Anlaufstellen und Orte in Berlin

Quelle: Anita Nguyễn
Quelle: Anita Nguyễn
Quelle: Anita Nguyễn
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Der erste Pride war ein Aufstand

Queer-feministische Kämpfe für Gleichberechtigung waren und sind bis heute untrennbar von emanzipatorischen Bewegungen der Sexarbeiter*innen: Beide Bewegungen bestehen auf ihr Recht unabhängig von Staat und Polizei über ihre Körper zu verfügen und kämpfen um Selbstbestimmung. Historisch waren queere Menschen häufig auch in der Sexarbeit tätig. Sie waren daher im Kampf für die Rechte beider Gruppen beteiligt. Hinzu kommt, dass queere Sexarbeitende wegen ihrer Tätigkeit gezielter Queerfeindlichkeit ausgesetzt sind. Zusätzlich zur Erfahrung Stigmatisierung gegenüber Sexarbeit erfahren sie Diskriminierung in der Gesellschaft, im Gesundheitssystem, bei Behörden, Justiz und Polizei erfahren.

»Tatsächlich war und ist der Kampf für die Rechte von LSBTQ-Personen untrennbar mit dem Kampf für die Rechte von Sexarbeitenden verbunden. Beide Bewegungen bestehen darauf, dass die Polizei kein Recht hat, mündigen Erwachsenen vorzuschreiben, wie sie ihren Körper zu nutzen haben; beide Bewegungen fordern, dass sich der Staat aus den Schlafzimmern marginalisierter Menschen heraushält. [...] Darüber hinaus waren viele der Teilnehmer*innen der Stonewall-Aufstände, die erst Stonewall-Protest ermöglichten, selbst Sexarbeitende. Dies lag vor allem an den begrenzten Erwerbsmöglichkeiten für queere Menschen zu dieser Zeit. Diejenigen, die heute für die Befreiung queerer Menschen kämpfen und im Juni dieses Jahres den 50. Jahrestag von Stonewall begehen, sollten die radikalen Ursprünge der LGBTQ-Bewegung kennen und sich der Verantwortung bewusst sein, die sie gegenüber Sexarbeiter*innen haben.« (Stern, 2019)

»Queerfeindlichkeit ist gerade für Personen, die in der Sexarbeit tätig sind, ein alltägliches Problem. Dabei sind sie in ihrer Tätigkeit mitunter gezielt LSBTIQ*-feindlicher Gewalt ausgesetzt und erfahren oft auch innerhalb der Arbeitsstrukturen der Sexarbeit Ausgrenzung. Sexarbeitsfeindlichkeit, Stigmatisierung und Diskriminierung durch die Gesellschaft, im Gesundheitssystem und in Behörden, Polizei und Justiz gehören zum Alltag.[1] Dem müssen wir entgegenwirken.«

Schwulenberatung

Die Schwulenberatung Berlin setzt sich für Akzeptanz unterschiedlicher Lebensentwürfe ein und bietet professionelle Hilfe zur Selbsthilfe. In zahlreichen Projekten werden neben schwulen und bisexuellen Männern auch weitere Zielgruppen wie z. B. queere geflüchtete Menschen, ältere queere Menschen, trans*- und intergeschlechtliche Menschen angesprochen. Ein gutes Beispiel ist Queer leben, ein Beratungsprogramm der Schwulenberatung, das sich auf Trans*- und Intergeschlechtlichkeit fokussiert.

TransInterQueer

TransInterQueer bietet seit 2006 eine Vielzahl selbstorganisierter Angebote. Dazu gehören Gruppenangebote, Bildungs- und Aufklärungsarbeit, Beratung und Information sowie politische Arbeit und nationale und internationale Vernetzung zu trans*, inter* und nicht-binären Themen. TrIQ, der Träger von TransInterQueer, einem sozialen Zentrum der Selbstorganisation, war der erste in dieser Form offizielle Zusammenschluss von trans* und inter* Aktivist*innen in Berlin.

