Artist Talk mit Sarnath Banerjee

Samstag, 7.7.2018
13.45 Uhr

In englischer Sprache
Moderation: Juana Awad, Wilma Lukatsch

Im Rahmen der Kochi Biennale 2014 arbeitete ich erstmals mit einem Historiker zusammen. Ich komprimierte einen Teil von Sanjay Subrahmanyams historischem Bericht über den portugiesischen Handel des 15. Jahrhunderts und erstellte eine Serie von Zeichnungen und Texten mit dem Titel Liquid History of Vasco Da Gama. Die Arbeit basiert auf Gesprächen zwischen Digital Dutta, einem Beamten in der Schriftgutverwaltung, und verschiedenen verrufenen Figuren der Geschichte. Duttas eigene Unglaubwürdigkeit als Historiker wird durch das zwielichtige Leben der historischen Berühmtheiten, mit denen er im Dialog steht, unterstrichen.

Bald entwickelte sich in Zusammenarbeit mit anderen Historiker_innen ein Werk, aus dem eigenwillige Lehrbücher entstanden. Stilistisch ähneln sie illustrierten Handbüchern, die in Edo (Tokio) unter der Tokugawa-Dynastie entstanden: topographische Studien, botanische Untersuchungen bis hin zu Ratgebern über Selbsthilfe und moderne Umgangsformen. 
Auf der Pune Biennale 2017 habe ich ein Geschichtsbuch für die achte Klasse überarbeitet und in einem Klassenzimmer-Setting ausgestellt. Es ging darum, den Begriff der historischen Wahrheit als Singular in Frage zu stellen und ›Zweifel‹ als entscheidenden Faktor in Lehrplänen und auch gesellschaftlich zu etablieren. Unsicherheit ist jeder Hervorbringung von Wissen zuträglich, insbesondere was die Entstehung von Gründungsmythen betrifft. 
 

Sarnath Banerjee hat vier graphic fiction-Bücher geschrieben: Corridor (Penguin, 2004), The Barn Owl’s Wonderous Capers (Penguin, 2007), The Harappa Files (Harper Collin, 2011) und All Quiet in Vikaspuri (Harper Collins, 2015). In diesen Büchern erforschte er die indische Mittelschicht und ihren Wandel vom nehruvianischen Sozialismus zum ausgeprägten Neoliberalismus. Im Rahmen seiner fortlaufenden Zusammenarbeit mit Historiker_innen hat Banerjee Liquid History of Vasco Da Gama für die Kochi Biennale 2014 und The Poona Circle, eine Reihe von Geschichtsbüchern, für die Pune Biennale 2017 produziert. Im selben Jahr erstellte er für das Frans-Hals-Museum in Haarlem I Got Ginger (2017), eine Serie von Zeichnungen und Texten, die ein »aufsässiges« Kinderbuch über den niederländischen Kolonialismus entwerfen. Er hat an der Frieze Art Fair (2009, 2015), Arco und FIAC teilgenommen und war auf der Saõ Paolo Biennale (2008), der Setouchi Triennale (2016) und der Sharjah Biennale (2017) vertreten.