Seen By #18 – Ausstellung

Grafikdesign: Louise Borinski

Let’s See What We Find

Der rasende Fortschritt KI-basierter Kunstmaschinen


Technologien, die schöpferisch-imaginative Erzeugnisse wie Texte, Musikkompositionen
und Bilder hervorbringen, waren lange Zeit Gegenstand fern erscheinender Science-
Fiction-Erzählungen. Heute sind sie nicht nur real, sondern bereits im Begriff, den
Bereich künstlerischer Produktion wesenhaft zu verändern: Der frei zugängliche Text-zu-
Bild-Generator DALL-E 2 ist beispielsweise heute schon in der Lage, in kürzester Zeit
ästhetisch anspruchsvolle Bilder zu erzeugen, die, sofern gewünscht, einer
hochauflösenden Fotografie erstaunlich nahe kommen.
Viele, die damit aufgewachsen sind, dass die Entwicklung einer individuellen
künstlerischen Bildsprache eine jahrelange Auseinandersetzung mit Inhalten, Methoden,
Material und Technik voraussetzt, empfinden die frei verfügbaren KI-Systeme als
existenzielle Bedrohung ihres Berufsfeldes. Wenn nun jede*r mit einem Internetzugang
und einer originellen Idee innerhalb von Sekunden auf Knopfdruck ein ansehnliches Bild
erstellen kann, gibt es dann überhaupt noch die Notwendigkeit, ausgebildete
Spezialist*innen dafür zu bezahlen?


Let’s See What We Find


Sich als Künstler*in in Reaktion auf eine noch ungewisse Zukunft, in der Maschinen ein
immer größer werdender Anteil kreativer Verantwortung zugesprochen wird, am
Altbewährten festzuklammern, erscheint in Hinblick auf das ohnehin prekäre Arbeitsfeld
der Kunst nachvollziehbar. Kann die Verdrängungsangst jedoch abgelegt werden, bietet
das noch undefinierte Feld die Möglichkeit es forschend mitzugestalten. An diesem
Scheidepunkt der Kunstgeschichte versammelt die 18. Ausgabe von Seen By insgesamt
zehn Positionen, die fernab von Kulturpessimismus und dennoch kritisch die
Entwicklung technischer Kreativität und die sich daraus ergebenen Möglichkeiten
künstlerisch erforschen.
Aus sechs Klassen der Universität der Künste Berlin mit unterschiedlichen medialen
Schwerpunkten kommend, setzen die beteiligten Künstler*innen dabei eine Bandbreite
von Techniken ein, die von Digitaldruck über Videoinstallation bis hin zu Textil, Skulptur
und Malerei reicht. Was die Mehrheit dieser Werke verbindet, ist, dass sie im Zuge von
Kollaborationen zwischen Mensch und Maschine entstanden sind. Mit Hilfe der
künstlichen Intelligenz neuester Programme wurden in diesem Prozess zunächst Bilder,
Videos, Texte und Töne generiert, die die Künstler*innen nach weiteren
Verarbeitungsschritten des Sichtens, Auswählens, Bearbeitens und Kombinierens zu
einem Teil ihrer Arbeiten gemacht haben. Eine genaue Beschäftigung mit den
ausgestellten Werken lässt schließlich erahnen, wie mannigfaltig die künstlerischen
Einsatzmöglichkeiten der sich so rasant entwickelnden Technik sind: Es wird der
Zwischenbereich von Genres und Medien erforscht, über Landschaft nachgedacht, nach
neuen Tönen gesucht, der Lernprozess künstlicher Intelligenzen reflektiert, nach den
Grenzen und Gefahren der Programme gefragt, mit den Fehlern der Systeme gespielt
und spekulativ in eine KI begleitete Zukunft geblickt.


Mit Arbeiten von Felix Ansmann & Kani Lent, Vero Haas, Phina Hansen, Barbaros
Kisakol, Lena Kocutar, Paula Oltmann, Joachim Perez, Matthias Planitzer, Ana Tomic und
Martin Haug & Moritz Zeisner


Kuratiert von Sebastian Peter

Matthias Planitzer, His Master’s Voice, Detail, 2022, Video-Still

 Quelle: Matthias Planitzer

Lena Kocutar, 8189 Images, Detail, 2022

 Quelle: Lena Kocutar

Paula Oltmann, „Ich sehe was, was du nicht siehst“, Detail, 2022, Installationsansicht

 Quelle: Hans Noffke

Joachim Perez, Guest (green); Mechanical brain (orange), Detail, 2021

 Quelle: Musée Jenisch

Barbaros Kisakol, „Enter a few words“, Detail, 2022

 Quelle: Barbaros Kisakol

Ana Tomic, Canon Compliant 1, Detail, 2022

 Quelle: Ana Tomic

Martin Haug & Moritz Zeisner, seeking for new noise, Detail, 2020, Video-Still

 Quelle: Martin Haug & Moritz Zeisner

Phina Hansen, Mingus AI: What Does the Robot Sing About?, Detail, 2022, Video-Still

 Quelle: Phina Hansen

Felix Ansmann & Kani Lent, Lament, Detail, 2022, Video-Still

 Quelle: Felix Ansmann & Kani Lent

Vero Haas, untitled, Detail, 2022

 Quelle: Vero Haas


Ausstellungsreihe „Seen By“
Seen By #18 ist Teil der Ausstellungskooperation „Seen By“ der Kunstbibliothek der
Staatlichen Museen zu Berlin und der Universität der Künste Berlin im Museum für
Fotografie. Sie hat zum Ziel, kuratorische und künstlerische Strategien im Umgang mit
zeitgenössischer Fotografie neu zu denken. Mehr Informationen: www.smb.museum/ seenby

Info

Presse & Kommunikation UdK Berlin
presse_ @udk-berlin.de