SODA Lecture Series: The Performativity of Class

Prof. Dr. Ana Vujanović: The question of possession: from the bodies of the proletariat to the bodies of the precariat – Vortrag

Was bedeutet es, aus einer kritischen, feministischen Perspektive und mit Bezug auf die Idee des Prekariats, seinen eigenen Körper zu besitzen?

In einem Versuch, die Klassen-Frage in der zeitgenössischen darstellenden Kunst (-ausbildung) zu thematisieren, werde ich aus einer kritischen, feministischen Perspektive und mit Bezug auf die Idee des Prekariats untersuchen, was es bedeutet, seinen eigenen Körper zu besitzen. Nach einer theoretischen Einführung in die moderne westliche Idee des besitzergreifenden Individualismus, werde ich einen Streifzug durch die Geschichte derjenigen Körper skizzieren, die dieser Vorstellung nicht entsprechen und denen daher eine prekäre soziale Position zukommt - von den Körpern ungelernter Industriearbeiter:innrn, weiblichen Körpern im Kapitalismus, bis hin zu Genderqueer-Körpern und den Körpern freiberuflich Tätiger im tertiären Sektor der postindustriellen Ökonomie, die auch Künstler:innen einschließt. Im zweiten Teil des Vortrags werde ich die Prekarität zeitgenössischer Künstler:innen in Europa problematisieren und untersuchen, wie ihre Karrieren durch die anhaltenden finanziellen und klassenbedingten Ungleichheiten zwischen ihnen beeinflusst werden. Ich finde den historischen Prozess vom Proletariat zum heutigen vielschichtigen Prekariat (und zurück!) wichtig, da die alten Probleme der kapitalistischen Gesellschaft - Ausbeutung, Unsicherheit, Ungleichheit - noch lange nicht gelöst sind. Deshalb möchte ich den Vortrag damit beenden, dass ich mir die Geschichte der Arbeiter:innen-Kunst als ein Fach vorstelle, das Teil der Lehrpläne heutiger Kunsthochschulen ist.

Ana Vujanović, Ph.D., ist Kulturarbeiterin und lebt in Berlin. Als Forscherin, Dozentin und Autorin arbeitet sie in den Bereichen Performance, Cultural und Gender Studies. Ihre jüngsten Bücher sind A Live Gathering: Performance and Politics in Contemporary Europe, hg. mit L. Piazza (2019), und Towards a Transindividual Self, A study in social dramaturgy, mit B. Cvejić (2022). Sie war Gastprofessorin im Fachbereich Performance Studies an der Universität Hamburg. Seit 2016 ist sie Teammitglied und Mentorin an der SNDO, Amsterdam, und ab 2022 Gastprofessorin am HZT Berlin. Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit ist kultureller Aktivismus und sie hat an zahlreichen Organisationen und Initiativen teilgenommen, wie dem Redaktionskollektiv von TkH [Walking Theory] aus Belgrad und TkH Journal for Performing Arts Theory.  Sie ist auch als Dramaturgin in der zeitgenössischen Performance und im Film tätig, zuletzt in dem Dokumentarfilm Landscapes of Resistance unter der Regie von Marta Popivoda (2021).

Die Vortragsreihe wird gemeinsam kuratiert und organisiert von Prof. Dr. Sandra Noeth (MA SODA/HZT Berlin) und Prof. Dan Belasco Rogers (UdK Studium Generale).

https://www.hzt-berlin.de/forschung/projekte/soda-lectures/

Info