Monika Dommann "Tape, Xerox, Typewriter: Warum wird Geschichte chic?"

Abstract

Hermann Lübbe hat im Jahr 1982 die These vertreten, dass sich ein Musealisierungsprozess von Kultur beobachten lasse. Lübbe bezog sich dabei auf die Zunahme der Anzahl von Museen, seiner Angestellten, seiner Budgets und seiner Besucher seit dem Zweiten Weltkrieg. Aber nicht nur dies: Er beobachtete eine Konservierung ganzer historischer Landschaftsbilder und die Etablierung des Faches „Museologie“ als neue kulturwissenschaftliche Disziplin. Zur selben Zeit als Ulrich Beck den Begriff der „reflexiven Moderne“ prägte, sprach Lübbe von „progressiver Musealisierung“ als Teil einer sich beschleunigenden Historisierung der öffentlichen Kultur. Lübbe vermutete die Gründe für diesen Prozess im Charakter des Museums als „Rettungsanstalt kultureller Reste aus Zerstörungsprozessen“. Je grösser die Dynamik zivilisatorischer Prozesse, desto exzessiver fülle sie die jeweilige Gegenwart mit Relikten vergangener, ja jüngstvergangener kultureller Epochen an. Im Vortrag wird diese These anhand von Tape, Xerox, Typewriter  und ihrem Gebrach in der Geschichtsschreibung, der Kunst und der Medien diskutiert und dabei um die Frage erweitert: Warum wird Geschichte chic?

CV

Monika Dommann ist Professorin für die Geschichte der Neuzeit an der Universität Zürich. Sie forschte und lehrte u.a. an der Universität Basel, am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM)in Weimar, dem German Historical Institut (GHI) in Washington, dem Max Planck Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin, an der McGill University in Montreal und dem Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) in Wien. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Verflechtungen der Alten und Neuen Welt, die Geschichte materieller Kulturen, die Geschichte immaterieller Güter, die Geschichte der Logistik, die Geschichte des Marktes und seiner Grenzen, die Geschichte von Bild- und Tonspeichern sowie die Methodologie und Theorie der Geschichtswissenschaft. Ausgewählte Publikationen: Autoren und Apparate. Die Geschichte des Copyrights im Medienwandel (2014); Auf der Suche nach der Ökonomie (hg. gemeinsam mit Christoph Dejung und Daniel Speich Chassé, 2014); Durchsicht, Einsicht, Vorsicht. Eine Geschichte der Röntgenstrahlen, 1896-1963 (2003)

Quelle: Collage "Züri brännt", Juni 1980, Archiv der Universität Zürich, (UAZ) PA.001.196.
Quelle: Graduiertenkolleg "Das Wissen der Künste"
Quelle: Graduiertenkolleg "Das Wissen der Künste"
Quelle: Graduiertenkolleg "Das Wissen der Künste"