TransLivesMatter: Cleo und Consuelo

Quelle: Anita Nguyễn
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Gerechtigkeit für Cleo

Timeline

  • seit 31.05.2024 in Untersuchungshaft: Cleo wird Mord vorgeworfen
  • 9 Tage Prozess: Cleo war nachweislich nicht am Tatort, das Beweisvideo der Überwachungskamera, die sie an einer Bushaltestelle filmt weit weg vom Tatort filmt, wird als Beweismittel abgelehnt wegen Formalitäten. Cleos Trans-sein wird im Prozess konstant thematisiert, diskutiert und abgelehnt. Obwohl Cleo ihren Namen und Geschlechtseintrag nach dem SBG geändert hat, wird sie misgendert. Wie sie ihre medizinische Transition und damit ihren Körper selbst bestimmt, wird als Beweis gegen ihr Frausein verwendet. Auch wird ihr im Laufe des Prozesses durch ein Gutachten ihre Transfeminität abgesprochen.
  • 16.04.25: Verurteilung zu 12 Jahren und 8 Monaten Haft im Männergefängnis durch das Potsdamer Landgericht

»Cleo – eine Schwarze trans Frau aus Südafrika – wurde in ein Gefängnis gesteckt, das ihre Geschlechtsidentität nicht anerkennt, wie so viele andere gender-nonconforming Menschen im Gefängnissystem. Sie befindet sich seit dem 31. Mai 2024 in Untersuchungshaft, nachdem sie auf der Grundlage von Verdächtigungen, die durch Racial Profiling und Transmisogynoir geprägt zu sein scheinen, verhaftet wurde.
Die Gefängnisse arbeiten immer noch nach einem hyper-geschlechtsspezifischen binären System. Genauso wie trans Menschen im Alltag mit disproportionalen Gewaltandrohungen konfrontiert sind, so sind sie es auch hinter Gittern. Die medizinischen Bedürfnisse einer trans Person unterscheiden sich außerdem von denen einer cis Person und sollten während der gesamten Haftzeit berücksichtigt werden.
Cleos Situation im Gefängnis ist schrecklich: Sie ist in dauerhafter Isolationshaft und wird ständig ihrer grundlegenden Menschenrechte beraubt. Es müssen dringend Schritte unternommen werden, um ihre vielfach diskriminierenden und prekären Bedingungen im Männergefängnis in Neuruppin zu verbessern.
Cleo ist in akuter Gefahr – physisch und psychisch! […]
Cleo steht für viele, deren Leben durch Rassismus, Transfeindlichkeit und staatliche Gewalt bedroht sind. Deine Spende zeigt: ›Wir sehen dich. Wir schützen uns gegenseitig. Wir geben nicht auf.‹«

»In einer Zeit, in der die weltweiten Angriffe auf trans Menschen rapide zunehmen, koordinierte Anstrengungen unternommen werden, um unseren rechtlichen Status und unser Recht auf Selbstbestimmung auszulöschen, und in den Medien Hetzkampagnen geführt werden, die uns als Sexualstraftäter*innen und psychiatrische Problemfälle darstellen, die gezwungen werden sollen, das ihnen zugewiesene Geschlecht zu akzeptieren, ist es keine Überraschung, dass der Staat frauenfeindliche und rassistische Kriterien dafür aufstellt, wer eine Frau sein kann und wer nicht.
Und in einer Zeit, in der in Deutschland die Unterdrückung des Rechts auf freie Meinungsäußerung und des Rechts auf politische Meinungsverschiedenheiten eskaliert, sendet der Entzug der Handlungsfähigkeit und des Rechts auf Selbstbestimmung einer asylsuchenden Schwarzen Transfrau eine klare Botschaft: Wer nicht ins Schema passt, ist in diesem Land nicht willkommen.
Dieser Fall sollte uns alle wütend machen und zum Handeln auffordern – es liegt in unser aller Verantwortung, uns mit Cleo gegen die entsetzliche staatlich sanktionierte Gewalt zu solidarisieren. Sie hat etwas Besseres verdient, wie wir alle.«

