Wasser zwischen deinen Fingern – Ausstellung

Haleen Lee

"Wasser zwischen deinen Fingern" - der anspielungsreich-assoziative Titel ist programmatisch zu verstehen. Dahinter verbirgt sich ein interdisziplinär-multimedial konzipiertes Ausstellungsformat, erarbeitet von Studierenden der UdK Berlin (Fachklasse Husain / Naprushkina) in Kooperation mit Studierenden der Kunsthochschule Weißensee (Fachklasse Ahriman / Klein), die die besonderen Begebenheiten des Strandbads Tegelsee als konstitutiv für die Entstehung der dort zu präsentierenden Arbeiten begreifen. Der Versuch einer künstlerischen Re-Inszenierung, basierend auf dem eigentümlichen Charakter dieses außergewöhnlichen Ortes.

„From the paramecium to the human race, all life forms are meticulously organized, sophisticated aggregates of evolving microbial life. Far from leaving microorganisms behind on an evolutionary "ladder," we are both surrounded by them and composed of them. Having survived in an unbroken line from the beginnings of life, all organisms today are equally evolved.“ Lynn Margulis

Stell dir vor: Du tauchst deine Hand in das klare Wasser des Sees und fährst langsam durch den feuchten, kühlen Sand, beobachtest die sich verändernde Farbe deiner Fingerspitzen. Du fühlst das Wasser, das zwischen deinen einzelnen Fingern tanzt und den aufgewirbelten Sand, der unter deine Fingernägel kriecht. Sand, den du in der S-Bahn auf dem Heimweg mit dem Daumennagel herauskratzt, der kleben bleibt und erst zu Hause unter der warmen Dusche abfällt und daran erinnert, dass du Teil von etwas geworden bist.

Das Strandbad Tegelsee ist neben dem Badebetrieb in der Saison ein Zentrum für Erholung und Kultur. Das Wasserschutzgebiet im grünen Norden Berlins mit seinem Artenreichtum und alten Baumbestand ist eine einzigartige und leicht zugängliche Naturerfahrung für die städtischen Bewohner:innen Berlins. Der Verein Neue Nachbarschaft/Moabit, der den Strand im Sommer 2021 wieder eröffnet, verfolgt dabei einen nachhaltigen Ansatz in Bildungs-, Kultur- und Freizeitaktivitäten, der günstige Eintritt (kostenlos für Kinder und Jugendliche) erlaubt auch Partizipation und Erholung für Menschen aus finanziell benachteiligten Verhältnissen.

In einer Gruppenausstellung kommen Studierende der Kunsthochschule Weißensee (Klasse Nader Ahriman) und der Universität der Künste (Klasse Nadira Husain/Marina Naprushkina) zusammen. Die Beiträge sind eine gemeinsame Übung in Sensibilität, ein kollektives Überlegen und Re-Evaluieren. Ein naturnaher Ort als Institution unter freiem Himmel fordert die Präsentationsformen heraus und öffnet Möglichkeiten, sich fernab der glatten Wände eines White Cubes zu bewegen. Die Phänomene der Symbiose und der biologischen Interaktion stehen im Mittelpunkt ihrer Überlegungen.

Neben der Ausstellung finden an den Wochenenden Performances, Konzerte und Workshops statt, in denen Wissen ausgetauscht und gemeinsam gelernt werden kann. Das Strandbad wird umarmt mit all den Bakterien im Wasser, in unseren Achseln und Armbeugen. Lynn Margulis nennt dies strong mutual co-evolution in sight specificities.

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