LesMigras als Teil der Lesbenberatung 

»LesMigraS wurde 1999 gegründet und hat sich von einem Projekt für lesbische Migrantinnen und Schwarze Lesben zu einem vielfältigen Antidiskriminierungs- und Antigewaltbereich innerhalb der Lesbenberatung entwickelt. Heute ist LesMigraS ein Ort für trans* und cis Frauen, trans* Männer, nicht-binäre, inter* und genderqueere Personen unterschiedlichster sexueller Orientierungen und Herkunft. Unsere Arbeit basiert auf dem Respekt für vielfältige Identitäten und Selbstdefinitionen – alle, die sich davon angesprochen fühlen, sind herzlich willkommen.«

Gladt e.V.

»GLADT ist eine Selbstorganisation von Schwarzen, Indigenen und of Color Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans, Inter und Queeren Menschen in Berlin, die sich gegen Rassismus, Sexismus, Trans*- und Homofeindlichkeit, Behindertenfeindlichkeit sowie andere Formen von Diskriminierung engagieren. (Ein besonderer Schwerpunkt unserer Arbeit liegt auf den Themen Mehrfachdiskriminierung und Intersektionalität[…])«

Quateera

Quarteera e.V. unterstützt russischsprechende LSBTQ+-Menschen in Deutschland. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine unterstützt Quarteera e.V., queere Kriegsgeflüchtete, wie auch andere Schutzsuchende aus den Regionen von Osteuropa, Zentralasien und Kaukasus, insbesondere aus Russland und Belarus, die Schutz in Deutschland suchen.

QueerBerg Collective

»QueerBerg Collective Berlin ist ein BIPOC-Kollektiv für queere Refugees und andere trans* Künstler*innen und Performer*innen in Berlin. Unsere Organisationsstruktur folgt der revolutionären queeren Praxis der Houses, wie sie trans und nicht-binäre Menschen seit Jahrzehnten gegründet haben, um sich gegenseitig zu versorgen und miteinander zu solidarisieren. [...] Seit Prens Emrah das Kollektiv Ende 2018 gegründet hat, bietet QueerBerg ein ähnliches Unterstützungssystem für geflüchtete Künstler*innen, sowohl auf der Bühne als auch in den alltäglichen Herausforderungen, mit denen wir als Schwarze und braune Queers und trans* Menschen aus Syrien, Palästina, Malaysia, Kurdistan, der Türkei, asiatischen Ländern und vielen mehr, konfrontiert sind.«

BiBerlin e.V. / Fachstelle Bi+

»Mit unserem Verein wollen wir bestehenden Vorurteilen und Diskriminierungen gegenüber Bi+ Menschen entgegentreten und deren selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen fördern. Wir setzen uns für die Förderung von Wissenschaft, Forschung, Bildung, Erziehung und Aufklärung zu Lebensrealitäten von Menschen bisexueller bzw. nicht-monosexueller Orientierungen ein.«

BiBerlin e.V. wurde am 12. August 2018 gegründet und entstand aus dem bis heute bestehenden offenen Bi-Treffen im Sonntags-Club, das es seit 2011 gibt. Dieses Treffen hat seine Ursprünge in einem bisexuellen Gesprächskreis, der erstmals 1988, ebenfalls im Sonntags-Club, stattfand.

QuARC

»Berlin Queers Against Racism and Colonialism (QuARC) ist eine Dachorganisation für Queers* in Berlin, die sich für antirassistische und antikoloniale Politik engagiert.«

Casa Kuà

»Casa Kuà wird von trans* und nicht-binären BIPoCs selbst organisiert, um anderen trans*, inter*, nicht-binären und queeren Menschen, insbesondere denen, die von Rassismus betroffen sind, einen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Das Ziel von Casa Kuà ist es, traditionelle und konventionelle medizinische Behandlungen miteinander zu verbinden.«

LSVD

»Wir als LSVD⁺ – Verband Queere Vielfalt sind ein Bürgerrechtsverband und vertreten seit 1990 die Interessen und Belange von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans* und intergeschlechtlichen sowie queeren Menschen (LSBTIQ*). Der LSVD⁺ ist der größte Verband für LSBTIQ* in Deutschland. Wir wollen, dass LSBTIQ* als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft akzeptiert und anerkannt werden.«

Das LSVD bietet verschiedene Projekte im Raum Berlin Brandenburg an – darunter MILES, das psychosoziale Unterstützung für LGBQTI*-Geflüchtete, LGBTQI*-Menschen mit Migrationsgeschichte sowie Schwarze und andere LGBTQI* of Colour bietet. Außerdem gibt es beim Regenbogenfamilienzentrum Beratungsangebote, Spielenachmittage und viele weitere Angebote für LGBTQI*-Menschen mit Kindern oder Kinderwunsch.

