Hybrid Talks #49 What the Fungus! Wege zu einer neuen (Material)Zukunft – Veranstaltungsreihe

Hybrid Plattform

Am 6. Mai 2025 finden die 49. Hybrid Talks „What the Fungus! Wege zu einer neuen (Material)Zukunft“ in unserem Lab in der Villa Bell statt, zu denen wir Sie herzlich einladen.

Pilze sind aktuell viel gefragt. Sie werden nicht nur als Lieferanten von Lebensmitteln, Getränken und Medikamenten geschätzt, neuerdings wird viel über die Nutzung von Pilzmyzel als innovativem, nachhaltig gewonnenen und biologisch abbaubarem Material gesprochen. Eine Zukunft, in der wir in Pilzhäusern wohnen, uns in Pilze kleiden, auf Möbelstücken aus Pilzen sitzen, beflügelt daher Wissenschaften, Künste und Design, begeistern darüber hinaus viele DIY Initiativen. Was ist eigentlich mit all dem gemeint und gewollt? 

Und: können wir darüber hinaus auch etwas von Pilzen lernen? Kann ein Denken über die Welt der Pilze und ihre Fähigkeiten, uns helfen, etwas für unser Leben, für unser Tun und für die Zukunft der Menschheit zu erkennen? Können uns Pilze vielleicht helfen, unsere filosofía (φιλοσοφία, griechisch für Liebe zur Klugheit/Weisheit), also den Wunsch des Menschen, die Welt, die Natur und sich selbst zu verstehen, weiterzuentwickeln?

Die Podiumsdiskussion soll zu einem Nachdenken über die Welt der Funga anregen, die über die Nutzung reiner pilzbasierter Materialien hinausgeht: Über ihre Fähigkeit, sich über Jahrtausende hinweg an sich permanent verändernde Umweltbedingungen kontinuierlich anzupassen, über ihre Intelligenz, die sich vor allem durch communitas (lateinisch für „Gemeinschaft) auszeichnet und den Weg für ihren evolutionär gewachsenen Erfolg geebnet hat, durch Austausch und Vernetzung mit anderen Lebewesen sowohl stabile als auch agile (Überlebens-)Gemeinschaften zu bilden. Wir könnten also viel von ihnen und ihrer Intelligenz lernen. Können wir?

 

Wir laden zu einer spannenden Veranstaltung ein! Es diskutieren:

 

Referent*innen:

 

Claudia Mareis ist Professorin für Gestaltung und Wissensgeschichte am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie ist Co-Sprecherin des interdisziplinären Exzellenzclusters Matters of Activity. Image Space Material, der sich auf eine neue Rolle der Gestaltung konzentriert, die sich vor dem Hintergrund der wachsenden Vielfalt und der kontinuierlichen Entwicklung von Materialien und Visualisierungsformen in allen Disziplinen abzeichnet. In sechs Projekten untersuchen mehr als 40 Disziplinen systematisch Entwurfsstrategien für aktive Materialien und Strukturen, die sich an spezifische Anforderungen und Umgebungen anpassen. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen: Designgeschichte und -methodologie im 20. Jahrhundert, Wissenskulturen im Design, experimentelle Design- und Medienpraktiken, Kulturgeschichte von Kreativität und Kreativitätspraktiken, sowie Design- und Materialpolitiken.

 

Vera Meyer ist Professorin für Angewandte und Molekulare Mikrobiologie an der Technischen Universität Berlin. Die Erforschung und Optimierung pilzlicher Zellfabriken bilden den Schwerpunkt, dabei geht es um eine effektivere Nutzung pilzlicher Stoffwechselpotenziale zur Herstellung von Medikamenten, Enzymen und Biomaterialien. Sie entwickelt mit ihrem Team Methoden aus der Systembiologie und der Synthetischen Biologie. Ihre inter- und transdisziplinären Forschungsvorhaben verbinden Natur- und Ingenieurswissenschaften mit Kunst, Design und Architektur und entwerfen biobasierte Szenarien für mögliche Lebens- und Wohnwelten der Zukunft. Vera Meyer ist auch als bildende Künstlerin unter dem Pseudonym V. meer aktiv und macht durch die Mittel der Kunst das Potenzial von Pilzen für eine nachhaltige Zukunft in der Gesellschaft bekannter. 2020 gründete sie gemeinsam mit Sven Pfeiffer das interdisziplinäre SciArt Kollektiv MY-CO-X.

