter Kontrolle 1945
 15.5. Cordula Heymann-Wentzel (UdK Berlin) Das Stern´sche Konservatorium der Musik in Berlin: Die Auflösung des ersten Berliner Konservatoriums durch die Nationalsozialisten
 22.5. Prof. Dr. Rebecca Grotjahn (Universität Paderborn/Hochschule f. Musik Detmold) "Wir haben in all diesen Jahren Deutschlands Flagge und Namen hochgehalten." Sängerinnen und Sänger in der Emigration.
 29.5. Dr. Albrecht Dümling (musica reanimata e.V.) Von gefeierten Stars zu "Enemy Aliens". Das Ende der Weintraubs Syncopators
 5.6. Dr. Dietmar Schenk (UdK Berlin) Die Berliner Musikhochschule, die nationalsozialistische Expansionspolitik und das Ausland
 12.6. Dr. Burkhard Meischein (Hochschule für Musik Dresden) Der Körper als Medium der Politik – Körperbilder, rassistische Verfolgung und Richard Strauss
 19.6. Prof. Dr. Reinhard Kapp (Universität für Musik u. darstellende Kunst Wien) Aufbruch und Kontinuität. Dirigentenkarrieren nach 1945
 26.6. Matthias Pasdzierny (UdK Berlin) Eine Rückkehr als Politikum. Erich Kleiber und das Berliner Kulturleben der Nachkriegszeit
 3.7. Markus Böick (Ruhr-Universität Bochum) Gefühlte Dissonanz. Zur Entschädigung von NS-verfolgten Musikern in der frühen BRD