Sonntags-Club

»Der Sonntags-Club e.V. ist ein Veranstaltungs-, Informations- und Beratungszentrum für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*, inter* und nicht-binäre Menschen. Er ist ein Treffpunkt für alle queeren Menschen sowie für alle Freund*innen und Interessierte.« Die Kultur- und Bildungsveranstaltungen sind für eine breite Öffentlichkeit in der gesamten Stadt ein interessantes Angebot.

Queerhome*

Queerhome*, eine Wohnraumberatung für queere Personen, ist ein Projekt des Sonntagsclub.

IQZ - Inklusives Queeres Zentrum

Das Inklusive Queere Zentrum (IQZ) ist ein Raum für behinderte und andere von Ableismus betroffene Queers. Im Sinne einer Fachstelle für LSBTIQ+ und Inklusion unterstützt das IQZ beim Erkennen und Abbauen von Barrieren.

Queere Archive

Lange Zeit, vor allem bis zur Legalisierung von Homosexualität 1994, wurde Queerness meist nur durch Staatsgewalt und Ärzt*innen zum Zwecke der Kriminalisierung oder Pathologisierung dokumentiert. Selbstbestimmte Archive sind wichtige Räume des Erinnerns, Widerstands und der kollektiven Selbstermächtigung.

SichtBar 2018

Schwarze Widerstände gibt es seit Beginn der Kolonialisierung, jedoch sind diese wenig dokumentiert, noch nicht verbreitet oder haben zu wenig Reichweite. Die SichtBar will diese Leerstellen füllen. Sie ist ein Labor, Leseinsel, Bibliothek, Archiv, Infopoint und ein mobiles Denkmal. Das mobile Archiv, das aus Regal, Tisch, Hockern und Display besteht, ist bewusst nicht nur eine Leseinsel, sondern auch ein Treffpunkt, um in den Austausch zu treten.

Spinnboden Lesbenarchiv & Bibliothek e.V.

»Der Spinnboden ist ein ›Archiv von unten‹, entstanden in und aus der Lesbenbewegung der 1970er Jahre, um die eigene(n) Geschichte(n) zu bewahren, die sonst in den herrschenden Erinnerungspolitiken an den Rand gedrängt werden. Wir dokumentieren den Wandel und die Vielfalt der Selbstverständnisse, Kulturen und Politiken von Lesben und bieten gleichzeitig einen Ort für Begegnungen und Diskussionen an.«

Schwules Museum Berlin

»Das Archiv des Schwulen Museums zählt zu den klassischen ›Bewegungsarchiven‹, die aus den politischen Gegen- und Subkulturen der Nach-68-er-Bewegungen hervorgegangen sind. Das Archiv entstand parallel zum Aufbau des Schwulen Museums seit 1984/85. Auch durch die zeitliche Nähe der Museumsgründung zum Höhepunkt der AIDS-Krise um 1985 verstand sich das Archiv zunächst als Archiv der Schwulenbewegung, d. h. mit einem Sammlungsschwerpunkt zur männlichen Homosexualität. Inzwischen reicht der Sammlungsgegenstand weit über Bewegungsthemen und die rein schwule Thematik hinaus.«

Historisches

Aus Aktivismus und Dringlichkeit heraus sind besonders zur AIDS-Epidemie Beratungsprogramme wie Mann-o-Meter entstanden, die bis heute einen HIV-fokussierten Ansatz verfolgen und die historischen Kämpfe der queeren Community in Berlin darstellen.

Podcast-Empfehlung: Unsichtbare Heldinnen - die Rolle von Lesben in der Aids-Krise (131)

Orte der Zusammenkunft

Selbstorganisierung überschneidet sich im queeren Kontext oft mit Bars und Clubs als wichtige Orte der Community: das Schwuz war zum Beispiel ein wichtiger Versammlungsort während der AIDS-Epidemie und ist immernoch einer der bekannteren Clubs für die Community. Orte wie das Oya oder Silverfuture, Partyreihen und Workshops bieten so nach wie vor Raum für Zusammenkommen, Austausch und Empowerment der queeren Community.

 

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