 

Nora Wilhelm arbeitet als Materialforscherin mit gebrauchtem Material zu aktuellen Fragen einer klimaschonenden Ressourcennutzung. Sie ist Designerin, lebt und arbeitet in Berlin und wirkt seit 2020 in der MITKUNSTZENTRALE im Haus der Materialisierung. Im Möbelkatalog, der dort seit Herbst 2021 erhältlich ist und jährlich aktualisiert wird, thematisiert sie mit Kollaborateur_innen Designstrategien für das Bauen mit Gebrauchtem. Nora Wilhelm ist motiviert von einer materiellen Kultur, in der wir uns einreihen in eine Kette von Entscheidungen, die in der Nutzung, Farbe und Form zu einem Bauteil oder Material schon vor uns getroffen wurden und nach uns getroffen werden werden. Als Mitbegründerin des Pilz-Kunst-Labors, eines transdisziplinären Lehr- und Forschungsprojekts im Haus der Materialisierung, vermittelt und erforscht sie seit 2021 Pilzkultivierung mit Resten von Resten, um materielle Kreisläufe weiterzuentwickeln.

 

Bernhard Glocksin ist Künstlerischer Leiter der Neuköllner Oper Berlin und gemeinsam mit Sabrina Rossetto Initiator und Programmgestalter der Reihe WUNDERKAMMER. Zuvor war er Dramaturg und Chefdramaturg an Staats- und Stadttheatern in Hannover, Zürich, Salzburg, Mainz und am Deutschen Theater in Göttingen, dort auch stellvertretender Intendant. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit dort waren Projekte mit Autor_innen und Schreib-Werkstätten. Er schrieb Stücke für Musiktheater mit Uraufführungen in Berlin, Salzburg, Wien, Stuttgart, Amsterdam. Auch ist er freischaffender Juror, Projektmacher, Gastdozent und Lehrbeauftragter im In- und Ausland.

 

Erik Göngrich ist forschender Künstler, politischer Architekt, produzierender Kurator, diskursiver Zeichner, gemeinwohlorientierter Koch und performativer Verleger. Seine Arbeit thematisiert die Nutzung und Veränderung des städtischen Raumes, welchen er aktiv skulptural mitgestaltet. Vorgefundene räumliche und gesellschaftliche Situationen werden dabei zum Ausgangspunkt eines mehrjährigen, oft kollaborativen Prozesses, in dem ein zeit-, benutzer_innen- und ortsspezifisches Kunstwerk entwickelt wird. Mit der von ihm initiierten MITKUNSTZENTRALE betreibt er mit Valeria Fahrenkrog, Nora Wilhelm und vielen Kollaborateur_innen seit 2019 eine Werkstatt und einen Projektraum, wo Materialkreisläufe und Kunst in Zeiten des Klimanotstands thematisiert werden. Es handelt sich dabei um eine Zentrale der skulpturalen Gemeingüter, hergestellt durch künstlerische Praktiken des Recyclings von Materialien, Ideen und Geschichten.

 

Die Hybrid Talks laden zur gegenseitigen Inspiration und Vernetzung ein.  Vertreter_innen verschiedener Disziplinen treffen in der Villa Bell aufeinander und beleuchten aus ihrer Perspektive das Thema in kurzen Präsentationen von je 10 Minuten. Im Anschluss diskutieren sie die gegenseitigen Einblicke, Irritationen und mögliche Synergien. Der Austausch über die Grenzen einzelner Disziplinen hinweg wird im Anschluss in lockerer Atmosphäre fortgesetzt.

 

Wir freuen uns auf Ihr Kommen! 

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