Zentrale Begriffe

Misogynoir: Der Begriff misogynoir (Kofferwort aus misogyny und noir) bezeichnet den spezifischen Hass, Widerwillen, Argwohn und das Vorurteil gegenüber schwarzen Frauen. Transmisogynoir beschreibt die Unterdrückung schwarzer Transfrauen. Quelle: Biehl, Brigitte (2023)

Consuelo

Consuelo, ein schwarzer Transmann aus Spanien, wird seit dem 3. April von den deutschen Behörden rechtswidrig festgehalten. Nachdem er von der Polizei in Berlin ohne Grund beim Autofahren angehalten worden war, wurde er verhaftet, erniedrigt, misgendered; und der Fälschung seines Ausweises beschuldigt und ihm wurde der Kontakt zur Außenwelt verweigert. Diese Behandlung spiegelt das Muster der systemischen Gewalt gegen trans Menschen wider, die kriminalisiert, verleugnet und von den Strafverfolgungsbehörden misshandelt werden. Er sieht sich nun fabrizierten Anschuldigungen gegenüber und wird bis zu seinem Prozess in drei Monaten in der Frauenabteilung des Pankower Gefängnisses festgehalten. Da es keinen klaren Zeitplan für seine Freilassung gibt, sammeln wir gemeinsam Spenden, um sein Überleben und seinen Übergang zu Stabilität nach dieser ungerechten Inhaftierung zu unterstützen. Das ist keine Gerechtigkeit. Das ist gezielte staatliche Gewalt. Consuelo zog 2019 nach Berlin, um seine Familie zu unterstützen und sich ein stabiles Leben aufzubauen, obwohl er mit systemischem Rassismus und unterbezahlter Arbeit konfrontiert ist.

Die unrechtmäßige Inhaftierung von Consuelo ist die vorhersehbare Gewalt eines Systems, das auf Anti-Schwarzsein, kolonialer Enteignung und transfeindlichem Schrecken beruht. Der industrielle Gefängniskomplex »rehabilitiert« nicht; er lässt die Marginalisierten verschwinden, sperrt die Armen ein und setzt die geschlechtsspezifische/rassistische Ordnung mit brutaler Gewalt durch.

Wir lehnen dieses koloniale Spektakel ab und kämpfen gegen ein Regime, das den Widerstand pathologisiert und das Überleben kriminalisiert. Das Gefängnis ist kein Ort der »Gerechtigkeit«, sondern ein Ort der blutigsten Transaktionen des rassistischen Kapitalismus, an dem das Leben von Schwarzen, trans und Migrant*innen für Profit und politisches Spektakel gehandelt wird. Wir lehnen den Mythos der »Kriminalität« ab.

IDAHOBIT: Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie

Cleo und Consuelo sind nicht die einzigen Transpersonen, die Gewalt durch das Justizsystem erfahren haben, und sie werden auch nicht die letzten sein. Jedes Jahr im Juni erinnern wir uns daran, dass wir für unsere Rechte kämpfen mussten: Der Grundstein dieses Kampfes war der Widerstand gegen die alltägliche Kriminalisierung armer, rassifizierter Transpersonen, Sexarbeiter*innen und Queers, die allein aufgrund ihrer Existenz verhaftet, geschlagen und schikaniert wurden. Sie wehrten sich, und die darauf folgenden Unruhen sind heute als Christopher Street Day bekannt.

Erst am 17. Mai 1990 wurde Homosexualität in Deutschland nicht mehr als psychische Erkrankung eingestuft: Auch das feiern wir jedes Jahr am IDAHOBIT (Transsexualität, die Diagnose, die Transpersonen nach wie vor benötigen, um Zugang zum Gesundheitssystem zu erhalten, bleibt jedoch weiterhin auf der Liste der psychischen Erkrankungen. Bis heute werden Transkörper auf diese Weise kontrolliert und pathologisiert). Der Kampf für ein selbstbestimmtes Leben ist daher noch nicht vorbei.

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